Hexenblut
düstere Stimmung verfallen.
Laura kam zu mir und nahm meine Hand. »Das könnte sehr romantisch werden«, flüsterte sie mir ins Ohr.
Ich schaute mich um. Vor uns waren die Lichter und der aufsteigende Dampf aus einem Imbisswagen zu sehen, der an der letzten Möglichkeit abgestellt worden war, bevor der Weg zu steil wurde. Ich drückte ihre Hand. »Das muss an der kalten Luft liegen, dass du so leicht zufriedenzustellen bist.«
Laura sah zur Seite zu ein paar Teenagern, die sich wichtigtun wollten, indem sie zu laut über einen Witz lachten, der vermutlich nicht mal besonders lustig war. »Ich frage mich, was sie sagen würden, wenn sie wüssten, was heute Nacht passieren könnte«, sagte sie.
Auch ich betrachtete die Jugendlichen und dann die anderen Kinder, die mit ihren Eltern unterwegs waren. Sie alle freuten sich über die Abwechslung vom Alltag.
»Vermutlich würden sie so oder so herkommen und feiern«, erwiderte ich. Ein Stück voraus konnte ich Helena und Sam ausmachen, die ihre Kinder herumtoben und ausgelassen kreischen ließen. Laura folgte meinem Blick.
»Ich liebe dich, Jack Garrett«, flüsterte Laura. »Das weißt du doch, nicht wahr?«
Ich drückte ihre Hand. »Ich mag es, wenn du es mir von Zeit zu Zeit sagst.«
»Meinst du, wir werden auch mal so sein?«, fragte sie und deutete auf Sam und Helena. »Mit eigenen gemeinsamen Kindern, meine ich.«
Ich hielt inne, weil ich mir nicht sicher war, was die richtige Antwort darauf war, doch dann wurde mir bewusst, wie gut sich Lauras Hand in meiner anfühlte. »Eines Tages sicher«, erwiderte ich. »Aber erst mal müssen wir heiraten.«
Laura sah mich an, ihre Augen strahlten, und dann küsste sie mich. Einen Moment lang fühlte es sich an wie beim ersten Mal, dieses nervöse Kribbeln, das über meinen Rücken lief, bis ich auf einmal ins Hier und Jetzt zurückgeholt wurde, als mir Bobby ungeduldig gegen die Brust trat.
»Was redet ihr da?«, wollte er wissen.
Ich drückte seine Knöchel. »Ich sage deiner Mummy nur, dass sie etwas ganz Besonderes ist.«
Bobby begann daraufhin zu kichern.
»Du wirst auf mich aufpassen, nicht wahr?«, murmelte sie mir zu.
»Das ist doch dein Job«, gab ich zurück. »Du bist schließlich die mit dem Gummiknüppel.«
Lachend hakte sie sich bei mir unter.
In diesem Moment fiel etwas von dem Druck der letzten Woche von mir ab, und ich hatte ein Gefühl, als ob wir uns gerade erst kennengelernt hätten.
* * *
Sarah verspürte erneut einen kühlen Luftzug, als die Wagentür geöffnet wurde. Grobe, schwielige Hände packten sie an den Beinen und zerrten sie rücksichtslos aus dem Wagen. Sie schrie auf, als sie mit der Schulter auf den Boden aufschlug. Sie wurde hochgezogen, und sie spürte kalten Schotter unter ihren Füßen. Jemand packte sie so fest an den Armen, dass sie vor Schmerzen schrie, dann wurde sie einen Weg entlanggeführt und sie gab sich alle Mühe, die Balance zu halten, während sich die spitzen Steine in ihre Fußsohlen bohrten. Der Mann neben ihr schwieg, aber die Geräusche von anderen Fahrzeugen waren jetzt lauter; es klang fast so, als würde der Lärm von oben kommen.
Würde man sie hier irgendwo aussetzen? Es hatte viele Gelegenheiten gegeben, sie in der Zelle zu töten. Man hätte sie längst umbringen und zerstückeln können, um sie auf Nimmerwiedersehen verschwinden zu lassen. Anders als die Frauen, deren Leichen man in ihrer Zelle vergraben hatte, war sie jetzt wieder in Freiheit.
Sarah musste nicht weit laufen. Ihre Füße schmerzten, und als sie stehen blieben, taten ihr die Lungen weh, und ihre Beine fühlten sich schwach an. Sarah lauschte angestrengt und glaubte, ein leises Plätschern zu hören.
Die Plastikfolie wurde ihr vom Kopf gerissen, und sie stand blinzelnd da. Da ihre Hände immer noch zusammengebunden waren, konnte sie sich nicht die Augen reiben.
Sie sah flackernde Lichter. Die Sterne strahlten hell am Himmel. Es war das erste andere Licht, das sie sah, seit sie in die Zelle gesperrt worden war. Als sie den Himmel absuchte, bemerkte sie weitere Lichter. Es waren vorübergleitende Scheinwerfer, und dann erkannte sie die Betonpfeiler einer Autobahnbrücke, die über einen Fluss führte. Sie sah sich um, versuchte ihre Umgebung in sich aufzunehmen, und entdeckte nicht weit entfernt einige Häuser. Dort waren ein beleuchteter Wintergarten zu sehen, die strengen Linien einer modernen Sackgasse und die Straßenlampen, die sich einen Hügel hinaufzogen.
Sie wollte
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