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Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil White
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entfernten, umso leerer wurde es.
    Wir folgten der langen, dunklen Landstraße, irgendwo vor uns erhellte das blinkende Blaulicht den Nachthimmel. Schließlich näherten wir uns einem Polizeiwagen, der uns den Weg versperrte. Über uns verlief eine Autobahnbrücke, und auf dem Standstreifen war ein weiterer Streifenwagen positioniert, der Schaulustige davon abhalten sollte, einen Blick nach unten zu werfen.
    Ich fuhr an den Straßenrand und machte den Motor aus. Als ich nach dem Türgriff fassen wollte, legte Laura ihre Hand auf meine.
    »Ich muss da allein hingehen«, sagte sie.
    »Aber das ist meine Story«, protestierte ich.
    Laura sah mich an und schüttelte den Kopf. »Lass mich meine Arbeit machen. Hier werden sich bald die Schaulustigen einfinden. Kümmer du dich um diese Leute und versuch, aus ihnen etwas herauszuholen, was sie der Polizei nicht erzählen wollen. Wenn du willst, kann ich dich später mit den Leuten am Tatort reden lassen. Aber wenn ich jetzt mit einer Zivilperson da aufkreuze, werden sie keinen von uns durchwinken.«
    Das sah ich ein, und ich nickte, auch wenn ich mir plötzlich wie ein Außenseiter vorkam. Laura küsste mich auf die Wange, bevor sie ausstieg. »Danke, Jack«, flüsterte sie.

74
    B eim Näherkommen sah Laura, dass der Tatort hell erleuchtet war. Blau-weiße Absperrbänder waren quer über die Fahrbahn gespannt worden, und ein Stück voraus konnte sie ein weißes Zelt erkennen; eine Zeltklappe war umgeschlagen, und drinnen standen zwei Personen über etwas Schwarzes gebeugt. Ein Lichtblitz verriet ihr, dass jemand Fotos machte. In dem grellen Schein strahlten die weißen Schutzoveralls, die die Leute im Zelt zu ihrem Mundschutz trugen.
    Laura sah eine kleine Gruppe auf einer Seite stehen, die in eine Unterhaltung vertieft war. Ein uniformierter Polizist kam ihr entgegen, da er sie für eine unbefugte Schaulustige hielt, aber als sie ihre Dienstmarke hochhielt, winkte er sie weiter.
    »Ist es das, was ich glaube?«, fragte sie den Mann.
    Er verzog das Gesicht, das im Schein der Blaulichter nur schlecht zu erkennen war. »Kein sehr schöner Anblick, wie ich gehört habe.«
    Laura deutete auf die Gruppe. »Wer ist das da drüben?«
    »Der Pathologe und ein paar hohe Tiere von der Mordkommission.«
    Ein weiterer Blitz zog ihren Blick wieder zum Zelt, wo sie Carson an seiner Statur erkannte und daran, dass seine Glatze das Licht reflektierte. Sie atmete tief durch und fragte sich, wie Carson es wohl aufnehmen würde, dass er sich geirrt hatte. Dann machte sie sich auf den Weg zu ihm.
    Als er sie bemerkte, verschränkte er abwehrend die Arme. Joe Kinsella stand hinter ihm und zeichnete mit der Schuhspitze Kreise in das Herbstlaub auf dem Boden.
    »Ist Ihr Freund nicht mitgekommen, um sich über mich zu amüsieren?«, fragte Carson verbittert.
    »Er wartet im Wagen auf mich. Wenn Sie wollen, kann ich ihn herkommen lassen.« Als Carson nur mit einer finsteren Miene reagierte, zeigte sie auf das Zelt. »Er hätte bestimmt keinen Grund, sich darüber zu amüsieren.«
    Er schaute zur Seite und vergrub die Hände tief in den Taschen.
    »Es tut mir leid, dass Sie keine gute Meinung von Jack Garrett haben«, sagte sie in einem versöhnlichen Ton. »Wäre ich an Ihrer Stelle, würde ich vielleicht genauso denken. Aber er ist ein guter Journalist, und wenn er auf Ihrer Seite ist, wird er die Dinge so schildern, wie sie sind.«
    »Was? Dass ich seine Theorie nicht ernst genommen habe?«, fuhr er sie an. »Ich kann es kaum erwarten, diesen Artikel zu lesen zu bekommen.«
    »Es geht hier nicht um Sie, Sir«, gab Laura zurück und ließ ihn erkennen, wie wenig sie ihn leiden konnte. »Da vorn liegt eine tote Frau, da ist es im Moment nicht vorrangig, sich mit Schuldzuweisungen zu beschäftigen.«
    Laura machte sich auf eine heftige Retourkutsche gefasst, und es traf sie fast wie ein Schock, als Carson die Schultern sinken ließ und leise entgegnete: »Das weiß ich.«
    Bevor sie noch etwas sagen konnte, hörte sie eine volltönende Stimme: »Detective McGanity, wie wunderbar, Ihnen wiederzubegegnen.«
    Sie drehte sich um und sah einen schlaksigen Mann in weißem Schutzanzug, der sich ihr näherte. Den Mundschutz hatte er bis unter sein Kinn heruntergezogen. Ihre Mundwinkel zuckten und verzogen sich zur Andeutung eines Lächelns.
    Es war der Pathologe Doktor Pratt, mit dem sie schon früher zu tun gehabt hatte, ein Mann, der wie die meisten Kollegen seines Fachs an seiner Arbeit einfach mehr

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