Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil White
Vom Netzwerk:
hatte.
    »Hey, wie geht’s, Joe?«, fragte Pete, als er ihren Besucher bemerkte.
    »Du kennst ihn?«, wunderte sie sich.
    »Jeder kennt Joe Kinsella.«
    »Ich nicht.«
    Pete lächelte, dann deutete er auf den anderen Mann. »Laura, das ist Joe. Seine ersten Sporen hat er sich in Blackley verdient, und dann hat er das große Los gezogen und ist zum Hauptquartier gegangen. Für uns war er einfach zu cool.« Er zeigte auf Laura. »Joe, das ist Laura McGanity. Sie kommt aus London, aber das habe ich ihr inzwischen verziehen.«
    Joe lächelte in die Runde und sagte: »Ich wollte zu Laura.«
    »Bist du so was wie die Vorhut?«, fragte sie. »Sollst du mich darauf einstimmen, dass Carson hier gleich reingewalzt kommt?«
    »Nein, darum geht es nicht«, erwiderte er kopfschüttelnd und setzte sich auf einen Stuhl neben Lauras Schreibtisch, auf dem sich die Akten stapelten.
    Laura musterte den Mann. Er war um die dreißig, schlank und gebräunt, sein Körper war unter schwarzer Kleidung verborgen, er hatte nur ein paar graue Haare, seine Augen waren dunkelbraun und verträumt. »Um was geht es dann?«, wollte sie wissen.
    »Ich bin hier, um mich zu entschuldigen«, erklärte er in einem besänftigenden Ton.
    Laura wurde stutzig. »Wofür?«
    »Für das, was mein Team veranstaltet hat – diesen Ausflug mit Jack.«
    »Müsste nicht Jack derjenige sein, bei dem ihr euch entschuldigt?«
    Joe nickte. »Das ist richtig, und das werde ich auch tun, sobald sich die Gelegenheit dazu ergibt. Mag sein, dass es ihm nichts bedeutet, weil ich nicht mit dabei war und weil die Entschuldigung nicht von Carson kommt. Aber der wird sich nicht entschuldigen, und ich finde, dass wenigstens einer von uns das tun sollte.«
    »Und weshalb machst du dir diese Mühe?«, fragte sie skeptisch.
    »Weil es verkehrt war. Und weil ich zu diesem Team gehöre«, sagte er. »Und weil ich mit dir reden wollte.«
    Laura war verwirrt. »Wieso mit mir?«
    »Ich habe gehört, was du mit Carson gemacht hast«, antwortete er lächelnd. »Wie du ihn auf dem Männerklo zusammengestaucht hast. Das Problem bei ihm ist, dass er sich nie über jemanden beschwert, sondern Vergeltung übt. Und er hat genug Jasager um sich, die ihm dabei helfen, deshalb kannst du gegen ihn nie gewinnen. Und nach allem, was ich gehört habe, verdienst du etwas Besseres, als so behandelt zu werden.«
    »Und was hast du gehört?«
    »Du stehst im Ruf, eine gute Polizistin zu sein. Die Leute respektieren dich. Lass dich nicht in eine Schlammschlacht mit Carson verwickeln. Wir sind bald wieder zurück im Hauptquartier, und dann ist das alles vergessen.«
    »Klingt nicht so, als würdest du in die Gruppe passen«, stellte Laura fest.
    Er lachte auf. »Tu ich auch nicht, und deshalb mag Carson mich. Er umgibt sich gern mit Jasagern und Mitläufern, aber er ist klug genug, um zu wissen, dass er manchmal eine andere Meinung als seine eigene hören muss. Carson ist ein Arsch, das weiß ich auch, trotzdem macht er seine Arbeit gut.«
    Laura lächelte ihn flüchtig an. »Danke für den Tipp.«
    »Wie gesagt, er wird sich nicht über dich beschweren«, betonte Joe. »Aber pass gut auf dich auf.« Dann wandte er sich zum Gehen.
    Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, lachte Pete leise. »Er hat diese Wirkung.«
    »Welche Wirkung?«
    »Er bringt Frauen zum Erröten«, antwortete er und zeigte auf Laura.
    Sie begann verlegen, ihre Papiere zu sortieren. »Damit hat das gar nichts zu tun«, widersprach sie und schaute auf ihre Armbanduhr. Sie wusste, sie musste erst mit dem Sergeant reden, bevor der Häftling angeklagt werden konnte. Aber der anstehende Besuch der Sozialarbeiterin rückte unerbittlich näher.
    »Kannst du mit den Unterlagen für mich zum Sergeant gehen? Ich muss bald los.«
    Pete hielt grinsend seine Hand ausgestreckt, um ihr die Papiere abzunehmen, dann verließ sie den Raum. Ihre Laune hatte sich etwas gebessert. Die Sonne war rausgekommen, und für Ende Oktober war es ungewöhnlich warm. Ein neuerlicher Blick auf die Uhr sagte ihr, dass sie sich beeilen musste, nach Hause zu kommen. Sie wollte Gewissheit haben, dass da alles aufgeräumt war, damit es nach einem guten Zuhause für Bobby aussah.
    Als Laura in ihren Wagen einstieg, fiel ihr auf dem Beifahrersitz etwas auf. Ein Umschlag. Sie schaute sich um. Wer hatte sich an ihrem Wagen zu schaffen gemacht? Es gab keinen Zweifel, dass sie ihn abgeschlossen hatte.
    Laura öffnete den Umschlag und zog mehrere Farbfotos im Format A4

Weitere Kostenlose Bücher