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Hexengewitter

Hexengewitter

Titel: Hexengewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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bettete er ihren Kopf in seine Hände.
    »Warum? Ihr solltet uns überfallen und töten. Lacthy aber…«
    »Lacthy nahm die Herausforderung vor ihren Amazonen an. Aber sie… dachte nie daran, wirklich zu kämpfen. Sie…« Die Augen der Sterbenden wurden glasig. »Sie wird sagen, daß Scida ihr auf Rakiav eine Falle stellen wollte und daß… daß sie deshalb erst gar nicht von Bord ging, sondern… die Seejungfrau Fahrt aufnehmen ließ.«
    »Und euch schickte sie, damit niemand jemals die Wahrheit erzählen kann«, knurrte Mythor. »Ist es so? Deshalb sollten wir sterben.«
    »Ja«, hauchte die Horsik, und es war das letzte Wort, das über ihre Lippen kam. Mythor legte den Kopf der Toten zurück und erhob sich.
    »Auch dafür wird Lacthy bezahlen!« preßte Scida hervor. »Ich werde sie finden, wo immer sie sich vor mir verbergen mag!«
    »Du bist sehr krank«, sagte Ranky zu ihr.
    Mythor warf dem Inselweib einen dankbaren Blick zu. Ihre Besorgnis um Scida war echt. Und auch er erschrak ein ums andere Mal vor der Amazone, die der Haß auf Lacthy so schrecklich verändert hatte.
    »Gehen wir zum Feuer zurück«, sagte er. Obwohl die Sonne inzwischen aufgegangen war, vermochten ihre ersten Strahlen die klirrende Kälte nicht zu vertreiben. Auf Vanga schickte der Winter sich an, seinen Einzug zu halten. Auf den höchsten Erhebungen der Insel lag Schnee. Weiter südlich würden Schnee und Eis niemals schmelzen.
    Zurück am Lagerplatz, ließen sich die Gefährten zu Boden sinken. Ranky und ihre Inselweiber warfen weitere Scheite, getrocknetes Holz einmal angeschwemmter Schiffsplanken, ins fast niedergebrannte Feuer. Die anderen saßen schweigend davor und starrten in die Flammen.
    »Es gibt nur noch eine Hoffnung«, sagte Mythor nach einer Weile. »Rakiav ist groß. Wir kennen nur einen kleinen Teil der Insel. Vielleicht leben auf der anderen Seite Eingeborene, die Boote besitzen.«
    »Boote!« Kalisse lachte rauh. »Was sollen wir mit Booten anfangen?«
    »Rudern!« rief Ranky, deren Zuversicht ungebrochen schien. »Auf ein Schiff warten, das unser Feuer sieht.«
    »Ach!« kam es von Matta, einer ihrer beiden Vertrauten. »Und dein Orakel hat dir geweissagt, daß eines auftauchen wird?«
    Ranky stand auf und blickte lange aufs Meer hinaus.
    Es wird eines kommen«, prophezeite sie.
    Mythors Kopf ruckte in die Höhe. Verständnislos blickte er diese rauhe Gesellin mit den hellen, zu zwei Zöpfen geflochtenen Haaren und der blassen Haut an.
    »Und das sagst du erst jetzt?«
    Er wußte nicht, was er von ihrem Orakel zu halten hatte. Doch daß Ranky etwas von Magie verstand, hatte sich auf der Südwind erwiesen.
    »Es wird kein gewöhnliches Schiff sein«, murmelte das Inselweib. »Pest und Rattenwurz! Ich sage euch, es wird ein Schiff ohne Besatzung sein - und mit einer Fracht an Bord, die uns allen zum Verhängnis werden kann. Daher wäre es vielleicht besser, wir ließen es einfach ziehen.«
    Gudun schüttelte heftig den Kopf.
    »Erst sagst du, wir sollen darauf warten, dann wieder sollen wir es ziehen lassen! Natürlich werden wir es kapern! Kommt, suchen wir nach Bewohnern der Insel!«
    »Ich wußte, daß ihr euch so entscheiden würdet«, sagte Ranky, und etwas in ihrer Stimme ließ Mythor erschauern. »Darum hätte ich besser den Mund gehalten.«

2.
    An Bord des mächtigen Luftschiffs Silberspeer wuchsen die Sorgen der Flugführerin Hasbol.
    Die Silberspeer hatte, nachdem sie lange hinter der Flotte zurückhing, nun wieder zu den tausend Luft- und tausend Seeschiffen aufgeschlossen. Und obwohl Hasbol der Anblick des mächtigsten Aufgebots an Kriegerinnen und Hexen seit dem Untergang Singaras inzwischen vertraut war, verfehlte er doch seine Wirkung auf sie und ihre Amazonen nicht. Der Himmel war verdunkelt von den in allen Farben bemalten Ballons mit den Zeichen der verbündeten Zaubermütter darauf. Unter der Silberspeer durchpflügten die Seeschiffe das Meer, näherten sich unaufhaltsam ihrem noch fernen Ziel. Von der Magie der Hexen herbeigerufene Winde füllten die unüberschaubare Zahl von mächtigen Segeln. Die Lüfte erzitterten vom Schlachtgesang der Kriegerinnen, die sich in Kampfspielen übten.
    Es war ein erhebendes Gefühl, Teil dieser Streitmacht zu sein. Alle, die die Botschaft der Zaem vernommen hatten, hatten sich ihr angeschlossen. Ganz Vanga schien unterwegs zum Hexenstern zu sein, um das Verderben von der Südwelt abzuwenden. Von Inseln und aus Dörfern waren Kriegerinnen, die selber über kein

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