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Hexengift

Titel: Hexengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.A. Pratt
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sie konnte es auch umverteilen - was in diesem Fall bedeutete, dass sie das Chaos in Gregors zerschmettertem Knie in einen kleinen Haufen wohlstrukturierter Kristalle, der neben
ihm auf dem Boden lag, umleitete. Je weiter dieser Haufen zu Staub zerbröckelte, desto heiler wurde Gregors Knie, nahm wieder seine ursprüngliche Struktur an, die es den Kristallen entzog. Das alles ging sehr schnell, denn Nicolette brummte vor Energie wie ein Hochspannungstransformator. Angesichts der Lage, in der Felport sich momentan befand, lag eine Menge Chaos in der Luft, aus dem sie ihre Energie beziehen konnte.
    Gregor stöhnte ein letztes Mal auf, während sein Kniegelenk sich wieder einrenkte. »Jetzt gibt es kein Zurück mehr«, sagte er und bewegte vorsichtig sein Bein. »Marla weiß jetzt, dass ich ihr Feind bin, und sie wird die Neuigkeit schnell verbreiten. Falls Reave doch nicht siegreich sein sollte …« Er schüttelte den Kopf. »Er muss siegen. Und wir müssen Genevieve finden, bevor Marla es tut.«
    »Wir werden wohl kaum schneller sein als Langford«, entgegnete Nicolette. »Was er macht, ist ziemlich abgefahrenes Zeug. Ich hab keine Ahnung, wie wir Genevieve vor ihm aufspüren sollen.«
    »Ich weiß, dass ich Genevieves nächsten Aufenthaltsort nicht so genau vorhersagen kann wie Langford«, erwiderte Gregor, »aber ich kann voraussagen, was er voraussagen wird.«
    Nicolette runzelte die Stirn. »Du selbst hast mir doch erzählt, dass du Prophezeiungen nicht prophezeien kannst. Allein der Versuch bringt so viele Unsicherheitsfaktoren mit sich, dass das Ergebnis blanker Unsinn wäre, schlechter noch als reines Raten, oder etwa nicht?«
    »Natürlich«, sagte Gregor. »Wenn man versucht, die Weissagungen von jemand anderem vorherzusehen, beinhaltet
das viel zu große Unwägbarkeiten. Aber dafür habe ich ja dich , meine Liebe, um diese Unwägbarkeiten abzusaugen und irgendwo anders hinzuleiten und sie durch Gewissheiten zu ersetzen.«
    »Das …« Nicolette wollte gerade sagen, das wäre ungefähr so, als würde sie zustande bringen wollen, dass eine Gerölllawine sich zu einer Eins-zu-eins-Kopie des Buckingham Palace aufstapelte, aber, wer weiß, vielleicht würde sie es ja tatsächlich hinkriegen.
    »Du bist im Moment die Stärkere von uns beiden«, stellte Gregor nüchtern fest. »Der Wahnsinn, der momentan in der Stadt regiert, katapultiert dich in ungeahnte Höhen, als würdest du auf einem Geysir sitzen. Du schaffst das, du hast die Kraft.«
    »Ja«, sagte Nicolette. »Die hab ich.«
    » Was hast du?«, fragte Reave, der, seinen Gewohnheiten entsprechend, plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht war.
    »Ist Marla tot?«, fragte Gregor zurück. Er bekommt langsam einen Lagerkoller , dachte Nicolette, und hat die Nase gründlich voll davon, ständig hier drin zu bleiben, wo er in Sicherheit ist . Ihr Blick schweifte zu seinem Knie. Nun ja, in relativer Sicherheit .
    »Noch nicht«, sagte Reave mit einer lässigen Handbewegung, als mache das nicht den geringsten Unterschied. »Wovon hast du gerade gesprochen?«
    »Von der Möglichkeit, Genevieve zu finden, bevor Marla es tut«, erklärte Gregor mit müder Stimme. Nicolette spürte eine überraschende Anwandlung von Mitleid für Gregor, verdrängte sie jedoch schnell wieder. Im Moment war in ihrem Leben kein Platz für Mitleid.

    »Gut«, sagte Reave. »Und ich werde jetzt versuchen, ihr Schloss zu stürmen.«
    »Warum?«, fragte Nicolette. »Wir sagten doch gerade, dass wir sie finden werden, und du weißt ganz genau, dass du nie in ihr Schloss kommen wirst.«
    »Du wagst es, mich infrage zu stellen? Du, eine Frau ? Tu das noch einmal, und ich schlitze dich von oben bis unten auf, ganz egal, für wie nützlich Gregor dich hält.«
    Nicolette warf ihm einen kühlen Blick zu. Sie hatte andere Vorstellungen von der kommenden Weltordnung.
    »Ehrlich gesagt, stelle ich mir dieselbe Frage«, sagte Gregor. »Warum vergeudest du deine Energie für einen aussichtslosen Feldzug?«
    »Ich greife ihr Schloss jeden Tag an«, erwiderte Reave. »Warum sollte ich sie wissen lassen, dass die Lage sich verändert hat? Außerdem ist es keine Vergeudung. Jedes Mal, wenn ich ihren Palast angreife, fürchtet sie sich mehr vor mir, und ich werde immer stärker. Wenn ich sie erst einmal habe und nach Belieben quälen kann …« Er zitterte geradezu vor Entzücken und freudiger Erwartung, und Nicolette schauderte angewidert. »Ich werde immer mächtiger, und dann werde ich die Welt nach meinen

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