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Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil White
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orangefarbenen Streifen verwandelten
    »Was glaubst du, wie die Polizei vorankommt?«, fragte Sam. »Werden sie Sarah schnappen?«
    Ich musste an die Dinge denken, die Kinsella bei unserem Treffen gesagt hatte. »Wenn du auf einen Mordprozess hoffst, könnte es sein, dass du leer ausgehst«, antwortete ich. »Es besteht nach allem, was ich weiß, die Möglichkeit, dass Sarah entführt wurde.«
    Sam sah mich erstaunt an, und ich schilderte ihm in Kurzform, was ich von Olwen erfahren hatte. Als er nicht sofort etwas darauf erwiderte, ließ ich ihm die Zeit, die er brauchte, um das Gehörte zu verarbeiten. Wir folgten den Frauen, während die Nacht kälter und kälter wurde.
    »In gewisser Weise werden ihre Eltern das mit Erleichterung aufnehmen«, sagte er schließlich.
    »Wie meinst du das?«
    »Mr und Mrs Goode sind grundanständige Menschen. Der Gedanke, ihre Tochter könnte eine eiskalte Mörderin sein, war für sie nur schwer zu ertragen. Wenn Sarah aber das Opfer ist, dann wird sie für die beiden weiterhin die liebevolle, sanftmütige Tochter bleiben.«
    »Das Ganze hat nur einen Haken«, wandte ich ein.
    »Welchen denn?«
    »Wenn diese Theorie zutrifft, dann wird Sarah heute Nacht sterben.«
    Trotz der Dunkelheit konnte ich Sam ansehen, wie schockiert er war.
    »Warum heute Nacht?«
    »Deswegen.« Ich machte eine ausholende Geste. »Halloween. Wenn sie wirklich getötet werden sollte, könnte der Mord etwas Symbolisches haben.«
    »Und was sagt die Polizei dazu?«
    Ich lächelte betrübt. »Die ist nicht so recht überzeugt von dieser Möglichkeit. Aber wenn die Polizei sich irrt, dann wird das für Sarah Goode die schlimmste Nacht ihres Lebens werden.« Mein schlechtes Gewissen regte sich, als mir klar wurde, dass wir hier waren, um unseren Spaß zu haben. »Und vor allem ihre letzte Nacht«, fügte ich leise hinzu.
    ***
    Die Fahrt dauerte nicht lang.
    Sarah hörte, dass ihnen unterwegs Fahrzeuge entgegenkamen. Rings um sie herum ging das Leben weiter, während sie nackt in einer Plastikfolie verschnürt zwischen den Sitzen eines Autos eingeklemmt lag, nassgeschwitzt und zu Tode geängstigt.
    Sie waren ein paarmal abgebogen, den einen oder anderen Hügel hinauf- und hinabgefahren, und jetzt verließen sie die geteerte Straße und bogen in einen Feldweg ein. Durch die holprige Fahrbahnoberfläche wurde sie hin und her geworfen und schlug ein paarmal mit dem Kopf auf den Fahrzeugboden auf.
    Würden sie sie hier freilassen? Irgendwo mitten auf einem Feld?
    Der Wagen kam auf dem Schotter rutschend zum Stehen. Sie waren an ihrem Ziel angekommen, und Sarahs Gefühl sagte ihr, dass sie die Antwort bald bekommen würde.

72
    I ch war tief in Gedanken versunken und konnte Sarah einfach nicht aus meinem Kopf vertreiben, als ich vor mir eine schnelle Bewegung wahrnahm. Etwas schoss auf mich zu, und dann erkannte ich, dass es Bobby war, der auf mich zurannte. Das Gesicht hatte er hinter einer monströsen Maske verborgen und ein schwarzes Plastikcape über seine Jacke gelegt. Die Maske zeigte ein vernarbtes rotes Gesicht mit erschreckenden Zähnen, umrahmt wurde es von schwarzen Nylonlocken.
    Er fuchtelte mit Lauras Taschenlampe vor mir herum.
    »Jetzt hast du mir aber einen Schreck eingejagt«, sagte ich spielerisch und tat so, als würde ich auf die Knie sinken. Als er mich zu fassen bekam und die Arme um meinen Hals legte, um mich fest an sich zu drücken, da hörte ich hinter der Maske sein ausgelassenes, vergnügtes Quietschen.
    »Ist der Kürbis zu heiß geworden?«, fragte ich ihn.
    »Er war zu schwer«, klagte er. »Ich hab ihn Mummy gegeben.«
    Ich sah Laura, die vor uns die Laterne hochhob. Die Kerze in dem ausgehöhlten Kürbis warf orangefarbene Schatten auf ihr Gesicht. Ich hörte Bobby johlen, als ich ihn auf meine Schultern hob. Er legte die Beine um meinen Hals, und ich spürte den Druck seiner Oberschenkel an meinen Wangenknochen.
    Die Leute drängten an uns vorbei, um auf den Hügel zu gelangen, aber Bobby gefiel es dort oben, von wo aus er die Landschaft überblicken konnte. Mein Blick wanderte über die Täler mit ihren Baumwollstädten, die sich zum Teil bis auf die umgebenden Hügel erstreckten. Ich erkannte die verstreut liegenden Bauernhöfe an dem schwachen gelblichen Lichtschein, der durch die Fenster nach draußen fiel. Vermutlich befand sich irgendwo in der Schwärze zwischen diesen Lichtpunkten Sarah Goode und hoffte darauf, gerettet zu werden. Der Gedanke ließ mich gleich wieder in eine

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