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Hexen: Vier historische Romane (German Edition)

Hexen: Vier historische Romane (German Edition)

Titel: Hexen: Vier historische Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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Leben.
Nicht mehr lang, und am Horizont verkündeten rosa Lichtstreifen den nahenden Sonnenaufgang. Hermod und die Priesterschar beendeten ihre Meditation und traten schweigend den Heimweg an. Und in allen Grünanlagen lächelte jetzt ein Frühlingszauber.
    D amit Erde und Äther nun die Möglichkeit fänden, sich hinreichend miteinander anzufreunden, war der Festbeginn erst auf den Nachmittag gelegt.
Dann aber füllte sich schlagartig der Park. Jeder, der konnte, fand sich ein, Groß und Klein, Frowanger wie Franken. Die Frowanger liefen in ihren früheren, jedoch neu aufgeputzten Fest- und Trachtenkleidern freudig aufgeregt umher, einige ruderten sogleich zur Insel, und andere suchten sich nahe der Tanzpodeste oder vor den aufgebauten Tribünen einen schönen Platz.
Unterdessen steckten die Franken, ebenfalls alle schick hergerichtet, die vorbereiteten Grillstätten in Brand und stachen anschließend die Weinfässer an. Von den Tanzplätzen her ertönte bald Musik, Mitsingmusik, ausgesprochen flotte, die Soldaten staunten, hätten sie den hausbackenen Frowangern nimmer zugetraut. Die Feiernden sangen mit und begannen allmählich zu tanzen, mehr und immer mehr Paare.
„Komm, nun tanz doch auch mit“, forderten die Frowangerinnen die noch mutlos herumstehenden Soldaten nett auf, und keiner ließ sich zweimal darum bitten. So wurde die Stimmung zusehends lockerer, immer beschwingter, der Jahresbeginn gestaltete sich tatsächlich zu einem Freundschaftsbeginn.
Nur Childbrecht stapfte nervös zwischen den Feiernden umher, die Soldaten immer wieder fragend: „Na, jefällt eusch die Parkfeier? Oui, jefällt sie eusch?“
Oh, Childbrecht, hättest du dich lieber unsichtbar gemacht, warst hier der einzige Störfaktor.
Zum Sonnenuntergang wurde es vorübergehend beschaulich, die Aufführungen waren angesagt. Vor einer der Tribünen saß Waldur in seinem Rollstuhl, rechts neben ihm saß Siglind und daneben Richard, denn hier wurde der neue Knabenchor erwartet, dem auch Gernod angehörte.
Jetzt näherte sich zwischen den beiseite tretenden Menschen der Chorleiter, gefolgt von den neunzehn jungen Sängern, alle in hellem, dem traditionellen Neujahrsgrün gekleidet. Während dann die ersten die vier Stufen der Tribüne hochstiegen, flüsterte Waldur Siglind zu: „Wie kess unser Gernod wieder aussieht mit seinen bunten Seifenschaumlocken.“
Darauf stieß sie ihm vorwurfsvoll gegen den Arm: „Du ärgerst ihn immer mit seinem Haar! Dabei sagt jeder, dass es wunderhübsch ist.“
„Eben, und damit ihm das nicht zu Kopf steigt, sage ich Seifenschaum dazu. Sieht doch genauso aus, etwa nicht?“
„Ach, weißt du!“
Unterdessen hatte sich der Chor aufgestellt, der Leiter hob die Hände an, und die Knaben begannen: „Fröhlicher, frischer Frühling . . “Erst zweistimmig, dann dreistimmig: „Lieblicher, lichter Lenz . .“
Gernods helle Knabenstimme war herauszuhören - oder hörte nur Siglind sie heraus? Wie auch immer, alle waren angetan von dem neuen Chor, der hier seinen ersten Auftritt darbot. Danach ein entsprechend begeisterter Applaus für dieses Frühlingslied. Dem folgte ein Abendgesang, sogar fünfstimmig. Doch, Gernods Silbersopran war herauszuhören. Ganz weich schwang der Gesang durch die Dämmerung und verklang schließlich in einem andächtigen Mollakkord.
Nun waren die Zuhörer bewegt, und sie blieben es, obschon der Chor sie zum Abschluss mit einem munteren, von Hermod umgedichteten Albenlied überraschte. Dazu setzten sich die Knaben rote Zipfelmütze auf und begannen mit gekrümmten Rücken rhythmisch im Kreis zu trapsen, und dazu ihr Sprechgesang: „Hick, hack, huck, wir Erdzwerg komm’n zuruck, fragen ‘nen Maulwurf, fragen ‘nen Stein, soll das wirklich Frowang sein?“
Der Chorleiter blies mit dem Horn die Melodie dazu. Fünf kurze Strophen umfasste das Lied, wobei die jungen Sänger vor der letzten Strophe die Tribüne hinabtrapsten und dann weiter durch den Park: „Hick, hack, huck, wir sind wieder zuruck, finden’s friedlich, finden’s fein, kriechen hier d’ Erd hinein.“
Die Zuhörer klatschten den davon Trapsenden noch lange nach.
    R ichard hatte begeistert mitgeklatscht, dennoch wirkte er gleich drauf wieder angespannt, und seine hellbraunen Augen flogen besorgt von Soldat zu Soldat, wie seit Beginn des Festes. Da bisher alles Zureden, er möge sich doch wenigstens dann und wann an den Vergnüglichkeiten beteiligen, bei ihm nicht gefruchtet hatte, erhob sich Siglind jetzt, blinzelte

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