Hexengold
den verhängnisvollen Erfahrungen zu lernen und stets ein wachsames Auge auf die Vorgänge im Geschäft zu werfen. Trotz Erics Beteuerungen fand Magdalena nicht mehr zu dem alten Vertrauen zurück. Zu vieles hatte er ihr vorenthalten, so dass sie die Angst nicht loswurde, auf weitere schlechte Nachrichten zu stoßen.
»Ihr seid viel zu gutherzig«, entfuhr es Hedwig.
»Und du siehst überall Gespenster. Adelaide ist nicht nur unsere Base, sie ist auch unsere Freundin und verfolgt die gleichen Ziele wie mein Mann und ich.« Magdalena schlug das Haushaltsbuch wieder auf und tat, als beschäftigte sie sich wieder eifrig mit den Zahlen.
»Ich hoffe, Ihr behaltet recht, Herrin.«
Hedwig rieb sich die entblößten Unterarme. Besorgt hob Magdalena den Kopf und wies auf einige wunde Stellen. »Du sollst die Haut beim Waschen nicht so fest schrubben. Nimm abends vor dem Schlafengehen tüchtig von dem Hirschtalg und reibe Hände und Unterarme dick ein, bis sich die Haut beruhigt. Ich hole dir gleich welchen.«
»Danke, aber um mich braucht Ihr Euch keine Sorgen zu machen.« Geradewegs sah sie Magdalena an. »Es wäre besser, Ihr achtet stattdessen mehr auf Euch. Ihr seid schon wieder so blass. Ihr esst auch zu wenig. In den letzten Tagen ist mir bereits aufgefallen, dass Ihr vor allem morgens nicht so recht zu Kräften kommt.« Prüfend wanderte ihr Blick über Magdalenas zierlichen Körper, verharrte schließlich unverhohlen auf dem Unterleib.
Erst da begriff Magdalena, worauf sie hinauswollte. »Mach dir keine Gedanken, Hedwig«, schüttelte sie entschieden den Kopf. »In der Richtung ist bei mir nichts mehr zu erwarten.« Sie legte die Hand auf den flachen Leib und spürte zu ihrem eigenen Erstaunen, dass sie um Fassung ringen musste. Dabei wusste sie schon seit Jahren, wie aussichtslos es war, auf weitere Kinder zu hoffen. »Viel zu oft habe ich nur noch tote Kinder aus meinem Leib gepresst. Gott hat eben nicht gewollt, dass mein Gemahl und mich eine riesige Kinderschar umringt.« Die letzten Worte gingen in einem heiseren Krächzen unter. Verstohlen wischte sie sich die feuchten Augenwinkel und sah zum Fenster.
»Schade.« Hedwigs helle Augen glänzten verräterisch. »Vielleicht liegt es an diesem Haus. Die Frau des guten Oheims Friedrich ist gleich im ersten Kindbett gestorben. Dabei war sie jung, kräftig und gesund. Niemand hat damit gerechnet, nicht einmal dem Kind waren auf Erden mehr als drei Schnaufer gegönnt, bevor es ebenfalls gestorben ist. Der arme Oheim war darüber furchtbar unglücklich. Auch die jetzige Steinackerin hat nur ein einziges Kind am Leben halten können. Alle anderen sind ihr auch gleich wieder genommen worden, genau wie bei Euch. Ist das nicht eigenartig?« Ihr Blick verfinsterte sich.
»Bist du schon wieder bei deinen düsteren Vorhersagen?« Ohne dass die beiden Frauen es bemerkt hatten, stand Adelaide plötzlich am Tisch. Über dem Arm trug sie die schwarze Heuke, den Kopf zierte die dreieckige Schnebbe. Wie immer war ihre Witwentracht perfekt. »Ich weiß nicht, warum du ihr überhaupt so geduldig lauschst, meine liebe Magdalena. Die Gute gehört in die Küche! Statt zweifelhafte Behauptungen aufzustellen, soll sie besser kochen. Erwarten wir nicht heute Abend wichtigen Besuch? Los, an den Herd mit dir!« Sie machte eine Handbewegung, wie um ein widerspenstiges Huhn zu verscheuchen. Entrüstet blies Hedwig die Backen auf und stemmte die Hände in die Hüften.
»Lass gut sein«, beschwichtigte Magdalena sie. »Geh nach unten. Ich bringe dir nachher den Hirschtalg.« Als Hedwig fort war, drehte sie sich zu Adelaide um. »Sei nicht immer so grob. Sie meint es wirklich gut. Oft genug stimmen ihre Ankündigungen übrigens tatsächlich.«
»Willst du etwa auch dem Haus die Schuld daran geben, dass du keine Kinder mehr empfängst?« Aufreizend wanderte Adelaides Blick über Magdalenas Gestalt. Der rote Mund zuckte spöttisch. »Und ich dachte, als Wundärztin bist gerade du in allen erdenklichen Heilkünsten bewandert. Warum hast du dich nicht an mich gewandt? Ganz im Vertrauen hätte ich dir schon einige Mittel und Wege zeigen können, wie du dir den guten Eric im Bett bei Laune hältst. Aber dafür ist es nun wohl leider zu spät.« Schwungvoll warf sie sich die Heuke über.
»Wie kannst du es wagen …?« Magdalenas Stimme bebte.
»Reg dich nicht auf, meine Liebe.« Vertraulichkeit heuchelnd legte die Base ihr den Arm um die Schultern und drückte sie gegen ihre Brust. Der
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