Hexenblut
herausfinden.« Dann ging sie fort und ließ die Tasche in ihrer Hand hin und her schaukeln.
Ich sprang aus dem Wagen und rief: »Warte.« Katie ging einfach weiter.
Fasziniert sah ich ihr nach. Dass ich mehr erfahren wollte, wusste ich, doch zugleich stellte ich mir die Frage, welche Risiken damit verbunden waren. Risiken, die nicht nur die Story betrafen, sondern auch Katie.
14
D as Polizeipräsidium von Blackley war am Rand des Stadtzentrums in einem alten viktorianischen Gebäude gleich neben dem Gericht untergebracht. Eine breite Treppe führte hinauf zum Eingang, Rundbögen überspannten die Fenster. Das Innenleben verriet das wahre Alter des Bauwerks, da überall Farbe von den Wänden abblätterte und ein eisiger Wind durch die Korridore pfiff.
Das alles sollte sich bald ändern, da die Polizei in einen Neubau am Stadtrand von Blackley umziehen würde. Und so stapelten sich in den Räumen Kisten und Kartons, in denen die Polizisten Beweisstücke und persönliche Dinge verstauten.
Laura hielt sich am Empfang im Keller auf, einem hohen hölzernen Tresen mit matter Beleuchtung und Plakaten, auf denen die Rechte der Gefangenen aufgelistet standen. Der Sergeant stand über ein Klemmbrett gebeugt und beobachtete, wie Lauras Exhäftling sein Kleingeld zählte, damit er anschließend niemandem vorwerfen konnte, man habe ihn bestohlen. Wieder ein vergeudeter Tag, dachte Laura.
»Es wird ein nächstes Mal geben«, knurrte Pete.
»Das haben Sie letztes Mal auch schon gesagt«, konterte der Entlassene grinsend, während er den Gürtel durch die Schlaufen seiner Hose zog.
Laura legte eine Hand auf Petes Arm, da sie sah, wie aufgebracht er war. Dann aber entdeckte sie durch die Scheibe der Tür zum Korridor ein vertrautes Gesicht: DCI Karl Carson.
Der Mann war kaum zu übersehen. Er trug ein lila Hemd und eine marineblaue Hose, dazu eine leuchtend rote Krawatte mit einem so dicken Knoten, dass man meinen konnte, er habe beim Binden die Übersicht verloren. Seine rasierte Glatze glänzte in einem kräftigen Rosa, was auch für sein Gesicht galt, das nicht einmal eine Andeutung von Augenbrauen aufwies, die als Kontrast für den allgegenwärtigen Glanz hätten dienen können. Laura kannte seinen Namen, und was seinen Ruf anging, wurde viel getuschelt, als die Mordkommission ihr Quartier bezog. Er galt als unerbittlich und als jemand, der die Regeln gern großzügig auslegte. Manchmal sollte er regelrecht arrogant sein, aber er hatte ein Team aus ehrgeizigen jungen Männern um sich geschart, die loyal zu ihm standen, da sie wussten, Carson konnte Ergebnisse liefern. Das geschah zum Teil dank seiner unerschütterlichen Beharrlichkeit, oftmals auch dadurch, dass er Zeugen zum Reden brachte, die auf die freundliche Tour nicht angesprungen waren. Die Mitglieder seines Teams tauschten ihr Privatleben nur zu gern ein gegen Arbeit bis spät in die Nacht und gegen die Chance, ab und zu mal im Rampenlicht zu stehen.
Ihr ging das Treffen mit Jack durch den Kopf, und sie spürte, wie sich erneut Ärger in ihr darüber regte, dass er sich in eine laufende Ermittlung einmischte, was durchaus auch Folgen für sie selbst haben konnte. Sie war noch nicht lange genug in Blackley, um solche Dinge schadlos zu überstehen, andererseits musste sie aber auch zugeben, dass er in einem Punkt recht hatte: Es würde sie beide in einem schlechten Licht dastehen lassen, wenn es so aussah, als helfe er Sarah Goode heimlich.
Sie murmelte Pete zu, sie sei gleich wieder da, dann öffnete sie mit ihrer Codekarte, die sie während der Arbeit den ganzen Tag um den Hals trug, die Tür und lief hinter Carson her, der zügig durch den Korridor ging. Sie holte ihn ein, kurz bevor er den Besprechungsraum erreicht hatte.
»Kann ich Sie kurz sprechen, Sir?«
Er blieb stehen, drehte sich zu ihr um und lächelte flüchtig. »Was kann ich für Sie tun?«
Einen Moment lang hielt Laura inne, da sie bemerkte, dass alle im Besprechungsraum plötzlich ihre Beschäftigung unterbrochen hatten und sie ansahen. Seit dem Umzug dieser Truppe vom Hauptquartier ging es hier immer gleich zu. Das hier war für diese Leute nur ein Zwischenstopp, sie waren von ihrer üblichen Schaltzentrale am Rand von Preston nur für den Fall Sarah Goode hergekommen. Sie erledigten den Papierkram und tranken Kaffee, sie hackten Text auf ihre Tastaturen, den Blick starr auf den Monitor gerichtet, sie trugen pastellfarbene Hemden und dazu Krawatten in kräftigen Farbtönen. Aber in diesem
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