Hexengewitter
her, Weiber! Der kleine Drache greift sie an!«
Das war endgültig zuviel. Wenn hier schon alle brüllten, so konnte er es auch tun. Gerrek hing für einige Herzschläge in Kalisses Armen, der sein Ungestüm schier die Sprache verschlagen hatte. Dann riß er sich los, deutete mit bebendem Arm zum Hügel und kreischte:
»Der kleine Drache hat versucht, euch vor den Horsiks zu warnen! Der kleine Drache wollte euch ganz unauffällig zeigen, wo sie stecken! Jetzt seht zu, wie ihr ohne seine Hilfe mit ihnen fertig werdet!«
Mythor war augenblicklich hellwach. Er sprang auf. Ranky kam heran und legte Kalisse die linke Hand auf den Mund, als die Amazone Gerrek eine Verwünschung entgegenschleudern wollte.
»Horsiks?« fragte sie schnell. »Die feigen Weiber, die den Hinterhalt für euch vorbereiteten? Wo?«
»Da!« schrie Gerrek.
Es war bereits überflüssig geworden. Mit lautem Gebrüll stürmten die Kriegerinnen über den Hügel und an seinen kantigen Flanken herab, in ihren Händen Schwerter und Lanzen. Und es waren keine zehn oder zwölf, es waren wohl an die fünfzig.
»Die kommen uns gerade recht!« rief Ranky ihren Inselweibern zu. Blitzschnell riß sie sich das Schwert und das Kampfbeil aus dem Gürtel. »Auf sie! Zeigt ihnen, wie wir zu kämpfen verstehen!«
Und schon prallten die ersten Angreiferinnen und Rankys Weiber aufeinander. Gudun, Gorma und Tertish warfen einander grimmige Blicke zu und zogen blank. Alton leuchtete in Mythors Faust, und selbst Scida war auf den Beinen und empfing zwei Horsik-Kriegerinnen mit ihren Klingen.
Kalisse griff als letzte in den Kampf ein. Sie blickte Gerrek an, der seine Ankündigung, keinen Finger zu rühren, wahr machen zu wollen schien, legte ihm sanft die Hand auf den Arm und sagte:
»Tut mir leid, Gerrek, das mit dem Drachenvieh. Aber ich…« Sie zuckte die Achseln und schüttelte den Kopf. »Danke.«
Damit stürzte sie sich in ein Knäuel von Kämpfenden und ließ einen völlig verwirrten Beuteldrachen zurück.
»Also… doch kein Traum?« murmelte der Mandaler.
Ob Traum oder kein Traum, das konnte ihm jetzt gleichgültig sein. Er sah die Übermacht der Horsiks und vergaß alle Vorsätze. Seine langen Arme ruderten wie Windmühlenflügel durch die Luft, als er sich ins Kampfgetümmel warf.
*
Nicht nur Gerrek vergaß in diesen Augenblicken seine Sorgen. Mythor, an dessen Seele die Verzweiflung nagte, fühlte sich aus seiner quälenden Untätigkeit und Unsicherheit herausgerissen. Ebenso mochte es Scida ergehen, wenngleich Mythor heftig erschrak, als er sie mit haßerfülltem Gesicht kämpfen sah. Eine jede der Horsiks, die sich ihr in den Weg stellte, mochte für sie Lacthy sein, die Todfeindin.
Die Inselweiber fingen den ersten Ansturm der Horsik-Amazonen auf. Ranky hatte wahrhaftig nicht zuviel versprochen, und wie sie und die Ihren unter den Angreiferinnen wüteten, straften sie Josnetts Worte von den Barbarinnen Lügen. Zwar benutzten sie ihre Beile und Schwerter, doch gebrauchten sie in erster Linie ihre Fäuste und schlugen allenfalls mit der flachen Klinge zu oder wehrten mit ihren Waffen die Schwerter der Horsiks ab. Eine Kriegerin nach der anderen ging zu Boden, blutend und mit Schrammen, doch nicht lebensgefährlich verletzt.
Schlechter kamen schon jene davon, die an Gudun, Gorma, Tertish oder Kalisse gerieten. Der Zorn, der sich in den Amazonen der Burra über die unfreiwillige Verbannung auf Rakiav aufgestaut hatte, machte sich Luft. Ungestüm trieben sie die bereits zurückweichenden Gegnerinnen vor sich her, drängten sie an die Felsen und kämpften, als gelte es bereits, für die Zaem den Hexenstern zu erobern. So sah sich Mythor in die Rolle desjenigen versetzt, der die Gegnerinnen vor den eigenen Gefährten zu schützen hatte.
»Kein Blutvergießen!« schrie er den Amazonen zu. »Bei Quyl! Es genügt völlig, wenn wir sie in die Flucht schlagen! Wir brauchen ihr Schiff!«
Im lauten Kampfgetümmel war er nicht sicher, ob seine Worte überhaupt gehört worden waren. Zumindest Scida gebärdete sich weiterhin rasend. Dabei war die Niederlage der Horsiks bereits besiegelt, bevor der Kampf noch richtig begonnen hatte. Wäre Gerrek nicht gewesen, so hätten die Angreiferinnen leichtes Spiel gehabt. So aber war ihr Überfall von vornherein ein Fehlschlag gewesen. Mythor konnte es nur darum gehen, das Schiff zu finden, das die Kriegerinnen nach Rakiav gebracht hatte, es zu erobern und mit ihm die Fahrt zum Hexenstern fortzusetzen.
Tertish gab ihm
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