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Hexengericht

Hexengericht

Titel: Hexengericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fandrey
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Sattlerwerkstatt. Drinnen saß ein junger Sattler, der gerade einen Faden in eine starke Nadel einfädelte.
    »Wählt einen aus«, sagte der Bauer.
    Eingehend begutachtete Jeanne jeden einzelnen Sattel. Prüfte die Nähte, das Leder, die Riemen. Schließlich zeigte sie auf einen Sattel, so rabenschwarz wie Giacomo.
    »Was verlangt Ihr dafür?«, fragte Raphael den Bauern.
    Gedankenvoll strich der Mann über sein stoppeliges Kinn. »Sechzig Livres.«
    »Ihr seid des Wahnsinns«, stieß Raphael hervor. Dieser Preis war die reinste Unverfrorenheit. »Ich gebe Euch zwanzig. Für sechzig Livres kann ich einen Eurer Hengste kaufen.«
    Sie einigten sich schließlich auf vierzig Livres. Raphael bezahlte, während der Sattler die Sättel austauschte.
    »Ihr macht einen freundlicheren Eindruck als Euer Ordensbruder heute Morgen«, sagte der Bauer, während er mit den Zähnen die Münzen prüfte.
    Raphael versteinerte. »Was sagt Ihr da? Ihr seid heute Morgen einem Dominikaner begegnet?«
    »Er ritt wie der Teufel an meinem Gut vorbei, kurz bevor die Sonne aufging.«
    »Wie sah er aus?«
    »Sein Gesicht war nicht zu erkennen«, antwortete der Bauer. »Er ritt gen Süden. Mir scheint, Ihr kennt ihn?«
    »Nein«, beeilte sich Raphael zu sagen. »Wir müssen weiter. Gott mit Euch, Seigneur.«
    »Eine gute Reise«, rief der Bauer, doch Raphael und Jeanne hörten ihn kaum noch. Sie traten den Pferden in die Flanken und galoppierten los.
    »Glaubt Ihr, dass der Bauer den Mönch von gestern Abend gesehen hat?«, brüllte Jeanne Raphael zu.
    »Ich habe ein ganz übles Gefühl, Madame«, brüllte Raphael zurück.
    Giacomo flog wie ein Sturm über das Land. Vornübergebeugt, mit dem Kinn die wehende Mähne streifend, ließ sie Giacomo seine Kraft unter Beweis stellen.
    Raphaels Gedanken kreisten um den dunklen Mönch. Irgendwann musste er unweigerlich bemerken, dass die, die er jagte, hinter ihm waren – nicht vor ihm. Daraufhin würde er irgendwo ein Versteck suchen und auf sie warten. Zumindest sind wir in Dreux sicher, dachte Raphael. Der Mönch konnte kaum wissen, dass … »Gütiger Gott!«, rief er aus.
    »Was habt Ihr?«, fragte Jeanne.
    »Henri weiß, dass ich aus Dreux stamme.« Raphaels Stimme überschlug sich.
    »Was bedeutet das?«
    »Folglich weiß das auch der unbekannte Mönch. Meine Eltern sind in großer Gefahr!« Raphael trat seinem Pferd derart in die Flanken, dass er sogar Giacomo überholte.
    Gegen Mittag erreichten sie Raphaels väterlichen Hof bei Dreux. Es war still. Zu still. Irgendwo klapperte ein Fensterladen im Wind. Sonst nicht das leiseste Geräusch. Weit und breit war niemand zu sehen.
    Raphael saß ab. Er bedeutete Jeanne, hier bei den Pferden auf ihn zu warten. Vorsichtig wie eine Katze pirschte er sich an sein Elternhaus heran. Sein Herz pochte wie ein Schmiedehammer. Er wagte nicht, nach seinen Eltern zu rufen. Die Tür war nur angelehnt. Knarrend öffnete sie sich, und Raphael spähte hinein. Es war zu dunkel, um irgendetwas zu sehen. Vorsichtig setzte Raphael einen Fuß über die Schwelle. Plötzlich packte jemand Raphael an der Kapuze und schleuderte ihn quer durch den Raum. Noch bevor Raphael erfassen konnte, wie ihm geschah, schlug ihm der Unbekannte die Faust ins Gesicht. Instinktiv zog Raphael die Knie an und versetzte dem Angreifer einen Tritt. Jetzt erkannte Raphael auch, wer ihn überfallen hatte: Es war der unheimliche Dominikaner. Er war einen Kopf größer als Raphael und hatte ein hageres Gesicht mit einer hässlichen roten Narbe. Mehr konnte Raphael nicht erkennen, denn der Mönch stürzte sich erneut auf ihn. Geschickt wich Raphael ihm aus und stellte ihm ein Bein. Wütend schrie der Mönch auf, als er mit dem Kopf auf die Treppe krachte. Er rappelte sich auf und griff erneut an. Diesmal traf er Raphael in die Magengrube. Der stolperte, fiel über einen Tisch und blieb benommen liegen. Er spürte etwas Weiches unter sich, und eine grauenvolle Ahnung beschlich ihn. Er drehte den Kopf und erkannte im Halbdunkel seine Mutter. Ihre Augen waren leer, und ihre Kehle war durchtrennt. »Nein!«, schrie er verzweifelt.
    Diesen entsetzlichen Augenblick nutzte der Mönch aus. Er sprang hinter Raphael und hielt ihm ein blutverschmiertes Messer an die Kehle. »Im Namen der heiligen Mutter Kirche und der heiligen Inquisition übergebe ich dich in die Hände des Teufels.«
    Sein Atem stank wie faules Fleisch. Es ist aus, dachte Raphael. Er hatte keine Angst um sein Leben. Er dachte nur an die

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