Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil White
Vom Netzwerk:
ihre Musik so laut drehten, dass die Fensterscheiben zitterten. Studenten mit Rucksäcken bedachten mich mit überheblichen Blicken, während ich mich umsah. Ihre Gesichter waren unter Kapuzen verborgen, die dürren Beine steckten in viel zu weiten Hosen. Ein Wachmann unterhielt sich breitbeinig dastehend mit ein paar Studentinnen, die Brust rausgedrückt, den Bauch eingezogen.
    Katie hatte erwähnt, dass sie Geschichte studierte, also begab ich mich ins Gebäude und machte mich auf die Suche nach dem Geschichtsinstitut. Ein eigentliches Institut gab es nicht, nur eine Handvoll Vorlesungen, die in verschiedenen Hörsälen auf allen möglichen Etagen stattfanden. Ich ging durch die Flure, konnte aber Katie nirgendwo sehen.
    Also verließ ich das Collegegebäude und beschloss, bei ihr zu Hause vorbeizufahren. Ich hatte Glück. Katie stand vor dem Haus und schloss die Tür ab, als ich angefahren kam. Sie erschrak, als ich neben ihr anhielt und die Reifen an der Bordsteinkante entlangschrammten. Vor mir parkte ein schäbiger grüner Fiesta. Ich stieg aus meinem Stag aus. Sie fing sich schnell. »Sie schon wieder?«, fragte sie lächelnd.
    »Es gibt da noch ein paar Dinge, die mich interessieren«, antwortete ich.
    »Tja, ich wollte eigentlich gerade weg.«
    »Ich fahre Sie«, schlug ich vor und hielt ihr die Beifahrertür auf.
    Katie blickte in beide Richtungen die Straße entlang, erst dann warf sie ihre Tasche in den Fußraum und stieg ein.
    »Wohin müssen Sie?«, fragte ich.
    Nach kurzem Überlegen sagte sie: »Zum College genügt.«
    »Schon wieder? Wie viele Vorlesungen haben Sie am Tag?«
    »Ich muss nur zur Bibliothek, weiter nichts«, antwortete sie.
    Als ich nicht reagierte, drehte sie sich zu mir um und fragte: »Was wollen Sie denn wissen?«
    »Nur ein paar Dinge mehr über Luke und Sarah. Ein paar Dinge, die keinen Sinn ergeben.«
    »Zum Beispiel?«
    Ich fuhr los, der Stag kämpfte sich den steilen Hügel hinauf. »Sie sprachen davon, dass Luke und Sarah sich sehr nahestanden und dass sie ihn liebte«, sagte ich. »Das würde wohl eine Eifersuchtstat erklären, wenn sie ihm ein Messer in die Brust rammt. Aber Lukes Freund stellte die Beziehung als eine ganz lockere Sache dar, und zwar von beiden Seiten. Damit wird ein Eifersuchtsdrama viel unwahrscheinlicher. Was stimmt nun also?«
    Katie sah aus dem Fenster, draußen wichen alte Häuser den Ampeln und dem grauen Asphalt der inneren Ringstraße, Bäume und Blumen entlang der Straße lockerten den Beton zu beiden Seiten etwas auf. »Die wahre Sarah ist ganz anders, als die Leute denken.«
    Wir waren zurück am College, ich suchte mir einen Parkplatz und stellte den Motor ab. Katie drehte sich zu mir um, legte ein Knie auf den Sitz und fuhr sich durchs Haar. »Wie denken Sie über den Mord an Luke?«
    Ich konnte ihr Parfüm riechen, ein süßlicher, erdrückender Duft. »Ich habe noch keine Meinung. Jedenfalls noch nicht. Verraten Sie mir, was Sie glauben, warum Luke die Beziehung anders sah als Sarah.«
    »Ist das wichtig?«, fragte sie.
    »Vielleicht ja. Es kann keine Eifersuchtstat sein, wenn es nur eine lockere Affäre war.«
    »Sind Sie verliebt, Jack?«
    Warum, weiß ich nicht. Auf jeden Fall fühlte ich mich versucht, die Frage zu verneinen, als hätte sie mich damit überrumpelt. Im letzten Moment konnte ich mich zurückhalten und fragte sie stattdessen, warum sie das wissen wollte.
    »Sie sind ein Mann, Jack«, redete sie weiter. »Wann haben Sie einem Ihrer Freunde anvertraut, dass Sie eine Frau lieben? Und damit meine ich nicht, dass Sie erzählt haben, wie toll eine bestimmte Frau aussah und dass Sie sie unbedingt vögeln wollten, sondern dass Sie sie wirklich lieben?«
    Ich schwieg, da mir klar wurde, wie recht sie hatte, und Callum ebenfalls. Ein Mann zu sein hatte immer nur mit den Eroberungen zu tun, nie mit den Niederlagen.
    »Sarah war in ihn verliebt«, erklärte sie leise. »Sie redete immer nur über Luke, als ob sie bereits Zukunftspläne schmieden würde. Wenn Luke das anders sah, dann war das seine Sache. Er wäre nicht der erste Mann gewesen, der einer Frau sagt, dass er sie liebt, und es eigentlich gar nicht so meint.«
    »Und das soll alles sein?«, fragte ich ungläubig. »Es ist nur geschehen, weil Sarah Luke geliebt hat und ihre Liebe nicht erwidert wurde? War sie so unberechenbar?«
    Katie spielte mit ein paar Haarsträhnen, wickelte sie um ihre Finger und ließ sie wieder los. »Manche Leute sind so«, entgegnete sie. »Immer

Weitere Kostenlose Bücher