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Hexenerbe

Hexenerbe

Titel: Hexenerbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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unterschiedliche Weise gefeiert. Die eher verweltlichte amerikanische Version, die man unter »Weihnachten« zusammenfasste, hatte für Cecile immer ihren besonderen Charme gehabt. Sie hatte auch kein Problem damit, an den vielen Ritualen und Traditionen teilzunehmen, denn sie boten ihr die Kraft des gemeinsamen Erlebens.
    Doch jetzt war sie von ihren Freunden und Nachbarn isoliert. Sie war eine Fremde in einem fremden Land, die nur noch ein wenig Kraft bei Dan Carter fand. Die beiden hielten gewissermaßen die Stellung, während sie darauf warteten, dass ihre Lieben in Europa ihre verlorenen Gefährten fanden und retteten, die Fehde zwischen den Cathers und den Deveraux beendeten und hoffentlich wohlbehalten wieder nach Hause zurückkehrten.
    Ich fürchte jedoch, dass die Deveraux den Obersten Zirkel dazu überredet haben, ihren privaten Rachefeldzug zum allgemeinen Krieg zu erklären ... und den Mutterzirkel ebenfalls mit hineinzuziehen. Und dann wird es niemals enden, denn die beiden übergeordneten Mächte werden diese Auseinandersetzung als Kampf des Guten gegen das Böse hinstellen. Dabei stimmt das gar nicht. Die Cathers waren niemals ausschließlich gut.
    Und wenn man glauben kann, dass Jean Isabeau wahrhaftig so sehr liebte, dann waren die Deveraux auch niemals ausschließlich böse ...
    Sie seufzte und hängte einen weiteren glänzenden Strumpf an den Baum. Sie war niedergeschlagen und wünschte sich - wie so oft - zurück ins French Quarter. Zu Hause mit Silvana, ohne jede Ahnung von den schrecklichen Dingen, die sich in Seattle zusammengebraut hatten ...
    Aber das waren feige Gedanken. Menschen, die mit einer Verbindung zu den Loa gesegnet waren, trugen in dieser Welt große Verantwortung, das wusste sie.
    Ich sollte dankbar dafür sein, dass Amanda mich damals angerufen hat, dachte sie. Das war der Ruf zu meiner größten, edelsten Bestimmung. Doch in Wahrheit gelang ihr das nicht. Meine Nichte, die mir beinahe wie eine Tochter ist, gehört zu ihrem Coven, und ich bin ebenso besorgt um sie wie Richard um seine Mädchen.
    Seufzend nahm sie eine Christbaumkugel aus der Schachtel.
    Da sah sie Schatten über Richard Andersons Gesicht huschen.
    Flügel.
    Die Silhouetten von Schwingen flatterten über sein bleiches Gesicht und dann über den hellbraunen Lederbezug des Sessels. Lautlos und bedrohlich glitten sie über die Textiltapete.
    Die Vorhänge vor den Fenstern waren zugezogen, so hielt Cecile es immer. Die Silhouetten waren also nicht natürlichen Ursprungs, sondern magisch.
    Cecile holte tief Luft, stellte die Schachtel ab und flüsterte ihren Loa zu: »Ihr Wächter, kommt. Ihr Wächter nehmt die Magie aus diesem Raum und verwandelt sie in Schutz.«
    Noch immer schweiften die Silhouetten lautlos über die Wände, dann hinab zum Boden, bis sie sich über das Parkett breiteten. Die Schatten bewegten sich auf sie zu. Sie stieg auf die Leiter, die sie zum Schmücken des Weihnachtsbaums benutzt hatte, hielt ganz still und betete um Schutz, um Kraft und um die Vernichtung des Bösen.
    Da hörte sie Dan Carter oben in seinem Schlafzimmer aufschreien. Es klang überrascht. Seine Schritte hasteten über den Boden, seine Tür ging auf. Sie hielt den Atem an, während er die Treppe herunterlief.
    »Halt!«, rief sie, als er ins Wohnzimmer stürmen wollte.
    Als er die bedrohlichen, geflügelten Schatten sah, hielt er wie erstarrt inne. Dann machte er ein paar Gesten mit beiden Händen, holte etwas aus seinem Medizinbeutel und streute es vor sich auf den Boden.
    Die Schatten teilten sich, als sie diesen Bereich des Parketts erreichten. Er streute noch mehr auf den Boden und vor sich in die Luft und schuf auf diese Weise einen sicheren Bereich um sich herum, während er sich auf Cecile zuarbeitete. Mit einer Geste bedeutete er ihr, sich still zu verhalten.
    Schließlich erreichte er die Leiter. Er bewarf Cecile mit seinem magischen Pulver, streckte dann die Arme aus und winkte sie zu sich herab. Sie ließ es zu, dass er sie von der Leiter hob und über eine Schulter legte. Ohne ein Wort zu sagen, wich er langsam zum Flur zurück.
    Da begann das Beben.
    Das gesamte Haus ruckte heftig, einmal nach links, einmal nach rechts. Die Fenster klirrten. Im Kamin kreischten Vögel.
    Gespenstische Hunde begannen zu bellen. Ihr erregtes Jaulen klang schreckenerregend, und ihre unsichtbaren Krallen kratzten über den Parkettboden, als sie Dan und Cecile nachsetzten. Cecile roch ihr nasses Fell und ihren Atem, heiß wie der eines

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