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Hexengold

Hexengold

Titel: Hexengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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wenigstens bis morgen früh noch im Lager bleiben«, flehte Carlotta. »Hier finden wir wenigstens etwas Schutz, dort draußen sind wir ganz auf uns gestellt. Die Zeit bis zur Dämmerung kannst du nutzen und mir erklären, was vorgefallen ist und dich zu dem überstürzten Aufbruch verleitet.«
    »Da gibt es nicht viel zu erklären«, erwiderte Magdalena hastig. »Du hast doch mitbekommen, dass sie mich für eine Hexe halten. Wie lange, meinst du, brauchen sie, um auch dich der Hexerei zu bezichtigen? Je eher wir weg sind, desto besser. Bislang grübeln sie noch, was sie überhaupt mit uns anstellen sollen. Wehe uns, wenn sie zu einem Entschluss gekommen sind.«
    Sie stapfte Richtung Waldrand. Aus den Augenwinkeln erspähte sie die Silhouetten der Wachmänner und Fuhrleute, die sich um das prasselnde Wagenfeuer versammelt hatten. Niemand schien die nächste Patrouille rund um das Lager übernehmen zu wollen. Ein fahrlässiges Versäumnis von Helmbrecht, sie nicht strikt dazu anzuhalten. Ein letztes Mal wanderte ihr Blick über die Fuhrwerke. Hinter der Leinwand von Pohlmanns Wagen huschten schwarze Schatten. Sie hatten viel zu viele Lichter angezündet. Einer Laterne gleich leuchtete der Planwagen in die Schwärze der Nacht. Wahrscheinlich drückte Adelaide sich gerade geschäftig bei ihren neuen Freunden herum. Magdalena bedauerte trotz allem, nicht Abschied von ihr nehmen zu können, waren sie sich in den letzten Jahren doch nahegekommen. Ob sie wirklich glaubte, in der Obhut der Pohlmanns besser aufgehoben zu sein? Ob sie hoffte, dass Helmbrecht sie nun, da Magdalena fort war, endlich erhörte? Kaum wollte sie sich ausmalen, was Adelaide in Königsberg erwartete. Sobald Eric von ihrem schimpflichen Verrat erfuhr, würde er ihr die Hölle heißmachen.
    »Was ist mit Mathias?« Abrupt blieb Carlotta stehen und zwang sie, ebenfalls anzuhalten. »Kann er mit uns kommen?«
    »Mathias?« Verwundert musterte Magdalena das zarte Gesicht des Mädchens. Die roten Flecken auf den Wangen zeugten von der Aufregung und Scham, die sie angesichts der Frage empfand. »Ich dachte, du magst ihn nicht?«
    »Nun ja.« Carlotta sah an ihr vorbei in die Ferne und biss sich auf die Lippen. Die flache Mädchenbrust hob und senkte sich.
    »Er wird schon kommen«, sagte Magdalena und legte ihr beruhigend den Arm um die Schultern. »Wenn ihm an dir liegt, weiß er, was zu tun ist.«
    »Meinst du?« Unsicher blickte Carlotta zu ihr auf.
    Ein kurzer Pfiff ertönte.
    »Siehst du?« Schmunzelnd drückte sie die Kleine an sich. »Lass uns weitergehen. Ich denke, der Pfiff kommt vom Wald. Sicher wartet Mathias dort schon auf dich.« Angestrengt sah sie zu den Bäumen. Ihre Augen brauchten eine Weile, um sich in der Dunkelheit zurechtzufinden. Zu ihrer Überraschung entdeckte sie in den Schatten der Büsche allerdings nicht den halbwüchsigen Jungen, sondern eine groß gewachsene, breitschultrige Gestalt mit einem Schlapphut. Er führte ein Pferd am Zügel.
    Sie erschrak, hielt Carlotta zurück und duckte sich ins hüfthohe Gras. Hastig suchte sie nach einem Versteck. Doch es war zu spät. Der Fremde musste sie gesehen haben. Klopfenden Herzens sah sie ihm entgegen. Auf einmal hob er die Hände, wollte wohl zeigen, dass er nichts Böses im Schilde führte und keine Waffen auf sie richtete. Dennoch bedeutete Magdalena Carlotta, vorsichtig zu bleiben. »Wir wissen nicht, ob er allein ist. Seine Kumpane können im Gebüsch in einem Hinterhalt auf uns lauern.«
    »Aber das ist doch Helmbrecht!« Kopfschüttelnd sah Carlotta sie an und richtete sich auf. Magdalena erstarrte. Tatsächlich! Nun erkannte auch sie die Umrisse des Leipziger Kaufmanns besser.
    »Verzeiht, wenn ich Euch erschreckt habe, Verehrteste.« Kaum bei ihnen angelangt, zog Helmbrecht seinen Hut und verneigte sich. Sein Pferd schnaubte. Er tätschelte ihm die Nüstern und flüsterte ihm etwas Beruhigendes ins Ohr. Das Ross tänzelte weiterhin nervös auf der Stelle. Seine Ohren zuckten, es rollte mit den Augen.
    »Darauf kommt es nicht mehr an«, erwiderte Magdalena knapp.
    »Ihr habt es eilig aufzubrechen«, stellte er fest. »Gewährt mir trotzdem noch einen kurzen Moment.«
    »Warum sollte ich? Vorhin hattet Ihr ausreichend Gelegenheit, Euch zu Wort zu melden. Die habt Ihr ungenutzt verstreichen lassen. Also erspart uns jetzt Weiteres und lebt wohl!«
    Sie raffte den Rock und wollte an ihm vorbei. Er fasste sie am Arm. »Ich verstehe Euren Zorn, Verehrteste. Es war ein großer

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