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Hexengold

Hexengold

Titel: Hexengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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müssen nur die Barbarazweige bis Weihnachten aufblühen, dann findet das Jahr doch noch ein gutes Ende.«
    »Was soll schon schiefgehen, wenn sie im Warmen stehen?« Magdalena betrachtete die kahlen Zweige. Nur wenige Tage, dann würden die ersten Knospen sprießen und mitten im Winter eine Ahnung von helleren Frühlingszeiten bescheren.
    »Ich habe Carlotta mit Mechthild in den Vorratskeller geschickt«, berichtete Hedwig. »Es ist an der Zeit, das eingelagerte Obst zu sortieren. Jetzt wird es die ersten faulen Stücke geben. Gibt man nicht acht, sind im Handumdrehen ganze Kisten verdorben. Von den aussortierten Früchten kochen wir nachher Kompott. Zu Mittag gibt es heute saure Bohnen. Die Mädchen können mir gut beim Vorbereiten helfen. Ist es Euch recht, dass ich Eure Tochter so beschäftige?«
    »Das gefällt mir sehr gut, Hedwig.« Magdalena rang sich ein Lächeln ab. »Nimm Carlotta ruhig tüchtig ran. Es war mein Fehler, sie so lange aus der Hausarbeit herauszuhalten. Mein Gemahl hat recht: Dadurch ist sie auf törichte Ideen gekommen. Auf dem Gebiet der Belange im Kontor und der Wundarzneien ist sie längst gut bewandert. Was aber im Haushalt ansteht, davon hat sie bislang zu wenig mitbekommen. Dabei spielt das für ihr weiteres Leben die entscheidende Rolle.« Sie hielt inne und schalt sich insgeheim für diese Ungerechtigkeit der Tochter gegenüber, hatte sie selbst doch kaum Sinn dafür. »Wenn ich ehrlich bin, Hedwig, ist mir bis zum heutigen Tag das Treiben der Hausfrauen in Küche und Vorratskammern fremd. Es hat mich einfach nie sonderlich interessiert. Obendrein hatte ich im Heerestross kaum Gelegenheit, es näher kennenzulernen. Aber selbst nach dem Ende des Großen Krieges hat sich nichts daran geändert. Immer habe ich brave Frauen wie Berta und dich gehabt, die mir diese Arbeiten abgenommen haben. Tja, die gute Berta. Was aus ihr und ihrem Hof bei Rothenburg wohl geworden ist? Seit Jahren haben wir nichts mehr von ihr gehört.« Bewegt hielt sie inne, spürte die Augen feucht werden. Tröstend legte Hedwig ihr die Hand auf den Arm. Magdalena zwang sich zu einem Lächeln und sah sie dankbar an. Wie so oft herrschte tiefes Einverständnis zwischen ihnen, genau wie damals bei Berta und ihr.
»Deine Tüchtigkeit, Hedwig, ist nicht mit Gold aufzuwiegen. Bei der Durchsicht der Haushaltsbücher ist mir das wieder bewusst geworden. Ohne dich wäre ich völlig überfordert, sparsam zu wirtschaften und trotzdem alle an unserem großen Tisch satt zu kriegen.«
    Gerührt klopfte sie der rundlichen Köchin auf die Schulter. Das Strahlen auf Hedwigs Vollmondgesicht bestätigte ihr, wie wichtig dieses Lob war. »Ich tue gut daran, meine Tochter frühzeitig zu dir in die Lehre zu schicken, Hedwig. Das Hausfrauensein ist letztlich genauso ein Lehrberuf wie die Wundarztkunst.«
    »Meint Ihr wirklich? Das kann doch jede Frau. Euch fehlt einfach die Übung, zudem müsst Ihr Euch immerzu um so viel anderes kümmern.« Verlegen fingerte sie an ihrer Schürze herum.
    »Stell dein Licht nicht unter den Scheffel! Mit allem, was du weißt, kannst du es mit jedem gelehrten Herrn aufnehmen. Es ist einfach nur eine andere Art von Wissen, die die studierten Herrschaften gern außer Acht lassen, eben weil sie selbst keine Ahnung davon haben. Doch genug davon, Hedwig. Lass uns besprechen, was wir heute Abend auftischen, wenn die Herren Diehl, Feuchtgruber und Imhof mit ihren Damen bei uns speisen.«
    Hedwigs Augenrollen bestätigte, was Magdalena selbst darüber dachte. »Du hast recht. Es ist unpassend, in so mageren Zeiten eine große Tafel aufzufahren. Aber du weißt, wie wichtig meinem Gemahl die Einladung ist. Dass wir auf jeden Kreuzer achten müssen, dürfen die Gäste dem Essen keinesfalls anmerken. Das bleibt natürlich alles unter uns.« Mahnend hob sie den Zeigefinger und sah Hedwig streng an. »Nicht einmal die Mägde sollen etwas davon mitbekommen. Mechthild ist noch zu jung, um das alles zu verstehen, und Renata ist einfach zu geschwätzig. Am Ende plaudert sie davon zur Waschfrau oder sie erzählt es ihrem Verlobten, dem unglückseligen Ablader. Du weißt ja, wo sich Burschen wie er gern herumtreiben. Da reichen ein, zwei Krüge Bier, und alle, die mit ihm in der Hafenkneipe hocken, wissen Bescheid. Die drei Zunftgenossen meines Gatten aber, die heute Abend zum Essen zu uns kommen, sind sehr wichtig für die Zukunft unseres Kontors. Sie allein können uns helfen, die anstehenden Schwierigkeiten zu

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