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Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil White
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ist eine Stimme, die ständig auf mich einredet, die mich dazu antreibt, immer weiterzumachen. Ich wehre mich gegen sie, ich sage ihr, sie soll mich in Ruhe lassen, aber sie will nicht aufhören. Immer liegt sie mir mit ihren Forderungen in den Ohren, ich soll es spüren, ich muss wissen, wie das ist: Die letzten Sekunden in einem Leben, wenn der Tod bevorsteht, wenn man das Ende vor Augen hat. Ich will nicht auf die Stimme hören, doch sie ist unerbittlich, und schließlich gebe ich nach, und dann verstehe ich, was die Stimme meint, die Lust, den Kick.« Er schlug die Augen auf und lachte leise. »Und wissen Sie was? Wenn es passiert ist, dann kann ich mich an kaum etwas erinnern. Die Bilder rauschen vorbei, und dann sind sie weg, und es ist alles vorbei.« Wieder ein Lachen. »Ist das nicht ein verdammter Witz?«
    »Aber wenn Sie doch wissen, dass es falsch ist, warum machen Sie dann weiter?«
    Er schüttelte den Kopf. »Wenn Sie tagaus, tagein bedrängt werden, Sie sollen töten, dann lenken Sie irgendwann ein. Das kann ich Ihnen sagen. Wenn es vorbei ist, dann ist das wie eine Erlösung, weil endlich Stille herrscht.«
    Ich zeigte zum Fenster. »Erklären Sie das denen da draußen, damit sie Sie verstehen. Es könnte anderen helfen, damit es ihnen nicht auch so ergeht.«
    Dan folgte meinem Blick, und einen Moment lang hatte ich das Gefühl, dass er der Versuchung nachgeben wollte. Plötzlich jedoch klingelte sein Telefon, und der Bann war gebrochen.
    Er sah auf das Display, dann zu mir, und als das hämische Grinsen in sein Gesicht zurückkehrte, wusste ich, meine Bemühungen waren vergebens gewesen.
    »Carson! Schön, dass Sie anrufen.«

91
    V iel Glück«, flüsterte Joe Carson zu, als Dan sich meldete. Carson wollte lieber nicht darüber nachdenken, ob er auf Glück angewiesen sein würde. Er fühlte sich isoliert, aber genau so hatte er es gewollt: Nur er und Dan Mather, Verstand gegen Verstand. Wenn es schiefging, würde er als Einziger die Fragen des Untersuchungsausschusses beantworten müssen.
    »Mr Mather?«
    Schweigen schlug ihm entgegen.
    »Möchten Sie, dass ich Sie so anrede?«, fragte Carson und wartete weiter auf eine Reaktion.
    Joe streckte den Daumen nach oben. Gut so, sollte das heißen. Er soll denken, dass er das Sagen hat.
    »Sie können ruhig Dan zu mir sagen«, kam die Antwort, die wieder aus dem Lautsprecher des Telefons hallte.
    »Gut, dann sage ich Dan zu Ihnen«, bestätigte Carson. »Sie haben aus einem bestimmten Grund Katies Nummer angerufen. Worüber möchten Sie mit ihr reden?«
    »Na, ich wollte sie ganz bestimmt nicht fragen, wie das Wetter da draußen ist«, kam die bissige Antwort, der ein leises, bösartiges Lachen folgte. »Ich wünschte, Sie könnten Ihre Kollegin jetzt sehen.«
    Carsons Magen verkrampfte sich. »Wie geht es ihr?« Es war eine nutzlose Frage, da Dan ihm ohnehin keine ehrliche Antwort geben würde. Er hörte ein Stöhnen, dann schrie eine Frau vor Schmerzen auf. Vermutlich hatte er sie getreten.
    »Ich sagte Ihnen doch schon, dass sie noch lebt«, entgegnete Dan amüsiert.
    Das half ihm nicht wirklich weiter, bot jedoch zumindest Anlass zur Hoffnung. Joe flüsterte ihm zu, er solle die Ruhe bewahren, aber ihm ging ein Gedanke durch den Kopf: Wenn Laura das Ende dieses Telefonats nicht mehr miterlebte, wäre das wahrscheinlich seine Schuld. Carson atmete tief durch, um diesen Gedanken zur Seite zu schieben.
    »Ziemlich viel los da draußen«, merkte Dan an. »Wie wär’s, wenn sich da mal ein paar verziehen?«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Sagen Sie ihnen, sie sollen sich verziehen. Ich will keinen Polizeiwagen mehr sehen.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das tatsächlich anordnen soll.«
    »Sie sollen das tun, was ich von Ihnen verlange, Carson. Sie haben hier nicht länger das Sagen.«
    »Keine Sorge«, wisperte Joe. »Sag ihm, es ist okay, du wirst es versuchen, und dann ruf allen zu, sie sollen die Wagen versetzen.«
    Carson nickte zustimmend, dann drückte er das Telefon an seine Brust und rief lautstark allen zu, sich zurückzuziehen, während er übertrieben mit einer Hand fuchtelte. Er hörte das statische Knistern, als die Aufforderung über Funk weitergegeben wurde, dann setzten sich die Busse und Streifenwagen in Bewegung, bis nach einigen Minuten nur noch der Bus dastand, in dem Joe und Carson saßen.
    Er wusste, dass sich nur die Fahrer mit ihren Wagen zurückgezogen hatten, während an der Mauer Scharfschützen lauerten und darauf warteten,

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