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Hexenblut

Hexenblut

Titel: Hexenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil White
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heraus. Das oberste zeigte zwei Personen vor einer offenen Haustür, die dicht beieinander standen. Es war dunkel, daher waren sie nicht genauer zu erkennen, doch es war deutlich genug, dass es sich um einen Mann und eine Frau handelte. Die Frau hatte einen Arm ausgestreckt, ihre Hand lag auf der Wange des Mannes. Sie sah sich das Foto an, und ihr drehte sich der Magen um. Gleichzeitig war ihre Kehle wie zugeschnürt.
    Das war Jack, und sie erkannte Katie, die seine Wange streichelte.
    Sie schaute sich um, ob sie denjenigen sehen konnte, der den Umschlag in ihren Wagen gelegt hatte. Als ihr Blick auf den Hinterausgang des Präsidiums fiel, entdeckte sie Karl Carson. Er winkte ihr zu, nur um sicherzustellen, dass sie ihn auch gesehen hatte. Dann drehte er sich um und ging ins Gebäude zurück.
    Wütend warf sie den Umschlag auf den Beifahrersitz. Sie war sauer auf Jack, auf ihre ganze Situation, aber auch auf sich selbst, weil ihr klar wurde, dass sie sich einen einflussreichen Mann zum Feind gemacht hatte. Schließlich atmete sie tief durch und versuchte, sich wieder in den Griff zu bekommen. Sie musste sich jetzt auf den bevorstehenden Besuch der Sozialarbeiterin konzentrieren, denn vor ihr lag der wichtigste Kampf von allen: der Kampf, der darüber entscheiden würde, ob Bobby bei ihr bleiben konnte.

40
    W ir gingen zügig quer durch Blackley. Meine Gedanken überschlugen sich noch immer, und ich wollte mich nicht unterhalten, solange in meinem Kopf nicht alles geordnet war, was ich an neuen Erkenntnissen gewonnen hatte.
    »Wieso die Eile?«, fragte Katie, die sich sputen musste, um mit mir mitzuhalten.
    Abrupt blieb ich stehen und sah sie an. »Du hattest recht«, sagte ich. »Die Verbindung zu den Pendle-Hexen ist kein Zufall.« Ich war außer Atem und schrie ihr die Worte fast entgegen, die mir wie ein Sturzbach über die Lippen kamen.
    »Wie meinst du das?« Sie sprach leise und musterte mich aufmerksam.
    Ich blickte mich um und entdeckte ein Fast-Food-Lokal. Das war zwar nicht das, was ich bevorzugte, aber es war dort hell, und die Tische waren groß. Ich zog Katie hinter mir her, und nachdem wir einen Platz in einer großen Nische gefunden hatten, fragte sie mich: »Was ist los, Jack?«
    Einen Moment lang überlegte ich, wo ich anfangen sollte. Ich breitete meine Notizen und die Ausdrucke von Sarahs Briefen vor uns auf dem Tisch aus.
    »Das habe ich zuerst gefunden«, sagte ich und zeigte auf die Zeile über das Blut der Kinder. »Und jetzt sieh dir das an.« Ich griff nach einer Kopie aus dem Buch in der Bibliothek, auf der ich die entsprechende Passage mit orangefarbenem Textmarker angestrichen hatte. »Sieh dir nur an, wie ähnlich die Sätze sind. Es ist zwar leicht umformuliert, aber die Übereinstimmungen sind so groß, dass das kein Zufall sein kann.«
    Katie sah mich an und ließ nichts von der Begeisterung erkennen, die ich verspürte.
    »Weißt du, woher dieser Text stammt?«, fragte ich, und als sie den Kopf schüttelte, erklärte ich: »Aus dem Prozess gegen Anne Whittle. Sarahs Vorfahrin. Es sind fast die gleichen Worte.«
    Sie schwieg, also griff ich nach einer anderen Kopie mit orangefarben markiertem Text. »Dann«, fuhr ich eilig fort, »habe ich die Bände weiter durchsucht und noch etwas aus dem Prozess gegen Anne Whittle gefunden.« Ich unterbrach, um Luft zu holen. »Die Sätze aus Sarahs Brief stammen alle aus dem Verfahren gegen Anne Whittle, sie wurden nur leicht verändert umgestellt, um ihnen eine andere Bedeutung zu geben. Sieh dir mal diese Stelle aus Sarahs Brief an.« Ich zeigte auf das Blatt. »›Es weilt niemand unter den Lebenden, der unwilliger ist, dieses traurige und schwerwiegende Urteil zu verkünden, als ich selbst. ‹« Ich schob ihr die Fotokopie hin. »Und jetzt sieh dir dieses Zitat aus dem Hexenprozess an: › Es weilt niemand unter den Lebenden, der unwilliger ist, dieses traurige und schwerwiegende Urteil gegen dich zu verkünden, als ich selbst.‹« Ich lächelte Katie triumphierend an, während sie las. »Siehst du’s?«, fragte ich.
    »Die Sätze sind fast identisch.«
    Ich hielt inne und betrachtete Katie, die eine ernste Miene machte.
    »Dieses Zitat stammt aus dem Prozess gegen Anne Whittle«, wiederholte ich. »Gegen die Hexe Anne Whittle, der im Jahr 1612 stattfand. Es war der Urteilsspruch, mit dem sie der Hexerei für schuldig befunden wurde. Es gibt allerdings einen kleinen Unterschied. 1612 war es der Richter, der den Widerwillen empfand. In den

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