Hexenbräute
als Erster aus. Sein Blick fiel auf ein größeres Haus. In der unteren Hälfte befand sich ein Geschäft. In dem Schaufenster sah ich Haushaltsgeräte. Schräg gegenüber führte ein schmaler Weg in Richtung Kirche.
Suko deutete über das Dach des Rovers auf den Kirchturm. »Wir sollten dort hingehen.«
»Warum?«, fragte Jane.
»Ich habe das Gefühl, dort Stimmen gehört zu haben. Kann sein, dass sich ein Teil der Bewohner da versammelt hat.«
»Gehen wir«, sagte Jane.
Wir überquerten die Straße und hatten die Detektivin in die Mitte genommen. Jane trug über ihrem schwarzen Pullover eine hellgrüne dünne Lederjacke. Ihre ebenfalls dunklen Jeans standen im krassen Gegensatz zu den hellen Turnschuhen, die silbrig glänzten. Damit ging Jane gern. Die Schuhe waren weich und hatten eine dicke Sohle, die beim Gehen nachfederte.
Ich hatte eigentlich mehr Hoffnungen auf Jane Collins gesetzt. Schließlich war sie eine Person, in der noch schwache Hexenkräfte schlummerten. So setzte ich darauf, dass es Jane gelang, die anderen beiden Frauen dank ihrer Kräfte zu finden. Das war bisher nicht eingetreten. Sie hatte uns auch keinen Hinweis gegeben, dass sie etwas spürte.
Der Weg zur Kirche war mit kleinen Steinen gepflastert. An einigen Stellen waren sie eingesackt, an anderen wiederum hatte sich der Boden aufgebeult. Wahrscheinlich litt die Bepflasterung unter den Frostschäden des Winters.
Die direkte Sicht auf die Kirche wurde uns von Bäumen genommen. Sie wuchsen nicht nur am Rand der Straße, sondern auch auf dem Platz vor der Kirche. Da reckten sie ihre Arme hoch in den Himmel, sodass uns ein Teil der Sicht auf das Gotteshaus genommen wurde.
Aber wir sahen die Menschen, die sich dort versammelt hatten. Wir hörten sie auch sprechen, nur unterhielten sie sich recht leise, sodass wir nichts verstanden.
»Warum versammeln sich Dorfbewohner zu dieser Zeit vor der Kirche?«, fragte Suko.
»Weil sie etwas zu bereden haben«, meinte Jane.
»Und worüber spricht man?«
»Wir werden es hören.«
»Vielleicht über zwei fremde Frauen«, sagte Jane. »Über zwei Hexen, die hier ihre Zeichen gesetzt haben.«
Genau das befürchtete ich auch. Unwillkürlich ging ich schneller. In mir hatte sich Spannung aufgebaut. Allmählich bekam ich das Gefühl, einer Teillösung des Falles nahe zu sein.
»Da passiert was«, flüsterte Jane. »Ich habe es im Gefühl. Das ist nicht normal.«
Wir gingen schneller. Bald sahen wir mehr, da die Bäume uns nicht mehr die Sicht nahmen. Die Kirche interessierte uns nicht so sehr. Uns ging es um die Menschen, die einen Halbkreis gebildet hatten. Ihre Gesichter schauten dabei in eine Richtung. Es wäre normal gewesen, dass sie die Kirche angeschaut hätten. Das taten sie jedoch nicht, denn sie blickten mehr nach links. Dort stand ein sehr kräftiger Baum. Wenn mich nicht alles täuschte, war es eine Eiche, deren Blätter sich im oberen Drittel bewegten, aber nicht, weil der Wind dort hineinfuhr.
»Gott, da ist ein Mann hochgeklettert«, flüsterte Jane Collins.
Sie hatte sich nicht geirrt. Da war tatsächlich jemand in den Baum geklettert, und die Menschen standen davor und schauten zu. Sie waren still geworden. Genau diese Stille verursachte bei uns ein leicht bedrückendes Gefühl.
Es war nicht nötig, dass wir uns bis in die erste Reihe drängten. Auch aus dem Hintergrund sahen wir genau, was da passierte. Es war tatsächlich ein Mensch in die Eiche hochgeklettert. Wie ein riesengroßer schwarzer Vogel bewegte er sich zwischen den hellgrünen und frischen Laubblättern.
Es war bestimmt kein Vogel. Es war ein Mensch. Allerdings dunkel gekleidet.
Ein Pfarrer!
Ich wollte das Wort aussprechen, aber Jane kam mir zuvor. Suko schüttelte den Kopf. Auch er konnte sich kaum vorstellen, was der Pfarrer in der Eiche trieb.
Keiner nahm von uns Notiz. Die Menschen schauten hoch. Für sie war nur der Geistliche wichtig, der plötzlich ein Gelächter ausstieß, das mir überhaupt nicht gefiel. Er turnte dort von Ast zu Ast, aber zu lachen gab es da nichts.
Was trieb der Mann dort oben?
»Da ist einiges verkehrt«, flüsterte Jane. »Der will hier bestimmt kein Schauklettern machen.«
Wir sahen noch keinen Grund einzugreifen und beobachteten den Weg des Pfarrers. Er hatte sich bisher dort versteckt gehalten, wo das Laub schon dicht wuchs. Das schob er jetzt durch Handbewegungen zur Seite und erreichte so eine Stelle, die recht frei lag. Sie befand sich dort, wo ein starker Zweig vom
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