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Hexengold

Hexengold

Titel: Hexengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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Sachen und verlassen Euch auf der Stelle, wenn Ihr uns freies Geleit zusichert. Wenn Ihr uns kein Haar krümmt, wird von unserer Seite aus niemandem etwas geschehen.«
    Weder die alte Pohlmännin noch Adelaide waren in der Lage, zu antworten. Auch von Helmbrecht kam nichts. Stumm verharrte er auf seinem Platz drei Schritte hinter ihr. Das wertete Magdalena als Zustimmung und eilte rasch an den beiden Frauen vorbei zu ihrem eigenen Fuhrwerk. Je eher sie mit Packen fertig war, desto größer war die Chance, dass sie wirklich auf den Vorschlag eingingen.
    Als sie den Wagen erreichte, fiel eine tonnenschwere Last von ihren Schultern. Sie musste anhalten und nach Luft schöpfen, bevor sie hinaufklettern konnte. Dabei sah sie zum Wald hinüber. Eine Bewegung zwischen den schwarzen Schatten der Büsche erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie kniff die Augen zusammen und versuchte zu erkennen, was es war. Vielleicht versuchten Carlotta und Mathias, das blutige Bündel endlich zu vergraben, wie sie es vorhin schon hatten tun sollen. Dann tat sie besser daran, nicht so auffällig dorthin zu starren. Rasch wandte sie sich ab.
    Es dauerte nicht lang, bis sie im Innern des Wagens ihre Habseligkeiten zusammengerafft hatte. Viel mitnehmen konnten sie nicht. Carlotta und sie waren fortan zu Fuß unterwegs. Außer dem Gürtel mit dem Geld, den sie ohnehin stets um die Hüften trug, sowie ein Schlauch mit Trinkwasser und ein wenig Proviant waren die Lederrolle mit Meister Johanns Chirurgenbesteck sowie einige Phiolen Öl und einige Salbentiegel das Wichtigste, was sie brauchte. Versonnen wog sie den kostbaren Topf mit der Wundersalbe in der Hand. Ob Apotheker Petersen inzwischen das Geheimnis gelüftet hatte? Seufzend schlug sie den Tiegel in zwei Leintücher, damit er nicht Gefahr lief zu zerbrechen, und bettete ihn vorsichtig obenauf in den Beutel.
    »Was tust du da?« Erstaunt streckte Carlotta ihren rotblonden Lockenkopf unter die Plane. »Stimmt es also wirklich, dass du den Tross verlassen willst?«
    »Du kommst natürlich mit.« Ohne aufzusehen, verknotete Magdalena die Schnur, die sie mehrfach um den Beutel gewickelt hatte.
    »Was?« Erschrocken riss Carlotta die Augen auf. Im dürftigen Schein des Talglichts war nicht viel von ihrer rätselhaften Tiefe zu erkennen. Dennoch wusste Magdalena, wie unergründlich sie in diesem Moment wirkten. Wie sehr sie den Augen ihres Vaters ähnelten. Es schmerzte sie, daran zu denken, wie viele Stunden ihres Lebens sie im Halbdunkel eines Zeltes bei ihm gewacht und auf seine Rettung gehofft hatte. Und wozu? Nur, um ihn kurz darauf doch wieder für lange Zeit zu verlieren. Jäh schreckte sie bei der Erinnerung auf. Seit sie Eric begegnet war, verfolgte das Unglück sie. Seither lief sie ständig Gefahr, alles und jeden aufgeben zu müssen, der ihr nahestand. Auch Eric selbst entglitt ihr immer wieder. Warum nur machte sie sich dennoch stets von neuem daran, ihn aufzuspüren? Dabei setzte sie inzwischen auch Carlottas Leben aufs Spiel. Einmal hatte sie den Fehler begangen, das Kind in der Obhut einer anderen zu lassen. Mehr als zwei Jahre hatte es gedauert, bis sie die Kleine wieder in ihre Arme schließen konnte. Nie mehr würde sie sie aus den Augen lassen.
    »Glaubst du, ich ließe dich irgendwo allein zurück?« Magdalena war fertig mit dem Bündel und ließ den Blick noch einmal prüfend durch das schwach erhellte Wageninnere wandern. Zwei Decken erspähte sie noch, die ihnen als Regen- und Kälteschutz sowie beim Schlafen nützlich sein konnten. Flink rollte sie sie zusammen und reichte sie Carlotta. »Hier, nimm du die Decken. Auch wenn wir sie diese Nacht nicht benötigen, sollten wir sie auf alle Fälle dabeihaben.«
    Verdutzt schnappte Carlotta die beiden Rollen, die sie ihr zuwarf. »Eins brauche ich noch«, sagte sie und schob sich an ihrer Mutter vorbei in den Wagen. Magdalena ließ sie gewähren und kletterte nach draußen. Kaum war auch Carlotta wieder auf dem Boden angekommen, schwang Magdalena sich das Bündel mit den Wundarztutensilien über die Schulter, fasste Carlottas Hand und zog sie mit sich fort.
    »Du willst doch nicht etwa mitten in der Nacht durch den Wald?« Verzweifelt versuchte Carlotta, sie aufzuhalten. In der anderen Hand des Mädchens erspähte Magdalena einen Beutel. Sie biss sich auf die Zunge, um nicht danach zu fragen. Carlotta war alt genug, selbst zu bestimmen, wann sie ihr mehr davon erzählte. Entschlossen setzte Magdalena ihren Weg fort.
    »Lass uns

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