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Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil White
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wurde abermals abgedreht, und sie sah ihren Peiniger an, der vor ihr stand und den tropfenden Schlauch in der Hand hielt. Er stellte sich vor sie, legte die Hände auf ihre Schultern und drehte sie um. Sie konnte seinen Blick spüren, der forschend über ihren Körper wanderte, als würde er nach irgendetwas suchen. Währenddessen schaute sie stur auf den Boden und versuchte, nicht darüber nachzudenken, was er ihr möglicherweise antun würde.
    Nachdem er sie einmal um ihre eigene Achse gedreht hatte, legte er eine Hand so um ihr Kinn, dass er die Finger in ihre Wangen drücken konnte, dann zog er sie zu sich heran. Zwar versuchte sie, den Kopf wegzudrehen, doch er hielt sie so fest, dass sie nichts anderes tun konnte, als ihn anzuschauen.
    »Was siehst du?«, fragte er gemächlich. Sogar durch die Kapuze hindurch roch sein Atem schlecht.
    »Ich sehe Sie«, antwortete Sarah.
    »Das meine ich nicht. Was siehst du vor dir? Deine Zukunft?«
    Sie schluckte und kniff einmal mehr die Augen zu, dann flüsterte sie: »Ich sehe keine Zukunft.«
    »Hast du dir schon mal Gedanken über das Ende gemacht?«, flüsterte er. »Wie es sein wird, wenn du deinen letzten Atemzug tust? Wenn du in den Abgrund siehst und jeden Moment die Antwort darauf erhalten wirst, ob es ein Leben nach dem Tod gibt oder ob da überhaupt nichts ist?«
    Sie schluckte, um ihre Tränen zurückzuhalten, dabei kam ihr ein leises ängstliches Stöhnen über die Lippen.
    »Ich möchte in deinen Augen das Ende so klar und deutlich aufflackern sehen, dass ich es selbst fühlen kann«, fuhr er fort. Sarah hörte, wie er sich genüsslich die Lippen leckte. Dann ließ er sie los, wandte sich ab und ging aus der Zelle.
    Erst als er weg war, fiel ihr auf, dass er ihr kein Essen gebracht hatte.
    Ihre Kleidung war verschwunden. Sie war nackt, sie hatte keine Decke und kein Bett. Die Deckenbeleuchtung tauchte den Raum unablässig in grelles Licht, und der Boden unter ihren Füßen war zu einer kalten Schlammschicht geworden.
    Dann hörte sie, wie die Lautsprecher wieder zum Leben erwachten und der dröhnende Herzschlag den Raum erfüllte. Sie ließ sich nach hinten fallen und glitt an der Wand entlang zu Boden, wobei sich die Kanten der Steine in ihren Rücken schnitten. Ihre Schreie vermischten sich mit dem beständigen Pulsieren.

13
    R od Lucas betrachtete die Adressen der beiden anderen Opfer von Sprengfallen, die in der letzten Zeit gelegt worden waren. Jeder der Fälle hatte sich in dem ländlichen Gebiet rings um den Pendle Hill zugetragen. Zwar war Rod in einer früheren Phase seiner Karriere auch in den nahe gelegenen Städten Blackley und Turners Fold tätig gewesen, doch die meiste Zeit seines Polizeidiensts hatte er in der Gegend um den Pendle Hill verbracht.
    Dort kannte er sich mit den Verbrechen aus, die normalerweise begangen wurden – in den meisten Fällen Diebstahl von Dieseltreibstoff oder Massenschlägereien in abgelegenen Pubs, bei denen die Dorfjugend Streit auf die altmodische Art regelte. Diese Explosionen dagegen waren von einer ganz anderen Qualität. Sie erschienen ihm geplant, zielgerichtet.
    Er war zu einer der Adressen gefahren und überprüfte mit einem Blick durch die mit Morast verschmierten Scheiben seines Landrover, ob die Hausnummer mit der auf seiner Liste übereinstimmte, dann stieg er aus und fand sich auf einer frisch geteerten Zufahrt zu einer modernen Wohnsiedlung wieder. Er sah sich um und betrachtete einen Moment lang die Abfolge von identisch aussehenden Rasenflächen.
    Als er sich der Tür näherte, die mit ihren Holzflächen und dem Bogenfeld aus Mattglas den georgianischen Stil nachahmte, hörte er nichts als die Schritte seiner Stiefel auf der gepflasterten Auffahrt. Auf den Straßen ringsum war niemand unterwegs. Er musste nur einmal anklopfen, dann wurde ihm bereits geöffnet.
    »Hallo?«, fragte eine junge Frau, die die Tür nur so weit öffnete, wie die Sicherheitskette es zuließ.
    »Ich bin Inspector Rod Lucas«, stellte er sich vor. »Ich würde gern mit Ihnen über die Explosion reden, die sich letzte Woche in Ihrem Garten ereignet hat.«
    »Sie sehen nicht aus wie ein Polizist.«
    Rod betrachtete seine Kleidung und musste der Frau zustimmen. Immerhin trug er nach wie vor das karierte Hemd und die schmuddelige Cordhose, in der er seine Bäume geschnitten hatte. Er griff nach seiner Brieftasche und zeigte ihr das Emblem der Lancashire Police.
    Die Tür ging zu, und er konnte hören, wie die Kette aufgeschoben

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