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Hexengewitter

Hexengewitter

Titel: Hexengewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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mit einer fingerdicken Schicht. Skasy stand vor Lacthy, den Blick unverwandt auf deren Gesicht gerichtet, das gerötet war und wund geschlagen von den Eiskörnern.
    Als diese Blicke ihr unerträglich wurden und Lacthy zum Schwert griff, um es der Narein in den Leib zu stoßen, hörten sie alle den Schrei vom Ausguck, in dem eine halberfrorene Amazone stand und mit weit ausgestrecktem Arm vorausdeutete: »Ich sehe Keysland! Dort ist Keysland!«

9.
    Mythor trieb in dem Meer aus Lichtern und Farben dahin wie in einem sanften Wind, der seinen bloßen Geist mit sich wirbelte. Er empfand keinerlei Furcht, denn er vertraute der Zahda und wußte sich in ihrem Regenbogen geborgen.
    Er sah die Gefährten nicht und spürte doch, daß sie ihm nahe waren, so, wie er Fronja nahe sein würde, wenn der Regenbogen erlosch.
    Wieviel Zeit verging, bis er sich seines Körpers wieder bewußt wurde und er sich in einer unglaublichen Umgebung wiederfand, wußte er hinterher nicht zu sagen.
    Die Lichter und Farben lösten sich auf, doch die Helligkeit blieb. Sie kam aus dem Eis, das in seiner Formenvielfalt und Schönheit den Verstand verwirrte. Mythor stand auf festem Boden und sah die Gefährten bei sich, und wie er blickten sie sich voller Staunen um.
    Mythor war es, als sei er bereits einmal hiergewesen. Er erinnerte sich der Berichte von einer von Ambes Puppen im Zaubergarten der Hexe. Jetzt sah er mit eigenen Augen, daß nichts davon übertrieben gewesen war.
    Ganz Keysland war ein einziger ausgehöhlter Eisberg von gewaltigen Ausmaßen. Es war magisches Eis und nicht kalt. Wie für die Bedürfnisse der Keysinnen geformt, gab es lange Straßen, auf denen man scheinbar endlos zu seinem Ziel gleiten konnte, eindrucksvolle Statuen und Bäume aus Tausenden von farbigen Kristallen, die den Weg säumten. Hier schien die Dunkelheit niemals Einzug zu halten. Dies war kein bloßes Eis aus gefrorenem Wasser. Es gab warme, sprudelnde Quellen darin, wie auch ganz Keysland eine anheimelnde Wärme ausstrahlte. Rot, blau und weiß funkelte es überall um die Gefährten herum, selbst hoch über ihren Köpfen, wo sich die Decke aus Eis wie ein mächtiger Dom spannte.
    »Welche Schönheit«, flüsterte Gudun, die für einen Augenblick vergessen zu haben schien, daß es wichtigere Dinge für sie gab, als hier zu stehen und sich umzuschauen. »Mythor, wo sind wir?«
    »Auf der Schwimmenden Stadt Keysland«, erklärte er, ohne den Blick von den funkelnden Kristallen zu nehmen. »Besser gesagt, in ihr. Die Zahda schickte uns den Regenbogen, der uns aufnahm und hierherbrachte. Keysland umfährt den Hexenstern und wird in Kürze eine seiner Zacken anlaufen.«
    Die Amazonen blickten ihn mit ungläubigem Staunen an, während die Inselweiber immer noch nicht fassen konnten, daß es eine solche Zauberwelt aus Eis überhaupt geben konnte - Eis, das sie nicht auf der Stelle erfrieren ließ.
    »Es ist weich!« rief Ranky. »Und… Blitz und Donner! Hier wieder hart!«
    Mythor lächelte. Die Inselweiber waren plötzlich wie Kinder, die sich an den Schönheiten des Neuen erfreuten. Vorsichtig zunächst, dann besitzergreifend, faßten sie alles an, was sich mit Händen greifen ließ.
    »Ihr werdet noch überraschter sein, wenn wir erst im Palast der obersten Keysin sind«, sagte der Sohn des Kometen. Wieder sah er die Puppe der Ambe vor seinem geistigen Auge und hörte sie von Til-Muini berichten, dem Oberhaupt der Keysinnen. »Kommt, laßt uns zu ihr gehen. So schön es hier auch ist, wir müssen zum Hexenstern.«
    »Allerdings«, knurrte Gorma.
    Die Gefährten vertrauten sich der Straße an, auf die Zahda sie versetzt hatte, in der Hoffnung, daß auf Keysland jeder Weg zum Eispalast führte.
    Sie behielten recht. Bald standen sie vor Til-Muini, die auf einem Thron aus weichem Eis saß, das von angenehmen Lichtern in allen Farben des Regenbogens durchflossen wurde. Zu herrlichen Formen zusammengewachsen, strahlten Abertausende von winzigen Kristallen wie große Lüster von der Decke der Halle herab, die einst ein begnadeter Bildhauer in den Eisberg geschlagen zu haben schien. Til-Muinis Dienerinnen strömten herbei und hießen die Ankömmlinge freundlich willkommen. Keysland war wahrhaftig wie eine Insel des Friedens in den in diesen Tagen vom Kampfgeschrei der Amazonen widerhallenden Meeren Vangas.
    Doch auch das täuschte. Mythor wußte es, als er ins sorgenumwölkte Gesicht der obersten Keysin blickte. Sie lächelte zwar, doch hinter dem Lächeln verbarg sich

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