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Hexengold

Hexengold

Titel: Hexengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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vertraut.« Er ging zu einem reich verzierten Schrank, öffnete ihn und nahm einen langen Säbel heraus. Sorgsam wog er ihn in beiden Händen. Die Klinge glänzte im Licht der einfallenden Sonnenstrahlen. Prüfend fuhr er mit der Fingerkuppe an der Schneide entlang.
    »In der Morgendämmerung wird ein Versehrtenzug die Stadt verlassen«, sprach er nach geraumer Zeit weiter. »Auch das ist dir vertraut. Es ist schließlich nicht das erste Mal, dass du als Wundärztin einen solchen Trupp begleitest. Die Österreicher und Polen werden euch passieren lassen. In spätestens zehn Tagen dürftet ihr Königsberg erreichen. Autsch!« Seine Hand schnellte zum Mund, er lutschte an der Fingerkuppe.
    »Lasst sehen!« Widerstrebend nahm Lindström den Finger aus dem Mund und zeigte Magdalena den Schnitt.
    »Der ist ordentlich groß. Ich werde zwei Stiche setzen, damit sich die Wunde rasch schließt.« Sie drückte die Hautränder zusammen und zeigte ihm, wie er die Finger der anderen Hand darauf pressen sollte, um die Blutung zu stoppen. Dann ging sie zum Tisch und holte ihre Wundarztutensilien. Geübt packte sie die Rolle aus und versorgte die Wunde.
    Als sie wenig später die Bandage aus Leinenstreifen an seiner Hand verknotet hatte, lächelte sie ihn endlich an. »Damit seid Ihr auch ein Versehrter. Werdet Ihr uns morgen früh ebenfalls nach Königsberg begleiten?«
    »Ein Hauptmann bleibt immer bei seinen Leuten. Auch wenn es nicht jeder so hält, darfst du das nie vergessen, mein Täubchen.« Seine braunen Augen versanken in den ihren, dann lächelte auch er. »Außerdem denke ich, ist es besser, unsere Wege trennen sich wieder. Wer weiß, eines Tages werden wir uns vielleicht abermals begegnen.«
    »Wollen wir hoffen, Ihr leidet dann nicht wieder an Magenkrämpfen.«
    »Solange ich die bitteren Tropfen habe, kann mir doch nichts mehr passieren, nicht wahr?«
    »Das wollen wir hoffen!« Schwungvoll legte sie ihr Besteck zusammen, rollte die Mappe wieder ein und verschnürte sie ordentlich. Dann packte sie die Tiegel und Töpfchen. Die Phiole mit der Bernsteinessenz allerdings stellte sie gut sichtbar mitten auf den Tisch. »Bernstein hilft immer!«
    Mit diesem Ausruf eilte sie rasch an den Wachen vorbei aus Lindströms Quartier hinaus, um ihre Tochter zu suchen.

[home]
    Dritter Teil
    Die Heimkehr
    KÖNIGSBERG/PREUSSEN

Sommer 1658

1
    Z ehn Tage nach dem Aufbruch aus Thorn erreichte der schwedische Versehrtenzug den imposanten Festungswall um Königsberg. Es war der erste Samstag im Juni. Magdalena lächelte. Nun hatte sie ihr Ziel also doch noch vor dem Pfingstfest erreicht, das sie in der Stadt ihrer Ahnen, mit viel Glück sogar an der Seite ihres Gemahls feiern würde. Sie fingerte den Bernstein unter dem Mieder hervor und hauchte einen Kuss darauf. Wärme durchströmte ihren Körper. Am liebsten hätte sie vor Freude gejuchzt. Sie spähte zu ihrer Tochter. Reglos saß Carlotta neben ihr und wirkte sehr ernst. Magdalena drückte das Mädchen an sich, lachte aufmunternd und wies nach vorn, wo sich die Silhouette der blühenden Handelsstadt am Pregel abzeichnete. »Wir haben es geschafft!«
    Zufriedenheit erfüllte sie. Nicht nur die lange Suche nach Eric kam zu ihrem Ende. Auch sie selbst war endlich an dem Ort, an den sie gehörte. Gespannt auf das, was sie in der Heimat ihres Vaters erwartete, richtete sie den Blick nach vorn.
    Unverhofft zog der Fuhrmann die Zügel und lenkte die stämmigen Pferde an den Straßenrand, die anderen Wagen des Trupps taten es ihm gleich. Erstaunt ließ Magdalena den Blick schweifen. Noch hatten sie die Tore Königsbergs nicht erreicht. Doch schon die Vorstadt kündete von der Blüte, der man sich seit einigen Jahren in der Region erfreute. Auf den Straßen herrschte rege Geschäftigkeit. Zwischen zahlreichen Fuhrwerken waren Wanderkramer, Bauersfrauen sowie Laufburschen unterwegs und priesen lauthals ihre Waren an. Deutsch, Polnisch und Schwedisch drangen an Magdalenas Ohr, dazwischen mischten sich Sprachen, die sie nie zuvor gehört hatte. Mehr und mehr Zimmerleute und Maurer drängten sich in den Weg. Vor und hinter den Wallanlagen wurde eifrig gebaut. Neue Gebäude, Türme und Befestigungsanlagen wuchsen empor. Stetes Hämmern und Klopfen, Sägen und Knirschen drang ihnen entgegen, auch wenn der Tag sich bereits dem Ende zuneigte. Von den Feldern zogen die ersten Bauern zurück in die Vorstadt. Sensen und Rechen auf den gebeugten Schultern, hoben sie nicht einmal die Köpfe, als sie

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