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Hexengold

Hexengold

Titel: Hexengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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zuwandte.
    »Danke!«, presste Helmbrecht zwischen den Lippen heraus und lehnte den Kopf nach hinten gegen die Wand. Adelaide nickte stumm, strich ihm noch einmal über die sehnige, nackte Haut und suchte aus den Tiegeln auf dem Tisch die geeigneten Salben heraus. Geschickt rieb sie ihm zunächst die Schulter mit duftendem Lavendel- und Rosenöl ein. Anschließend beugte sie sich über seine Brust und versorgte die kleineren Wunden mit einem wohlriechenden Balsam aus Johannisblumen und Kamillenblüten. Zu guter Letzt half sie der Fremden, seinen Rumpf mit Leinenstreifen zu verbinden. Öfter als nötig berührte sie seine nackte Haut, registrierte die zarten, dunklen Haare, genoss das Prickeln, das sie in ihr verursachten.
    »Ich hole Euch ein Hemd meines Mannes. Braucht Ihr auch neue Hosen?« Prüfend musterte die Frau Helmbrecht von oben bis unten und verschwand, ohne die Antwort abzuwarten, über die Stiege ins Dachgeschoss.
    »Wer ist das?«, flüsterte Adelaide ihm rasch zu. »Woher kennt Ihr sie? Kann man ihr trauen?«
    »Mehr als irgendwem sonst«, beantwortete er lediglich die letzte Frage und hielt die Augenlider geschlossen. »Eure Base habe ich gestern auch hierhergeschickt.«
    Ruckartig hob er den Kopf, riss die Augen wieder auf und sah sie anklagend an: »Nur hier wusste ich sie vor den wüsten Anschuldigungen sicher! Mitten in der Nacht musste sie noch fort. Kaum vorstellbar, in welcher Gefahr sie schwebt.«
    »Kommt Eure Sorge um sie nicht etwas spät?« Adelaides Stimme bebte vor Zorn. Sie rückte von ihm ab. Die Lust, seine Nähe zu spüren, schmolz dahin wie das Eis am Mainufer im Märztauwetter. »Davon abgesehen hat sie sich wohl für den besseren Weg entschieden. Letzte Nacht wäre ihr im Lager weitaus Schlimmeres geschehen.«
    »Verzeiht.« Helmbrecht senkte den Blick. Nach einer Weile setzte er nach: »Fürs Erste mögt Ihr recht haben. Dennoch sind Eure Base und ihre Tochter fortan auf sich allein gestellt. Zwei Frauen allein unterwegs ans Frische Haff – wisst Ihr, was das heißt? Warum also habt Ihr das getan? Sie ist Eure Verwandte!«
    »Sie ist die Frau des Vetters meines Mannes«, stellte sie klar und stopfte energisch einen dicken Korken auf den Tiegel in ihrer Hand. Es tat weh, seine Nöte um Magdalena zu ertragen, gerade angesichts dessen, was sie selbst letzte Nacht durchgestanden hatte. »Bis heute wissen wir nicht sicher, ob die Vetternschaft wirklich echt ist. Es gab da ein großes Vermögen zu erben. Das war wohl der Grund …«
    »Was ändert das?«, unterbrach Helmbrecht sie vorwurfsvoll. »Magdalena hat von Euch immer nur als von ihrer Base gesprochen. Sie hat sich für Euch und Euren Sohn verantwortlich gefühlt. Statt sie zu verraten und den unsinnigen Verdächtigungen der alten Pohlmännin auszuliefern, hättet Ihr ihr beistehen müssen.«
    »Und was war mit Euch?« Wütend knallte sie den Tontiegel auf die Holzplatte des Tischs. Von der Erschütterung zerbarst er. Die Scherben schnitten ihr in die Finger. Sie hob die Hand und saugte das Blut aus der Wunde. Dabei funkelte sie ihn an. Wie erbärmlich er auf einmal aussah! Das verquollene Gesicht hatte so gar nichts Männliches mehr. Die Bandagen um den Brustkorb offenbarten seine Hinfälligkeit. Kaum konnte sie glauben, wie gern sie ihn vorhin noch berührt hatte. Prüfend musterte sie ihn noch einmal von oben bis unten. Alles Heldenhafte war verschwunden. Er war nicht besser als all die anderen Männer, die ihr bislang begegnet waren. Im entscheidenden Moment versagten sie alle. Selbst Vinzent.
    In gewohnt melodiöser Stimme erklärte sie nach einer Weile: »Sehen wir den Tatsachen ins Auge, mein lieber Helmbrecht. Ihr seid mindestens genauso schuld an Magdalenas Misere wie ich. Wobei man angesichts der weiteren Geschehnisse im Lager besser davon sprechen sollte, dass es ihr Glück war, rechtzeitig von uns wegzukommen. Insofern habe ich ihr letztlich großes Leid erspart, wenn nicht gar ihr Leben gerettet. Doch zurück zu Euch: Gestattet, dass ich Euch an etwas erinnere. Kein Wort der Verteidigung habt Ihr gestern für meine Base gefunden, nicht einmal den kleinen Finger gerührt, ihr zu helfen. Dabei hat sie Euch regelrecht angefleht, etwas zu ihren Gunsten zu sagen. Und das nicht nur ein Mal.«
    »Sie weiß, dass ich keine andere Wahl hatte«, entgegnete er ungerührt.
    »Ach? Woher? Kann sie Gedanken lesen? Dann haltet Ihr sie also doch für eine Zauberin?«
    »Hört auf mit dem Unfug!« Seine linke Hand sauste flach

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