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Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil White
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Schmerz nach, und plötzlich erkannte ich Lauras Stimme. Doch es klang wie in einem Traum, wie ein fernes Echo. Ich hob vorsichtig den Kopf, und der Schmerz kehrte prompt zurück, wenn auch diesmal nicht so schlimm. Ich legte eine Hand an meinen Kopf und ertastete das Blut.
    Wieder hörte ich Lauras Stimme, die jetzt näher bei mir war als gerade eben. »Geht es dir gut?«, fragte sie leise. »Jack, ich bin’s. Ich bin hier.« Aber ihre Stimme klang nicht wie sonst, sondern gedämpft und schleppend.
    Ich schlug die Augen auf und sah … nichts. Alles war pechschwarz, nirgendwo gab es eine Lichtquelle. Langsam streckte ich den Arm aus, bis meine Finger etwas Weiches, Warmes ertasteten. Kleidung. Einen Körper.
    Dann spürte ich, dass jemand nach meiner Hand griff, und dabei wurde mir klar, wieso ich Lauras Stimme hören konnte. Laura war hier bei mir.
    »Was machst du hier?«, nuschelte ich.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte sie. »Ich wollte mich mit Katie unterhalten, aber nachdem ich das Haus betreten hatte, wurde ich von irgendwas am Kopf getroffen.« Ihre Stimme klang angestrengt, als würde ihr das Reden schwerfallen. »Ich weiß nicht, wo wir sind, Jack.«
    Jemand hatte sie niedergeschlagen. »Geht es dir gut?«, fragte ich besorgt und wütend zugleich. So wütend, dass ich zu schnell aufsprang und mir schwindlig wurde.
    »Mein Wangenknochen schmerzt«, erklärte sie. »Ich kann die Stelle nicht berühren, und wenn ich den Mund aufmache, habe ich das Gefühl, dass sich da etwas bewegt.« Ich hörte den Schmerz in ihrer Stimme, es klang, als ob sie beim Reden die Zähne zusammenbeißen würde.
    Ich näherte mich ihr, aber sie musste es gehört haben.
    »Nein«, wimmerte sie zu meinem Erstaunen und rutschte über den Boden vor mir weg. »Es tut zu weh.«
    Ich musste an Katie denken und erinnerte mich daran, sie draußen gesehen zu haben. Dann fiel mir der ramponierte alte Fiesta ein, und plötzlich wusste ich, wo er mir schon einmal aufgefallen war: vor Sarahs Haus.
    »Katie hat etwas damit zu tun«, sagte ich. »Sie ist gar nicht Sarahs Untermieterin, und sie ist auch keine Studentin.«
    »Wer ist sie dann?«, wollte Laura wissen.
    Darauf wusste ich noch keine Antwort.
    Mein Kopf schmerzte nach wie vor, aber allmählich konnte ich klarer denken. Ich strich über meinen Hinterkopf und ertastete eine feuchte, klebrige Stelle. Beide schwiegen wir eine Weile, während ich überlegte, was wir als Nächstes tun sollten.
    Ich dachte über die Menschen nach, die über die Jahre hinweg ums Leben gekommen waren und über die wir einen Tag zuvor noch geredet hatten. Dann überlegte ich, warum ich hergekommen war. Ich der Fährte gefolgt, die Katie ausgelegt hatte, und nun saß Laura ebenfalls in der Falle, und sie war auch noch verletzt.
    Mir fiel Sarah ein, die bis kurz vor ihrer Ermordung irgendwo festgehalten worden war. Und die beiden Hexen, die immer noch als vermisst galten. War das hier der Raum, in dem man sie gefangen gehalten hatte, bevor man sie umbrachte? Mir ging durch den Kopf, wie abgelegen dieses Haus war. Der nächste Nachbar war einige hundert Meter entfernt.
    Ich streckte die Hände aus, um die Umgebung zu ertasten. Dabei berührte ich eine Wand, die ich mit geballten Fäusten testete. Sie fühlte sich hart und kalt an. Der Boden bestand aus festgetretener Erde, und mir wurde klar, dass wir uns in einer Art Nebengebäude befinden mussten, oder in einem Keller. Auch wenn es weit hergeholt schien, musste ich an Josef Fritzl denken, der seine Tochter mitten in einem Dorf in Österreich vierundzwanzig Jahre lang gefangen gehalten hatte. Hier wäre das noch leichter – wer sollte sich schon zu diesem abgelegenen Haus verirren?
    »Wie bin ich hierhergekommen?«, fragte ich.
    »Da ist eine Tür und eine Treppe.«
    »Gibt es noch einen anderen Weg nach draußen?«
    Laura antwortete nicht, und auf einmal begriff ich, dass sie weinte.
    »Hey, hey, nicht weinen«, redete ich beschwichtigend auf sie ein. »Wenn du Schwäche zulässt, dann kannst du nicht klar denken. Lass dich nicht unterkriegen.«
    »Darum geht’s mir ja so elend«, antwortete sie. Die Stimme drohte ihr zu versagen. »Ich bin Polizistin, ich sollte stark sein, und ich sollte in der Lage sein, mich gegen Angreifer zur Wehr zu setzen.«
    Sekundenlang stöhnte sie vor Schmerzen.
    »Sieh mich nur an. Ich habe mich von einem halben Kind niederschlagen lassen. Und was ist mit Bobby? Er wird sich fragen, wo ich bin.«
    »Wir werden zu Bobby

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