Hexenblut
standen trotz der Kälte Schweißperlen. Er fuhr mit seinem Finger zwischen ihren Brüsten hinunter und verrieb den Schweiß zwischen Daumen und Zeigefinger. Es war eine sanfte, fast schon zärtliche Berührung. Dann sagte er leise: »Wenn du nicht tust, was ich dir sage, werde ich dir weh tun.«
Sarah schluchzte erstickt und kniff die Augen zusammen, während sie versuchte, nicht darüber nachzudenken, was sie da eigentlich tat.
Nachdem das Hemd aufgeknöpft war, rutschte es ihr von den Schultern und landete auf dem Boden. Als sie weiter nach unten schaute, bemerkte sie den Dreck an ihrer Jeans. Sie zog sie ebenfalls aus, bis sie nackt vor dem Mann stand. Sie fühlte sich bloßgestellt und verwundbar, also verschränkte sie die Arme vor der Brust und presste die Beine zusammen. Jetzt mach schon, dachte sie, sah zur Decke und schloss die Augen. Tu mir nicht weh. Mach es schnell, und dann lass mich gehen. Bitte.
Plötzlich hörte sie, wie sich etwas bewegte, und sie schlug die Augen auf.
Er war nicht mehr bei ihr in der Zelle. Sie trat einen Schritt von der Wand weg, doch da kehrte er zurück, hielt jetzt aber etwas in der Hand. Einen Schlauch.
Einen Moment lang war sie verwirrt, doch als sie genauer hinschaute, fiel ihr auf, wie schmutzig ihre Haut und vor allem ihre Beine durch die Zeit in der Kiste waren.
Als der Wasserstrahl sie traf, begann sie gellend zu schreien. Das Wasser war eiskalt und wirkte wie ein Fausthieb. Sie wand sich und versuchte, dem Strahl auszuweichen, aber der Unbekannte folgte jeder ihrer Bewegungen. Der Sandboden unter ihren Füßen verwandelte sich in Schlamm. Zwar glaubte sie zwischendurch, dass sie eine zweite Person in ihrer Zelle hörte, aber das war womöglich nur das Wasser, das von der Wand zurückschoss. Es traf sie an der Brust, an den Beinen, am Bauch. Sie schrie, doch ihr Schrei verlor sich im Rauschen des Wassers.
Dann versiegte der Strahl. Sarah schnappte nach Luft, da ihr schrecklich kalt war, während die Tropfen auf ihrer Haut zu trocknen begannen. Ihr Haar war klatschnass.
Er kam wieder näher, seine Stiefel verursachten im Schlamm schmatzende Geräusche. Sie hob nicht den Kopf, zuckte aber leise schreiend auf, als er seine Hände auf ihre Schultern legte. Auf ihrer eisigen Haut fühlten sie sich warm und feucht an.
»Warum tun Sie mir das an?«, fragte sie, wobei ihre Zähne vor Kälte laut aufeinanderschlugen.
»Ich tue das, weil ich es mag«, erwiderte er. »Genügt das nicht als Grund?«
Sie betrachtete die Kapuze und versuchte, sich ein Bild von seinem Gesicht zu machen. Aber da war nur der schwarze Stoff, der keinen Rückschluss auf das dahinter verborgene Gesicht zuließ. Nicht mal Öffnungen für die Augen hatte er in die Maske geschnitten.
»Das ist bösartig«, sprach sie leise und fröstelnd.
Mit gespieltem Entsetzen wich er vor ihr zurück. »Bösartig?«, fragte er und machte keinen Hehl aus seinem Vergnügen. »Was bedeutet das?«
»Sie wissen sehr genau, was das bedeutet«, brüllte sie ihn an, während ihr Tränen der Wut übers Gesicht liefen.
Er schüttelte den Kopf und amüsierte sich offensichtlich bestens. »Ich erwecke meine Fantasie zum Leben, das ist alles«, sagte er. »Du lebst in Angst und Schrecken, du fürchtest dich vor den möglichen Konsequenzen. Ich tue das nicht. Darin unterscheiden wir uns.«
»Sie kennen mich gar nicht«, widersprach sie ihm.
»Oh doch, Sarah Goode. Ich kenne dich besser, als du denkst. Alles hat Konsequenzen, selbst die kleinen Dinge, die du tust. Deine kleinen Spielchen, Sarah, haben alle eine Bedeutung und bleiben nicht ohne Folgen.«
Sie schluckte und zitterte wieder, diesmal jedoch vor Angst. »Und was ist, wenn ich Ihre Spiele nicht mitmache?«
»Dann wirst du sterben«, antwortete er, als wäre das selbstverständlich. Er griff in ihr Haar und flüsterte ihr ins Ohr: »Aber ich könnte dir einen anderen Weg zeigen. Du brauchst nie wieder Angst zu haben, nie wieder Hemmungen oder Bedenken.«
Sarah kniff die Augen zu.
»Willst du dein Leben so leben, wie ich es tue?«, fragte er und ließ sie los.
Während sie zu Boden sah, nickte sie verhalten. »Ich werde alles tun, was Sie von mir verlangen.«
Als der Wasserstrahl sie erneut traf, schrie sie wieder auf. Das kalte Wasser klatschte brutal auf ihre Brust und in ihr Gesicht. Zwar versuchte sie, ihre Hände schützend vor sich zu halten, doch es nahm kein Ende, und schließlich begann sie auf dem morastigen Boden den Halt zu verlieren.
Das Wasser
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