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Hexengold

Hexengold

Titel: Hexengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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Schulter. Er hielt den Kopf weiterhin gesenkt.
    »Sind eigentlich die drei Herren Castorp, Gruber und Schlüter schon im Kontor aufgetaucht?«, fragte sie nach einer Weile. »Oder hat Onkel Eric sie einmal erwähnt? Du weißt doch, wen ich meine?«
    »Natürlich. Wie sollte ich je vergessen, wer uns aus unserem Haus vertrieben hat?«
    »Und?« Adelaide zog die Augenbraue nach oben. Gleichzeitig zermarterte sie sich den Kopf, wie sie ihren Sohn dazu bringen konnte, flinker zu werden. Carlotta war zwei Jahre jünger als er und obendrein ein Mädchen ohne jegliche Schulbildung. Trotzdem begriff sie eher als er, was um sie herum geschah. Vor ihr musste sie sich regelrecht in Acht nehmen. Dass sie das kleine Geheimnis über Magdalenas Wundersalbe für einige Tage geteilt hatten, war nur kurzzeitig von Vorteil gewesen.
    »Onkel Eric erledigt die Post ganz allein. Außerdem habe ich nur Einblick in die Bücher, die er mir gibt«, rechtfertigte sich Mathias kleinlaut.
    »Oft ist er nicht im Kontor. Was tust du dann?«
    »Das weißt du doch: Die Aufgaben erledigen, die er mir aufträgt.« Mathias klang gekränkt. »Das ist sehr viel mehr, als du denkst. Oft genug habe ich auch im Lagerhaus oder außerhalb zu tun. Meistens sind sowieso Carlotta und Tante Magdalena noch im Kontor, so dass ich dort nie allein bin.«
    »Ist ja schon gut, mein Lieber.« Adelaide tätschelte ihm die Wange. »Vielleicht solltest du mal schauen, was Carlotta im Kontor erledigt. Ich glaube, von ihr kannst du noch viel lernen.« Um das Gespräch zu beenden, zog sie die Spitze der Schnebbe in die Mitte der Stirn. Entschlossen raffte sie den Rock und machte Anstalten, den engen Friedhof zu verlassen.
    »Wo willst du hin?« Mathias lief ihr nach und holte sie kurz hinter dem Friedhofstor ein. »Links geht es doch zurück in die Fahrgasse.«
    »Ich weiß. Aber zunächst muss ich noch ein paar Besorgungen erledigen. Dabei brauche ich deine Hilfe beim Tragen. Begleite mich also bitte. Ins Kontor kommst du noch früh genug.« Ohne weitere Erklärungen schlug sie den Weg nach rechts ein. Geschickt schlängelte sie sich zwischen Handkarren, Händlern mit schweren Huckelkiezen auf den Rücken und frei laufenden Hühnern hindurch. Bald hatten sie die Hasengasse erreicht, von wo aus sie weiter zum Liebfrauenberg hinübereilten, um schließlich in der Neuen Kräme die Schwanenapotheke von Doktor Petersen aufzusuchen.

13
    Die Stille, die Adelaide in der Offizin empfing, tat wohl. Erleichtert nahm sie die Heuke vom Kopf. Weder der Apotheker noch einer seiner Gehilfen oder sein Sohn ließen sich blicken. Ungeduldig sah sie sich um. Die bis zur Decke reichenden Regale waren bestens aufgeräumt. Auf dem Verkaufstresen standen die blank polierten Waagen bereit, daneben reihten sich die verschiedenen Gewichte. Kleine Messlöffel lagen der Größe nach sortiert in einer exakten Linie. Es duftete nach getrockneten Kräutern und etwas, das sie nicht einzuordnen wusste.
    »Doktor Petersen?« Adelaide reckte den Kopf, um einen Blick durch die halbgeöffnete Tür ins Laboratorium zu erhaschen. »Ist niemand da?«
    Sie drehte sich zu Mathias um, der bei der Eingangstür stehen geblieben war. Gerade wollte sie ihn auffordern, nachzusehen, ob sich in den hinteren Räumen nicht doch jemand befand, da ertönte die Stimme des Apothekers. »Gott zum Gruße, Verehrteste.« In den Händen balancierte er eine Tasse mit einer dampfenden Flüssigkeit. Sofort wusste Adelaide, dass es sich um Kaffee handelte. Das erklärte den bitteren Geruch. »Möchtet Ihr kosten? Ich kann ihn Euch nur ans Herz legen. Er regt die Geister an und wärmt Euch gleichzeitig von innen heraus. Gerade bei diesem Wetter eine gute Idee, nicht wahr?« Auffordernd hielt er ihr die Tasse unter die Nase. Der heiße Dampf kitzelte sie in der Nase, der bittere Geruch widerte sie an. Sie wandte den Kopf ab.
    »Besten Dank.« Adelaide nahm die Heuke von den Schultern und warf sie über eine Kiste vor dem Verkaufstisch.
    »Schade.« Petersen trank die Tasse schlürfend leer und stellte sie beiseite. »Was kann ich für Euch tun, verehrte Steinackerin?«
    »Eine ganze Menge.« Sie hielt sich nicht lange mit Höflichkeiten auf, sondern orderte zu Petersens Verwunderung zielgerichtet: »Vom Lerchenschwamm brauche ich ein Quintlein, von der Myrrhe drei. Vom orientalischen Safran soll es ein halbes Quintlein und vom Enzian ein Achtel sein. Achtet mir aber bitte auf gute Qualität. Das wäre es dann schon.« In ihrem Rücken

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