Hexenblut
war mit Benzin getränkt und brachte sie zum Husten und Würgen.
»Mein Helfer hat auch daran gedacht, ein Stück Schnur daran festzumachen«, fuhr er fort und ließ seine Begeisterung deutlich erkennen. »Sie funktioniert wie eine Zündschnur.«
Während sie den Kopf sinken ließ und ihre Tränen zu Boden fielen, ging er laut lachend zum Wagen zurück. Sie schaute sich um und überlegte, was sie tun konnte. Erst einmal musste sie ihre Panik in den Griff bekommen, damit sie darüber nachdenken konnte, wie sie von hier wegkam.
Sie sah zu den Häusern, zu den Lichtern, die Sicherheit versprachen, zum Schein der Laternen, mit denen die Kinder in der Sackgasse unterwegs waren. Wenn sie losrannte, konnte sie es bis dorthin schaffen. Sie war jung und trainiert.
Also lief sie los, über den kalten, harten Boden, die Hände unverändert auf dem Rücken gefesselt. Ihre Lungen schmerzten, und sie war vom Hunger geschwächt, doch die Angst trieb sie voran.
Jedoch war das Gelände uneben, und es fiel ihr schwer, das Gleichgewicht zu halten. Sie trat in eine Kuhle und fiel schmerzhaft hin, da sie ihren Sturz durch nichts abfedern konnte. Als sie sich keuchend umdrehte, sah sie ihn, wie er sich lachend vor ihr aufbaute. Er hielt etwas in seiner Hand, das ein Benzinkanister sein musste.
Irgendwie rappelte sie sich wieder auf, um weiterzulaufen, doch er war zu schnell für sie, und im nächsten Moment wurde sie mit Benzin übergossen. Der Gestank stieg ihr in die Nase.
Und dann sah sie, wie er ein Feuerzeug aufklappte und es entzündete.
Trotz des Lappens in ihrem Mund kreischte sie aus Leibeskräften, da sie wusste, was ihr bevorstand.
Fröhlich lachend warf er das Feuerzeug nach ihr. Die Flamme kam in hohem Bogen angeflogen, sie schien sich wie in Zeitlupe zu drehen, wie gelbe und blaue Sterne, die durch die Luft tanzten. Dann traf das kalte Metall des Feuerzeugs sie an der Brust. Für einen winzigen Moment stand die Zeit still. In diesem Moment sah sie alles noch einmal vor sich. Ihr Haus. Ihre Freunde. Ihre Eltern, wie sie lächelnd dastanden. Der letzte Schultag. Ihr erstes Mal. Ihr letztes Mal. Küsse. Lachen. Tränen. Dann schaute sie nach unten und sah die Flammen, die sich blitzschnell auf ihrer Haut ausbreiteten.
Unwillkürlich schnappte sie nach Luft, aber der getränkte Lappen brannte ebenfalls, und sie sog die Flammen mit jedem Atemzug bis tief in ihre Lungen. Ihre Schreie verstummten. Sie taumelte umher, jeder klare Gedanke wurde von den Schmerzen erstickt, die das Feuer ihr zufügte. Und als die Flammen schließlich das Schwarzpulver in ihr erreichten, wurde die Welt um sie herum dunkel.
Das Letzte, was Sarah hörte, war das Geräusch, als ihre Hüften explodierten und ihr die Beine vom Rumpf gesprengt wurden.
73
I ch sah die Lichter als Erster.
Wir saßen auf einer Decke und betrachteten das orangefarbene Licht der Straßenlampen, dazu das Weiß der Autoscheinwerfer. Doch dann bemerkte ich noch etwas anderes. Blaues Blinklicht.
Ich löste mich von Laura und sah zu Sam Nixon. Mir war sofort klar, was diese blinkenden Lichter zu bedeuten hatten. Laura schaute zunächst ratlos drein, doch dann entdeckte sie ebenfalls die Lichter der Polizeiwagen, die über die Landstraßen rasten.
Laura stand auf und ging ein paar Meter zu einem in Dunkelheit getauchten Rasenstück. Ich hielt Bobbys Hand fest und rief nach Sam, der dann in die angegebene Richtung schaute. Als ich sah, wie er die Schulter sinken ließ, wusste ich, auch er hatte die Bedeutung der Blaulichter erfasst.
»Ich glaube, wir sollten uns darum kümmern«, sagte ich zu Laura.
Sam musste mich gehört haben, da er uns sofort anbot: »Wir passen solange auf Bobby auf. Halt mich aber auf dem Laufenden.«
Laura und ich nickten dankbar, dann rannten wir den Hügel hinab, so schnell wir konnten, während weiter Besucher nach oben drängten. Die Lichtkegel ihrer Taschenlampen trafen mich ins Gesicht, aber ich sah im Geiste nur die Blaulichter der mindestens vier Streifenwagen, die auf einen nicht allzu weit von unserer Position entfernten Punkt zusteuerten. Etwas war passiert, und wir wussten beide, dass wir schon bald Antworten auf unsere Fragen rund um Sarah Goodes Verschwinden erhalten sollten.
Die Besucher der Halloween-Feier verstopften die Straßen, sodass wir nur langsam vorankamen. Auf den schmalen Landstraßen drängten sich die Leute, die herkamen, um sich ein wenig zu gruseln und Spaß zu haben, doch je weiter wir uns vom Pendle Hill
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