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Hexengold

Hexengold

Titel: Hexengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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sahen den abziehenden Schweden hinterher. An der nächsten Kreuzung bogen die Wagen nach links und verschwanden mitsamt den Reitern aus ihrem Blickfeld. »Die sind wir los«, sagte Magdalena und legte Carlotta den Arm um die Schulter. »Seltsame Burschen. Oft genug bin ich im Großen Krieg mit Versehrten unterwegs gewesen, doch solche wie die sind mir noch nie untergekommen. Kaum ein Wort haben sie gewechselt, weder mit uns noch untereinander. Vom Würfeln, Kartenspielen oder Singen ganz zu schweigen. Als ob das Leben ein einziges Jammertal wäre! Was mit denen nur los war? Ach, es soll uns egal sein.« Sie klatschte in die Hände, als gelte es, die trüben Gedanken zu verscheuchen. »Wir beide sollten uns freuen. Wir stehen kurz vor dem Ziel unserer langen Reise. Diese Nacht schon schlafen wir in Königsberg. Und morgen früh werden wir uns daranmachen, deinen Vater zu suchen.«
    »Morgen ist Pfingstsonntag«, warf Carlotta ein.
    »Ich weiß.« Frohgemut schritt Magdalena aus.
    Carlotta aber zögerte. »Wie willst du Vater in der riesigen Stadt nur finden? Hast du wenigstens einen Hinweis, wo sich das Haus deiner Vorfahren befindet oder wen wir nach ihnen fragen können?«
    Magdalena strahlte sie aus ihren smaragdgrünen Augen an und schwang den Bernstein an der Lederschnur dicht vor dem sommersprossigen Gesicht des Mädchens. »Mach dir nicht so viele Gedanken, mein Kind. Königsberg mag zwar auf den ersten Blick eine riesige Stadt sein, doch gleichzeitig wirkt sie sehr geordnet. Kaufleute haben hier das Sagen, das sieht man sofort. Da wird es ein Leichtes sein, deinen Vater aufzuspüren, denn Kaufmannsstädte ähneln einander. Und denke daran: Selbst in den größten Wirren des Krieges ist es mir gelungen, deinen Vater wiederzufinden, ganz gleich, wo er steckte. Wie viel einfacher ist es also erst in Friedenszeiten!«
    »Dein Wort in Gottes Ohr, noch wissen wir nicht einmal, ob er wirklich schon da ist. Du weißt lediglich, dass er Anfang Mai in Thorn gewesen ist. Zumindest hat Lindström das behauptet. Vertraust du ihm wirklich? Und selbst wenn er die Wahrheit gesagt hat, kann Vater seither noch einiges dazwischengekommen sein. Wir haben den langen Weg gerade selbst erst hinter uns gebracht, zudem unter dem Schutz schwedischer Soldaten. Ganz Polen befindet sich im Krieg. Überall streunen Söldner herum, Polen, Litauer, Österreicher, Schweden, sogar die Preußen selbst zeigen sich nicht gerade zimperlich, was den Umgang mit Land und Leuten angeht. Wer weiß, ob Kaufleute wie Vater und die drei anderen Frankfurter Herren wohlbehalten bis hierher durchkommen.«
    »Du darfst nicht so leicht den Mut verlieren, Kind.« Magdalena steckte den Stein zurück unter das Mieder und band das Kopftuch fester um die roten Locken. »So kurz vor dem Ziel gibt man niemals die Hoffnung auf. Wir beide haben es schließlich auch bis hierher geschafft, und wir hatten als Frauen weitaus schlechtere Voraussetzungen für die Reise als dein Vater und seine Gefährten. Ich sehe keinen Grund, daran zu zweifeln, morgen schon den Herren gegenüberzustehen und Vater in die Arme zu schließen.«
    Sie nahm ihr Bündel und marschierte los, dem offen stehenden Stadttor entgegen, obwohl Carlotta keine Anstalten machte, ihr zu folgen. Zwei Zimmerleute kamen mit einem langen Balken von einem nahe gelegenen Holzlagerplatz herüber. Sie steuerten ebenfalls den direkten Weg zum Tor an. »Platz da, Mädchen!«, riefen sie und stießen Carlotta unsanft beiseite. Magdalena beobachtete aus den Augenwinkeln, wie die Kleine sich ärgerte und rot anlief. Dann aber stand sie bereits den nächsten Handwerkern im Weg, die sie ebenfalls schimpfend beiseitedrängten. Zu allem Überfluss trieb ein Gänsemädchen seine schnatternde Schar Federvieh geradewegs auf sie zu. Endlich sah Carlotta ein, wie ungünstig ihr Platz mitten auf der Vorstadtstraße war. Eilig folgte sie Magdalena, und sie betraten gemeinsam die Stadt.
    Die Schreiben Helmbrechts verschafften ihnen raschen Zugang. Frohgemut bestaunte Magdalena die breite Straße, die sich dahinter öffnete. Linker Hand umgrenzte ein Holzzaun ein weitläufiges Geviert um eine Kirche. Das musste die Haberbergsche Kirche sein, die der Schwede erwähnt hatte. Der ursprüngliche kleinere Bau aus roten Backsteinen war halb abgetragen. Aus den Resten ragten bereits neue Mauern, die das Gerüst für ein weitaus stattlicheres Gotteshaus bildeten. Fleißig werkelten Steinmetze und andere Handwerker auf der Baustelle. Der

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