Hexenerbe
schnappte nach Luft.
Dann hob er die Hände über den Kopf und winkte, und die Flammen reckten sich in die Höhe und schossen zum Himmel empor.
Peter blinzelte erstaunt. Ginny sog scharf den Atem ein und fragte: »Papa, wie hat er das gemacht?«
Die Flammen erloschen, und der Mann verbeugte sich, als sein Publikum in begeisterten Applaus ausbrach. Dann streckte er die Hände nach den beiden hübschen Damen aus, die Pirouetten drehten und knicksten und ihn so bezaubernd anlächelten.
Langsam erhoben sich die beiden in die Luft, wobei sie sich noch immer im Kreis drehten, bis sie hoch über dem Wagen zu flattern schienen wie goldene Schmetterlinge.
Die Menge war vollkommen still, und jeder einzelne Zuschauer starrte hinauf wie vom Donner gerührt.
»Das müssen Drähte sein«, murmelte Peter.
Ginny beugte sich von seinen Schultern zu ihm hinab. »Keine Zauberei, Papa?«
»Natürlich nicht.« Doch seine Stimme zitterte, als glaubte er selbst nicht, was er da sagte.
Langsam schwebten die Damen wieder zum Boden herab. Die Männer klatschten Beifall, dann begannen sie zu jubeln und zu brüllen. Sie stampften mit den Füßen und pfiffen schrill.
»Meine Herren, ich danke Ihnen!«, rief Dr. Deveroo, nahm den Zylinder ab und hielt ihn sich vor die Brust. »Und nun bitte ich Sie, mir Ihr Ohr zu leihen, damit ich Ihnen von der wundersamen Wirkung meines speziellen Elixiers erzählen kann, das alle Ihre Beschwerden heilen wird wie durch Zauberei. Doch hier ist echte Wissenschaft am Werk, meine Freunde, keine Feen und Wichtel! Nein, die Wissenschaft, welche neue Maßstäbe setzt mit Wundern wie meinem einmaligen Elixier des Lebens!«
Eine der beiden Frauen trug leichtfüßig eine grüne Glasflasche herbei, die mit einem Korken verschlossen war. Sie reichte die Flasche Dr. Deveroo, als handelte es sich um einen kostbaren Edelstein.
Er zog den Korken heraus und setzte die Flasche an die Lippen. »Mein Elixier wird Sie stärker machen als zehn Männer! Es lässt Ihr Haupthaar sprießen und Ihre Augen leuchten!«
Er trank einen großen Schluck von der Flüssigkeit. Dann legte er die Hand an die Taille der Frau, die sich darauf sinken ließ. Vor den Augen der erstaunten Zuschauer hob er die Dame mit Leichtigkeit in die Höhe und hielt sie sich über den Kopf, während er einen weiteren Schluck von dem Elixier trank.
»Ja, meine Herren!«, rief er. »Dr. Deveroos patentiertes Lebenselixier wird auch Sie neu beleben!«
Er stellte die Dame wieder ab und sprang von seinem Wagen. Mit gewichtiger Miene ging er darum herum zur Rückseite. Er schob beide Hände unter das hintere Wagenende, ging in die Knie und hob den Wagen vom Boden hoch.
»Papa«, hauchte Ginny. »Papa, wie kann das sein?«
Peter lachte gekünstelt. »Das sind alles nur Tricks«, sagte er unsicher.
»Lass mich runter«, bat sie. »Ich will nicht, dass er mich sieht.«
»Du brauchst keine Angst zu haben, Ginny«, versicherte er ihr.
Sie zögerte und sagte dann: »Papa, er ist so stark ... er könnte einen Damm brechen.«
»Ach, Ginny«, sagte Peter leise. »Ach, mein Liebling.«
Da richtete Deveroo den schweifenden Blick plötzlich auf sie. Er sah Ginny direkt an, und sie empfand seinen dunklen, starren Blick wie einen Schlag ins Gesicht. Seine Augen wurden schmal, und seine buschigen Brauen zogen sich über der Nase zusammen. Er sah aus wie ein Teufel, der nur darauf wartete, sie zu packen und aufzufressen.
Sie klammerte sich an den Schultern ihres Vaters fest und heulte: »Papa, bring mich hier weg!«
Köpfe wandten sich nach ihnen um. Ein paar Männer grinsten belustigt über die panische Angst des kleinen Mädchens, als hätten sie selbst, sämtlich erwachsene, vernünftige Männer, nicht noch vor wenigen Sekunden in gebanntem Schweigen die erstaunlichen Kunststücke des Dr. Deveroo bewundert.
»Schon gut, Kleine, das ist doch nur zur Schau«, sagte ein wohlmeinender Mann. Er war grauhaarig und hatte eine Haut wie Leder und keine Zähne mehr. Er streckte die Hand aus und tätschelte Ginnys Bein, und sie zuckte zurück, als hätte er sie verbrannt.
»Papa, bitte, Papa.« Sie wand sich von seinen Schultern, schlug hart auf dem Boden auf und rannte kopflos in die Menschenmenge.
»Ginny!«, rief Peter ihr nach. Er eilte ihr hinterher und murmelte »Entschuldigung, dürfte ich bitte, Entschuldigung ...«, während er sich einen Weg durch die Männer bahnte. »Ginny!«
Wie konnte er sie so plötzlich aus den Augen verloren haben? Niemand konnte ihm
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