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Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil White
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Spaß hatte, als sie es für normal gehalten hätte. Sie war einmal bei einer seiner Autopsien anwesend gewesen, und er war erst bereit gewesen, sich an die Arbeit zu machen, als die Titelfolge des CD-Players feststand. Sie wusste, dass die meisten Pathologen gerne mit musikalischer Begleitung arbeiteten, doch meist war es etwas Angemessenes. Dass er Pink Floyd hören wollte, war an sich verstörend genug, aber dann beschwerten sich seine Assistenten, das sei viel zu altmodisch, auch wenn Einigkeit darüber bestand, dass etwas Modernes, Tanzbares zu fröhlich war.
    »Schön, Sie zu sehen, Doktor«, entgegnete sie und zeigte auf das Zelt. »Was haben Sie da?«
    »Etwas wirklich Hässliches«, antwortete er mit einem Kopfschütteln.
    »Sarah Goode?«, fragte sie.
    Der Doktor zeigte auf Carson. »Er ist davon überzeugt.« Dann beugte er sich vor und fügte in verschwörerischem Ton hinzu: »Seine Laune ist trotzdem nicht besser geworden.«
    »Die Feuerwehr rief uns an«, sagte Carson und versuchte, sich selbst aus dem Mittelpunkt zu manövrieren. »Sie dachten erst, dass ein paar Jugendliche hier am Werk sind und irgendwelchen Abfall angezündet haben, wegen Halloween. Die Bewohner von da drüben riefen die Feuerwehr, als sie hier unten einen Feuerschein bemerkten. Als sie hier eintrafen, fanden sie die brennende Sarah Goode vor. Sieht so aus, als habe jemand sie ausgezogen, mit etwas Brennbarem übergossen und dann angezündet. Sie war bereits tot, als die Feuerwehr herkam, daran besteht kein Zweifel.«
    »Sie haben etwas äußerst Merkwürdiges weggelassen«, meldete sich Doktor Pratt zu Wort.
    »Und was?«, wollte Laura von Carson wissen.
    »Sie ist verbrannt«, sagte der und warf dem Doktor einen zornigen Blick zu. »Aber ihr Bauch ist zur Hälfte weggesprengt worden. Es sieht so aus, als hätte ihr jemand einen riesigen Feuerwerkskörper in den Leib gesteckt und ihn dann angezündet.«
    Laura merkte, wie sich ihr der Magen umdrehte. Sie schloss die Augen und versuchte, sich nicht vorzustellen, wie das für Sarah gewesen sein musste, dennoch spürte sie, dass sie reflexartig die Oberschenkel zusammendrückte. Nachdem sie durchgeatmet hatte, fragte sie: »Haben wir irgendwelche Zeugen?«
    »Bislang noch nicht«, erwiderte Carson. »Wir wissen, wer den Feuerschein gesehen hat, aber es hat sich noch niemand gemeldet, der was dazu sagen kann, was sich davor abgespielt hat. Ein paar Kollegen gehen derzeit von Haus zu Haus, allerdings sieht es nicht besonders vielversprechend aus.«
    Sie sah zu den Häusern, die dem Tatort am nächsten lagen, und bemerkte die neugierigen Gesichter an den Fenstern.
    »Wir glauben, dass er den Wagen da drüben abgestellt hatte«, warf Joe ein und zeigte auf eine Stelle unter der Autobahnbrücke. »Da sind Reifenspuren im Schotter zu sehen, aber die können auch von der Feuerwehr oder von dem ersten Streifenwagen stammen, der hier eingetroffen war.«
    »Gibt es hier in der Gegend irgendwelche Radarfallen?«, fragte Laura. »Manche Leute bekommen ihre Panik nicht in den Griff, wenn so etwas passiert.«
    »Auf der Hauptstraße sind vermutlich welche«, antwortete Joe. »Das werden wir morgen überprüfen. Aber auf den Nebenstrecken gibt es nichts.«
    »Die Pointe ist Ihnen bisher entgangen, wie?«, meinte Doktor Pratt grinsend.
    »Ich sehe hier nichts Witziges, also kann es auch keine Pointe geben«, gab Carson grimmig zurück.
    »Sie sprachen doch davon, dass das etwas mit Hexen zu tun hat«, fuhr der Doktor fort. »Überlegen Sie mal, wo wir hier sind.«
    Carson schaute sich um. »Ich habe keine Ahnung, was Sie meinen.«
    »Cuckstool Lane«, erklärte Doktor Pratt lauthals. »Hier hat man im Mittelalter Hexen in den Fluss geworfen, um zu sehen, ob sie untergehen oder nicht. Sie wissen schon, diese verrückten Prüfungen, die ausgehen konnten, wie sie wollten, die Frau wurde in jedem Fall umgebracht. Das hat sich früher genau an diesem Ort zugetragen.«
    Carson schaute Joe an, der wiederum Laura ansah, aber nichts sagte. Allerdings glaubte sie, in seinen Augen einen entschuldigenden Ausdruck zu erkennen. Carson dagegen wirkte einfach nur erschöpft. »Na, toll«, murmelte er. »Ein Mörder mit Sinn für Humor.«
    Laura betrachtete die Stelle, an der man Sarahs Leiche gefunden hatte, und sie dachte darüber nach, wie ihre Eltern auf diese Nachricht reagieren würden.
    »Gehen Sie nach Hause«, sagte Carson leise. »Sagen Sie Ihrem Freund, dass er gute Arbeit geleistet hat. Dass er recht

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