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Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil White
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angeführt von erbitterten Rivalinnen, Old Demdike und Old Chattox, die sich gegenseitig zu überbieten versuchten, indem jede der anderen die absurdesten Dinge unterstellte, die angeblich durch Hexenkunst und Zauberei bewirkt worden waren. Als dann aber Demdikes Enkelin Alison Device beschuldigt wurde, durch Hexerei den Tod eines Hausierers verursacht zu haben, schaltete sich der örtliche Richter ein und die Schuldzuweisungen nahmen ihren Lauf. Alison selbst behauptete, sie sei durch Hexerei dazu getrieben worden, den Mann zu töten, weil sie so dumm war zu glauben, auf diese Weise den Kopf aus der Schlinge ziehen zu können. Dann beschuldigte sie andere Frauen der Hexerei, und die Unterstellungen griffen immer weiter um sich.
    Ich blätterte weiter und überflog Seite für Seite die Mitschriften, mein Blick wurde allmählich glasig, und ich stand kurz davor aufzugeben, als mich plötzlich eine Zeile förmlich ansprang und ich verdutzt innehielt.
    Es war nur eine Formulierung, die ich wiedererkannte, eine vertraute Formulierung. Wieder nahm ich den Ausdruck zur Hand und las die Schlusszeilen:
     
    … das Blut dieses unschuldigen Kinds, das ich auf so grausame und barbarische Weise ermordet habe, hat zu dieser Zeit dieses schwerwiegende Urteil über mich gebracht.
    Sarah
     
    Ich betrachtete den Text im Buch vor mir, und im gleichen Moment fühlte ich, wie das Adrenalin ausgeschüttet wurde. Die beiden Textstellen waren praktisch identisch. Seite um Seite hatte ich überflogen, und jetzt war ich fündig geworden. Es war der Urteilsspruch in Anne Whittles Fall, Sarahs Vorfahrin, der diese Parallelen aufwies.
     
    Aber das Blut dieser unschuldigen Kinder und anderer Subjekte Seiner Majestät, die du auf so grausame und barbarische Weise ermordet hast und die nach Genugtuung und Rache verlangen, hat zu dieser Zeit dieses schwerwiegende Urteil über dich gebracht.
     
    Ich sah mich um und stellte fest, dass sich nichts verändert hatte, dass die Studenten immer noch an ihren Plätzen saßen, lasen und sich Notizen machten. Die Begeisterung, dass eine gute Story vor meinen Augen Gestalt anzunehmen begann, weckte in mir den Wunsch, mit der Faust auf den Tisch zu schlagen und einen Jubelschrei auszustoßen.
    Das war die Bestätigung, dass Katie mit ihrer Vermutung richtig gelegen hatte: Die Verbindung zu den Pendle-Hexen war kein Zufall gewesen. Sarahs Brief enthielt einen Teil des Urteilsspruchs, mit dem die Schuld ihrer Vorfahrin festgestellt worden war.
    Ich widmete mich wieder den Büchern und merkte, dass ich gebannt den Atem anhielt, während ich weiterblätterte und nach weiteren vertrauten oder markanten Formulierungen suchte.
    Als ich zwischendurch kurz den Kopf hob, sah ich Katie in ein Buch vertieft durch einen Gang schlendern. Ich wandte mich wieder meinem Band zu und überlegte, ob sie wohl ebenfalls fündig geworden war. Gerade wollte mein Verstand in Spekulationen abschweifen, da stieß ich auf einen weiteren bekannten Satz. Er fand sich im gleichen Abschnitt, nur hatte ich ihn im ersten Anlauf überlesen.
    Wieder musste ich mich zusammenreißen, um nicht laut zu jubeln. Ich wusste, ich war auf der richtigen Fährte, allerdings war nicht erkennbar, wohin sie mich führen würde. Seite um Seite zog an meinen Augen vorbei, während ich nach weiteren Hinweisen suchte. Je länger ich suchte, umso mehr entdeckte ich. Manches stammte aus dem dritten Brief, anderes aus den ersten beiden Briefen, die Katie von Sarah erhalten hatte.
    Hastig machte ich Notizen und blätterte so begierig weiter, dass ich fast befürchten musste, ich könnte die Seiten vor lauter Eifer zerreißen. Dann nahm ich meine Notizen an mich und suchte Katie. Als ich sie fand, stand sie da und machte eine schockierte Miene. Ich fragte mich, ob sie auf die gleichen Passagen gestoßen war wie ich.
    »Wir müssen los«, flüsterte ich ihr ins Ohr und war froh, dass sie sofort ihre Notizen an sich nahm und mir nach draußen folgte.

39
    L aura sah auf, als die Tür geöffnet wurde. Ihr war klar, dass Carson sich über sie beschwert haben musste, immerhin war sie dem Chef der Mordkommission aufs Männerklo gefolgt, um ihn zur Rede zu stellen. Mindestens ihr Sergeant würde zu ihr kommen, um ihr eins auf den Deckel zu geben, vermutlich würde das Donnerwetter aber sogar von noch höherer Stelle kommen.
    Doch dann musste sie feststellen, dass es jemand von Carsons Truppe war, der Mann im Polohemd, der sie ein paarmal so freundlich angelächelt

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