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Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil White
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wurde. Als dann die Tür ganz aufgemacht wurde, sah er, wie eine junge Frau durch den Flur davoneilte. Vermutlich war sie eine Studentin, überlegte er.
    »Mum?«, rief sie. »Da ist ein Polizist, der dich sprechen will.«
    Die junge Frau drehte sich um und zeigte auf eine Tür ganz vorn im Korridor. »Sie können da reingehen«, sagte sie. »Mum kommt gleich zu Ihnen.«
    Als Rod lächelte, errötete sie und zog sich in ein Zimmer im hinteren Teil des Hauses zurück.
    Er betrat das Wohnzimmer und war verblüfft. Er hatte eine moderne Einrichtung erwartet – Laminatboden, einen imitierter Kamin, vielleicht noch einen großen Flachbildfernseher –, doch das hier erinnerte alles sehr an Abigails Cottage. Die Wände waren dunkelrot gestrichen, an der Decke hing ein schwerer, schwarzer Leuchter. Der offene Kamin reichte fast bis an die Decke und war aus matten grauen Steinen gebaut. So etwas hätte besser in eine Burg gepasst, aber nicht in ein modernes Haus inmitten einer gesichtslosen Siedlung.
    Er drehte sich um, als er hörte, wie die Tür geöffnet wurde, die er hinter sich geschlossen hatte. Eine Frau Anfang vierzig mit dunklem, welligen Haar kam herein, sie trug ein langes Leinenkleid und war barfuß.
    »Isla Marsden?«, fragte er. Als sie daraufhin seltsam lächelte, sagte er: »Ich bin hergekommen, weil ich Ihnen ein paar Fragen stellen möchte, was die Explosion in Ihrem Garten angeht.«
    »Die hatte sich im Schuppen ereignet«, erwiderte sie so sanft, dass es fast etwas Träumerisches an sich hatte.
    »Dasselbe ist auch anderen widerfahren«, fuhr Rod fort. »Allerdings wurde heute jemand dadurch verletzt.« Als Isla keine Reaktion zeigte, ergänzte er: »Es war eine alte Dame namens Abigail Hobbs.«
    Rod bemerkte ihre Reaktion, sah, wie sie ihre Augen für einen winzigen Moment aufriss und sich dann reflexartig die Haare aus dem Gesicht strich. Dabei setzte sie wieder ihr versonnenes Lächeln auf.
    »Kennen Sie sie?«, fragte er.
    Isla entpuppte sich als miserable Schauspielerin, da sie so tat, als müsse sie nachdenken. Schließlich schüttelte sie den Kopf. »Nein, ich glaube nicht.«
    »Ihre Katze wurde dabei getötet, und Abigail liegt mit schweren Verletzungen im Krankenhaus. Wissen Sie ganz genau, dass Sie sie nicht kennen?«
    Erneut reagierte sie mit einem Kopfschütteln.
    »Ist Ihnen noch irgendetwas dazu eingefallen, wer für die Explosion verantwortlich sein könnte?«
    Wieder folgte ein Kopfschütteln, dann sagte sie vorwurfsvoll: »Ich dachte, die Antwort darauf würde ich von Ihnen bekommen.«
    »Wir geben unser Bestes«, meinte er ernst. »Vielen Dank, Mrs Marsden. Wir bleiben in Kontakt.«
    Als er das Zimmer verließ, um zur Haustür zu gehen, blieb er noch einmal stehen. »Schon ein komischer Zufall, Mrs Marsden.«
    »Was meinen Sie?«
    Er drehte sich um und sah, dass sie Gefahr lief, ihre Fassung zu verlieren. Dann zeigte er auf ihre Hand. »Sie beide haben den gleichen Geschmack, was Schmuck angeht.« Prompt lief ihr Gesicht rot an. »Dieser Ring dort … Sie tragen ihn an der gleichen Hand und am gleichen Finger wie Abigail. Das gleiche schreiende Gesicht in Silber auf Schwarz. Abigail hat genau den gleichen Ring.«
    Während sie ihn besorgt anschaute, nickte Rod ihr zu. »Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Rufen Sie mich an, wenn es etwas gibt, worüber sie mit mir reden wollen.« Dann zog er die Tür hinter sich zu und kehrte zurück zu seinem Wagen.
    * * *
    Ich war auf dem Weg zum College und versuchte, das Unbehagen über mein Privatleben zu verdrängen. Ich wollte noch einmal mit Katie reden und herausfinden, warum Lukes Freund die Beziehung zwischen Sarah und Luke so völlig anders beschrieben hatte als sie. Mir war Katies Bemerkung im Gedächtnis geblieben, sie habe Vorlesungen, daher schien mir das College der geeignete Ort, um nach ihr zu suchen.
    Normalerweise fühlte ich mich nicht alt. Ich war vierunddreißig, mein Haar war noch immer voll, wenn auch hier und da mit einem grauen Sprenkel in den dunklen Wellen. Doch als ich jetzt vor dem Collegegebäude herumlungerte, kam es mir so vor, als hätte ich gleich mehrere Generationen verpasst.
    Es handelte sich um einen Ableger der Universität von Manchester, einen siebenstöckigen Betonklotz mitten in Blackley, den ein Gewirr von Einbahnstraßen umgab, die von selbstverliebten jungen Männern dazu genutzt wurden, die Vorlesungen zu stören, indem sie unablässig um den Block fuhren, den jungen Frauen nachschauten und

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