Hexenblut
zurückkehren, mach dir da mal keine Sorgen«, versicherte ich ihr, auch wenn ich selbst von meinen Worten nicht überzeugt war. Ich dachte wieder über Katie nach. »Sie ist nicht die alleinige Täterin«, sagte ich und streckte meinen Arm nach Laura aus. Als mein Arm über ihre Schulter strich, kam sie mir entgegen und zog meinen Kopf sanft auf ihre Brust. »Ich bin auf die gleiche Weise hier gelandet«, ließ ich sie wissen. »Plötzlich stand Katie vor mir, und im nächsten Moment wurde ich von hinten niedergeschlagen. Sie ist nicht allein, sie ist nur diejenige, die uns in die Falle gelockt hat.«
Bevor wir noch etwas sagen konnten, wurde die Tür geöffnet, und das grelle Licht ließ mich blinzeln. Wer da stand, war nicht zu erkennen, da der helle Schein ihn nur als Silhouette zeigte. Mit tiefer Stimme befahl er: »Einer von euch kommt raus, und zwar langsam.«
Ich sah zu Laura und konnte deutlich ausmachen, wie stark ihre rechte Wange geschwollen war. »Ich weiß nicht, was die mit uns vorhaben«, flüsterte ich ihr zu, »aber ich glaube, ich bin von uns beiden in der besseren Verfassung, um das über mich ergehen zu lassen.«
Ich rechnete mit Widerspruch, hervorgerufen durch den Stolz einer Polizistin, doch sie schaute nur weg, und ich bemerkte die Träne, die ihr über die Wange lief. Ich küsste Laura auf den Kopf und stand auf, dann näherte ich mich der Tür. Als ich sie erreicht hatte, spürte ich die Spitze einer Klinge im Rücken.
»Sie wird Sie nicht sehen«, sagte der Unbekannte. »Also kommen Sie nicht auf die Idee, den Macho zu spielen.«
Als wir im Gang vor dem Raum waren, sah ich mich um. Der Kerl roch nach Tabak und schlechtem Atem, und er hatte ein unsympathisches Gesicht und fahle Haut. Seine langen Haare hatte er zu einem fettigen Pferdeschwanz nach hinten gebunden. Er war größer als ich, deutlich über eins achtzig, seine Hände waren groß und schwielig, Öl und Schmutz waren tief in die Poren eingedrungen. Er verbreitete einen strengen Geruch, und unter den Achseln zeichneten sich große Schweißflecke ab.
Er drückte mir das Messer in den Rücken, also wandte ich mich ab und ging die Stufen hinauf. Dabei kam ich mir vor, als würde ich zum Schafott geführt. Unwillkürlich fragte ich mich, ob das hier das Letzte war, was ich in meinem Leben sehen würde.
83
C arson raste über die Landstraßen, Rod Lucas saß hinten und gab Anweisungen, wie er fahren sollte, während Joe telefonierte.
»Sollten wir nicht mehr Leute herbeordern?«, fragte Rod.
»Das werden wir auf jeden Fall tun, aber wenn wir als Erste eintreffen, gehen wir rein«, gab Carson zurück und sah aus dem Augenwinkel zu Joe, der soeben sein Telefonat beendet hatte. »Gibt es Neuigkeiten?«
»Das kann man so sagen«, antwortete der mit finsterer Miene. »Der Vater von Rebecca Nurse hat sich gerade eben gestellt und gestanden, dass er Mack Lowther umgebracht hat.«
Carson verzog verbissen den Mund.
»Warum macht er denn so was?«, warf Rod ein.
»Was meinen Sie? Dass er Mack Lowther umbringt oder dass er ein Geständnis ablegt?«, fragte Joe.
Rod zuckte mit den Schultern. »Beides, wenn ich’s mir recht überlege.«
»Ersteres, weil ihm gesagt worden war, Mack Lowther sei der Mörder seiner Tochter«, sagte Joe bedauernd. »Und möglicherweise ist ihm jetzt klar geworden, dass er mit Lowther einen Unschuldigen getötet hatte.«
»Gibt es etwas Neues von Katie Gray?«, wollte Carson wissen.
Joe schüttelte den Kopf. »Leider Fehlanzeige, und Laura McGanity meldet sich auch nicht.«
Sie bogen um eine Kurve, und Rod wies Carson an, er solle anhalten. Dann sahen sie den roten Stag. Ein Streifenwagen war ihnen zuvorgekommen.
Carson musterte das Cottage, dann das Tor mit Kette und Vorhängeschloss, und stellte seinen Wagen gleich hinter Jacks Oldtimer ab. Als er ausstieg, fröstelte ihn leicht, und er wünschte, er hätte eine dickere Jacke an. Hier war die Luft viel kälter als in Blackley.
»Welche Möglichkeiten stehen zur Wahl?«, fragte Rod.
»Nicht viele«, erwiderte Carson. »McGanity ist verschwunden, und die Person, die sie zuletzt aufgesucht hat, hat mit dem Bewohner dieses Haus da zu tun.«
»Denken Sie an die Frauen, die mit selbst gebastelten Bomben angegriffen wurden«, sagte Rod.
»Sollten wir nicht warten?«
»Wenn McGanity wirklich da drin ist, würden Sie dann davon ausgehen, ihr Leben ist weniger in Gefahr, wenn wir warten?«, wollte Carson wissen.
Rod verneinte.
»Das denke ich auch
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