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Hexengift

Titel: Hexengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.A. Pratt
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hier bestimmte, was möglich war und was nicht. Dann kletterte er zu Zealand auf den Steg. Zealand, der sich angesichts der neuen Situation doch nicht mehr ausreichend bewaffnet fühlte, drehte sich blitzschnell um und rannte auf den Wandschrank zu. Der Wandschrank jedoch war natürlich verschwunden, vor ihm erstreckte sich nur noch der Steg, darunter Wasser, so weit er sehen konnte. Reave war ihm unmittelbar auf den Fersen, seine klatschenden Schritte kamen immer näher, und selbst mit der Unterstützung des
magischen Mooses konnte Zealand nicht ewig wegrennen. Außerdem war es wohl nur noch eine Frage von Sekunden, bis auch die Brücke unter ihm verschwinden würde.
    So weit kam es jedoch nicht. Zealand spürte zwei Messer in seinem Rücken, eines in jeder Niere. Er war schon einmal mit einem Messer verletzt worden, aber der Schmerz, den er jetzt erlebte, war unbeschreiblich, wie zwei glühende Lanzen, die ihn durchbohrten. Er schlug mit dem Gesicht voraus auf die Planken auf, und Reave kniete sich mit seinem vollen Gewicht auf ihn, direkt auf seine Stichwunden. Die Welt um ihn herum verblasste, wurde schwarz und kehrte in einer weißen Explosion von Todesqualen zurück. »Der liebe, gute Mr. Zealand«, flüsterte Reave ihm ins Ohr, als wäre er sein Liebhaber. Oder sein Mörder. »Jemand wird dich vermissen, dessen kannst du dir sicher sein.«
    Dann wackelte alles um ihn herum, ein Schwindelgefühl erfasste ihn, übelkeitserregend und vertraut zugleich, wie Kopfschmerzen nach einer durchzechten Nacht, und Zealand konnte durch seine halb geschlossenen Augen gerade genug wahrnehmen, um zu erkennen, dass er sich wieder in der Bibliothek von Genevieves Palast befand. St. John Austen stand neben ihm und streckte eine Hand nach ihm aus, besorgt und verängstigt, und Zealand wollte etwas sagen, um Verzeihung bitten, erklären, was geschehen war, aber die Dunkelheit umfing ihn wieder, bevor er auch nur ein Wort herausbrachte.
     
    »Zurück, Jungs, zurück!«, brüllte Marla und zog ihren Amtsdolch. Er war eigentlich keine Nahkampfwaffe, aber er schnitt durch alles . Sie hielt den Dolch mit der Klinge
nach unten, so dass sie ihn hinter ihrem Unterarm verbergen und hervorschnellen lassen konnte, ohne dass Reave ihn sehen würde. Reave führte seine Messer wie zwei Schwerter, mit der Klinge nach oben - er sah aus, als wäre er nicht besonders geübt darin, sie zu benutzen, was aber nicht notwendigerweise bedeutete, dass er nicht gefährlich war. Rondeau warf ihr ein Geschirrtuch zu - wo auch immer er es herhatte -, und Marla wickelte es um ihren anderen Unterarm, um damit Reaves Messer abzuwehren. »Rondeau, Hamil, zu mir. Ted, Sie und Joshua verschwinden sofort von hier.« Nicolette war weiterhin bewegungsunfähig, und Gregor konnte nicht aufstehen, nicht nach dem Tritt, den Marla ihm verpasst hatte. Zumindest von dieser Seite drohte keine Gefahr.
    Reave schien es nicht eilig zu haben, es mit Marla aufzunehmen. Er wartete auf Unterstützung, die mit schmatzenden Geräuschen angekrochen und -gekrabbelt kam oder sich windend die Rampe hinaufarbeitete, die jetzt aus einem anderen Universum in Gregors Wolkenkratzer führte. Sie sahen aus wie Ungeheuer aus einer Gruselgeschichte für Kinder: Promenadenmischungen aus Spinnen, Krebsen, Kraken und Schlangen, die fast nur aus Fühlern, Greifzangen und Augen bestanden. Marla machte sich keine allzu großen Sorgen, dass sie nicht mit ihnen fertigwerden würden. Rondeau stand mit seinem Butterfly-Messer in der Hand neben ihr, und Hamil murmelte seinen Bodyguards etwas zu - riesenhaften, zusammengeflickten Leichen, die nur auf den ersten Blick wie Menschen aussahen. Tatsächlich basierten auch sie auf einem ausgefeilten Sympathiezauber und funktionierten wie Marionetten, die sich anstelle ihrer menschlichen
Puppenspieler, die ein paar Häuserblocks weiter gut versteckt und in Sicherheit waren, in die Schlacht stürzten. Jedem dieser Fleischgolems war tief in seiner gepanzerten Brust ein kleines Fläschchen mit Blut und Haaren seines Piloten implantiert, und sie ließen sich nur aufhalten, indem man dieses Fläschchen zerstörte. Sie waren keine allzu agilen Kampfmaschinen, aber Marla war froh, dass sie da waren. Sie wollte erst in den Kampf eingreifen, wenn Ted und Joshua in Sicherheit waren. Doch dann sah sie, wie Joshua mit Ted herumstritt. Sie beschloss, nicht mehr länger abzuwarten, und stürzte sich auf Reave.
    Marla machte einen Satz über Gregor hinweg - dessen Hand nach oben

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