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Hexenbräute

Hexenbräute

Titel: Hexenbräute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zu. Einer von ihnen trug einen langen Mantel mit bestimmten Knöpfen an der Vorderseite. Ich wusste, dass sich die Schäfer so kleideten und ging davon aus, dass ich den Menschen vor mir hatte, dessen Schafe gestorben waren.
    Zusammen mit seinem Helfer wuchtete er den Schafskörper auf die Ladefläche.
    »Darf ich Sie mal was fragen?«
    Der Mann im langen Mantel fuhr herum. Ich sah in ein bärtiges Gesicht mit kalten Augen.
    »Was wollen Sie?«
    »Ich möchte mit Ihnen über die Schafe reden.«
    »Haut ab.«
    Ich blieb stur. »Waren das Ihre Tiere, Mister?«
    »Ja, verdammt, es waren meine. Und jetzt sind sie tot. Ich lasse sie abtransportieren. Reicht Ihnen das?«
    »Nein!«
    Mit dieser Antwort hatte er nicht gerechnet. Er blieb stehen und ballte die Hände. »Verschwinden Sie!«, fuhr er mich an. »Nehmen Sie die Frau und den Chinesen mit. Wir brauchen keine Gaffer, und wir brauchen keine Typen, die dumme Fragen stellen. Neugierige Fremde hassen wir hier besonders. Habe ich mich klar und deutlich ausgedrückt?«
    »Das haben Sie!«
    »Dann verschwindet.«
    Das taten wir nicht. Als der Mann gehen wollte, trat ich ihm in den Weg. »Sind Sie der Schäfer?«
    Seine Augen waren verquollen. Er schien schlecht geschlafen oder auch geweint zu haben. Schäfer sind normalerweise ruhige Menschen, der hier war so aufgewühlt, dass er zu allem bereit zu sein schien. Es roch plötzlich nach Gewalt, denn auch der zweite Mann nahm eine drohende Haltung ein, während die anderen beiden am Gatter warteten.
    »Lieber nicht, Meister«, sagte Suko.
    Der Schäfer drehte den Kopf. Das gab mir Zeit, meinen Ausweis zu ziehen. Als er wieder zu mir blickte, sah er das Dokument.
    »Was soll das wieder?«
    »Lesen!«
    Er beugte seinen Kopf vor, zwinkerte mit den Augen und zuckte wenig später zurück.
    »Scotland Yard?«
    »So steht es da.«
    »Was wollt ihr denn hier?«
    »Möglicherweise können wir Ihnen helfen. Was hier mit den Tieren passiert ist, kann man doch wohl nicht als normal ansehen. Oder ist über Nacht eine Seuche aufgekommen?«
    »Nein. Aber meine Tiere waren tot. Die Hälfte meiner Herde hat es dahingerafft.«
    »Und Sie kennen keinen Grund?«
    Der Schäfer schaute sich scheu um. »Es kam mir vor, als wären sie verhext worden.«
    Das war ein Stichwort, auf das Jane Collins als Erste ansprang. Sie stellte die Frage und kam dabei näher. »Haben Sie ›verhext‹ gesagt?«
    »Das habe ich, Madam. Und dabei bleibe ich auch.«
    »Interessant.«
    »Wieso? Glauben Sie mir?«
    »Das kann sein. Aber uns würde hier interessieren, ob Sie Beweise haben.«
    Der Schäfer schaute zu Boden. Sein Helfer entfernte sich von uns. Er ging zurück zu den beiden anderen Helfern und ließ den Schäfer allein.
    Jane stellte sich vor, nannte auch unsere Namen, und wir erfuhren, dass der Schäfer Amos Barkley hieß.
    »Mr. Barkley«, erklärte Jane, »Sie müssen nicht glauben, dass wir Sie auslachen wollen, wenn wir oder auch Sie von Hexen sprechen. Zu diesem Thema haben wir konkrete Fragen.«
    »Bitte...«
    »Haben Sie etwas gesehen, das Sie dazu bringt, von Hexen zu sprechen?«
    Er schaute zu Boden.
    »Zwei Frauen etwa?«
    Plötzlich ruckte sein Kopf wieder hoch. Jane Collins hatte genau das Richtige gefragt.
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Weil wir auf der Suche nach zwei bestimmten Frauen sind, Mr. Barkley. Deshalb wollten wir Salem einen Besuch abstatten.«
    Der Schäfer wusste plötzlich nicht mehr, wie er sich verhalten sollte. Er schabte mit dem Fuß über den Boden. Er schaute mal nach rechts, dann wieder nach links, holte tief Luft und schien nach den richtigen Worten zu suchen.
    »Sie waren hier, nicht?«
    »Ja, Mrs. Collins, das waren sie.« Er flüsterte jetzt. »Ich habe sie in der Nacht gesehen. Ich habe sogar auf sie geschossen, aber nicht getroffen. Sie haben mich nur ausgelacht.«
    »Kannten Sie die Frauen?«
    »Nein, es war auch zu dunkel. Sie haben meine Schafe und meine beiden Hunde getötet. Die habe ich schon begraben. Die Schafe muss ich wegschaffen lassen. Sie werden verbrannt. So wie damals die Rinder zu den BSE-Zeiten. Mehr kann ich nicht tun.«
    Ich übernahm das Wort. »Mr. Barkley, wäre es jetzt nicht besser, wenn Sie uns der Reihe nach berichten, was in dieser vergangenen Nacht alles vorgefallen ist?«
    Innerhalb des dunklen Bartgestrüpps bewegten sich seine Lippen. »Wollen Sie das wirklich wissen?«
    »Ja, sonst hätten wir Sie nicht gefragt.«
    »Also gut«, murmelte er und schaute an uns vorbei, als wollte er sich

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