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Hexengewitter

Hexengewitter

Titel: Hexengewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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Nacken zurück. Über sich sah sie die Windlichter der Luftschiffe, die wesentlichen Anteil daran gehabt hatten, daß die im Hexengewitter versprengten Einheiten wieder zueinanderfanden.
    Natürlich hatte es auch unter ihnen Verluste gegeben. Lacthy vermochte nicht abzuschätzen, wie viele der ursprünglich tausend Ballons bis hierhin durchgedrungen waren. Aber sicher waren auch von ihnen Hunderte in den Fallen der Zahda zurückgeblieben.
    Sie kam mit dieser Befürchtung der Wahrheit nahe, doch nicht nahe genug. Tatsächlich war es so, daß die Luftflotte fast zwei Drittel ihrer Schiffe eingebüßt hatte.
    Doch auch das Wissen darum hätte sie jetzt kaum mehr schrecken können. Die Streitmacht stellte nach wie vor eine Kraft dar, die nun nichts mehr aufzuhalten imstande sein sollte. Und der Hexenstern war nicht mehr fern.
    Lacthys Siegeszuversicht aber erwies sich bald schon als verfrüht. Die ganze Nacht über segelten die Schiffe in den magischen Winden unangefochten gen Süden weiter. Dann jedoch, als der Morgen graute, schoben sich erneut finstere Wolken vor die aufgehende Sonne, und im Handumdrehen gefror an einigen Stellen die Oberfläche der See.
    Lacthy schrieb es dem Umstand zu, daß die Flotte inzwischen so weit nach Süden vorgedrungen war, daß das Auftauchen von Eisschollen nichts Ungewöhnliches mehr sein durfte. Die Nächte wurden zusehends länger, und die Sonne stieg kaum mehr halb so hoch am Firmament wie in nördlicheren Breiten.
    Die Zaem selbst machte diesem Selbstbetrug ein Ende, noch bevor das neuerliche Hexengewitter losbrach. Ihr Gesicht erschien am Himmel, und alle Kriegerinnen und Hexen vernahmen ihre Worte:
    »Die Gegnerinnen sammeln ihre letzten Kräfte, um auch den Rest unserer Flotte zu vernichten! Haltet durch, treue Kriegerinnen! Haltet Ausschau nach der Schwimmenden Stadt Keysland, die nahe ist! Dort sucht Schutz vor dem Hexensturm, und dort wartet auf mein Zeichen zum Angriff, denn Keysland wird bald schon den Hexenstern anlaufen - an meiner Zacke des Nabels der Welt!«
    Die Botschaft verhallte in Lacthys Geist, doch für Augenblicke noch blieb das Antlitz der Zaubermutter am Himmel, und alle, die es schauten, hatten das Gefühl, die Zaem blickte tief in ihr Innerstes, sähe alle ihre Ängste und geheimsten Zweifel.
    Dann aber erscholl das Kampfgeschrei, und Tausende von Fäusten wurden gen Süden geschüttelt, wo die ersten Blitze die Wolkenbänke durchzuckten.
    Die Himmelsvision verschwand. Lacthy sah Suvada und Taukel neben ihr stehen. Beim Hauptmast hielten sich Skasy und ihre Narein auf. Lacthy entging die Verachtung in ihren Blicken nicht, und mit lauter Stimme rief sie über das Schiff:
    »Ihr habt alle gehört, was die Zaem sagte! Keysland ist nahe! Den Abtrünnigen um Zahda soll es nicht mehr gelingen, uns auseinanderzutreiben! Hexen, ruft die Winde herbei! Kriegerinnen, seid bereit, die Schwimmende Stadt für die Zaem zu erobern!«
    Wieder antwortete wildes Geschrei. Schwerter waren hoch erhoben und schienen das Licht der Blitze zu jenen zurückschleudern zu wollen, die sie geschickt hatten. Die Segel der Schiffe füllten sich mit den magischen Winden, und über den Köpfen der Amazonen zogen die Ballons schneller denn je gen Süden.
    Lacthy blieb im Bugkastell, auch als das erwartete Schneetreiben und die Hagelstürme einsetzten. Mit versteinerter Miene stand sie dort, das Schwert in der rechten Hand, ein Mahnmal des ungebrochenen Kampfeswillens für all ihre Kriegerinnen. Mit der Linken umklammerte sie ein Tau. Immer schneller durchpflügte die Seejungfrau die haushoch sich auftürmenden Wogen.
    »So mutig, Lacthy?« hörte sie Skasys Stimme im Brausen des Sturmes. »Wärst du es nur gewesen, als Scida dich herausforderte!«
    Lacthy wandte den Kopf und sah die Narein neben sich stehen. Ihr schwarzes Haar flatterte wild um ihre Stirn. Der Sturm riß an ihrem Umhang.
    »Scida ist tot!« brüllte die Befehlshaberin.
    »So sicher bist du dir deiner Sache?«
    »Sie ist tot, und ich will verdammt sein, wenn nicht…!«
    Alles Weitere ging im Donner unter, der die Planken erzittern ließ. Blitze zuckten in schneller Folge ins Meer, schlugen in Schiffe ein und setzten Ballons in Brand. Es war wahrhaftig, als sei dies das letzte Aufbäumen der Zahda und ihrer Helferinnen, als verwandelten sie ihren ganzen Zorn in Lichterspeere und schleuderten ihn in ihrer Verzweiflung nach den Heerscharen der Zaem.
    Mächtige Eisberge wuchsen aus dem Nichts. Hagel und Schnee überzogen das Deck

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