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Hexengold

Hexengold

Titel: Hexengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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hörte sie Mathias verblüfft schnauben. Insgeheim freute sie sich, wie wenig selbst die Menschen, die ihr am nächsten standen, von ihr wussten. Magdalena hatte wohl recht. Kaum einer wusste über den anderen Bescheid, ganz gleich, wie lang er ihn kannte oder mit ihm lebte.
    »Wie steht es mit dem Pulver der Osterlucey? Habt Ihr auch davon vorrätig?«, fragte sie weiter. Noch bevor der Apotheker den Finger heben und zur Vorsicht mit der Giftpflanze mahnen konnte, bestellte sie zu seinem Erstaunen ein ganzes Lot davon. »Keine Sorge, das gerät nicht in falsche Hände. Doch gegen hartnäckig eiternde Wunden und Geschwüre gibt es nichts Besseres als ein Pflaster, angereichert mit diesem Pulver, nicht wahr, mein lieber Herr Doktor? Habt Ihr zudem Öl von der Muskatnuss?«, fragte sie, während der Apotheker beflissen die Wünsche auf ein Blatt Papier notierte.
    »Ich bitte Euch um ein wenig Geduld, Verehrteste. Es wird eine Weile dauern, bis ich all diese Dinge zusammengestellt habe. Das Beste ist, ich schicke nachher jemanden mit dem Gewünschten in die Fahrgasse. Dann müsst Ihr jetzt nicht warten.«
    »Sehr gut.« Zufrieden nickte Adelaide. »Was bin ich Euch schuldig?« Sie zog einen Beutel heraus und zählte rasch einige Münzen auf den Tresen, darunter auch eine goldene. Ihre Finger zitterten, als sie das Stück berührten. Es handelte sich um ihre allerletzte Reserve, die sie nun opfern musste.
    »Das wird reichen, nicht wahr?«
    »Natürlich.« Petersen strich die Münzen ein. »Woher wisst Ihr so genau, wie viel …?«
    »Einfach gut geraten.« Adelaide winkte ab, bevor er weiteren Anlass hatte, sie über ihre unerwarteten Kenntnisse zu befragen.
    »Bestellt Ihr das alles für Eure Base?« Forschend sah Petersen sie an. Sie zögerte einen Moment, dann lächelte sie. »Ja, natürlich. Sie hat mir das alles aufgetragen. Was will ich auch mit diesen speziellen Dingen anfangen? Aber liefert es trotzdem zu meinen Händen. Ich will sie überraschen, das alles so schnell besorgt zu haben.«
    Sie lockerte den Kragen ihres schwarzen Witwenkleids und beugte sich verführerisch über den Tresen. »Seid Ihr inzwischen mit der Salbe vorangekommen, die meine Nichte Carlotta vor einigen Wochen vorbeigebracht hat, mein lieber Petersen?«
    »Welche Salbe?« Das diensteifrige Lächeln im Gesicht des Doktors schwand.
    »Ihr wisst genau, welche Salbe ich meine.« Verschwörerisch zwinkerte sie ihm zu. Wie zufällig rückte sie dabei noch dichter heran. Straff spannte sich der Stoff ihres Kleides über der Brust. Wie gebannt starrte Petersen darauf und schob, ohne hinzusehen, eine kleine Waage beiseite, der sie gefährlich nahe gekommen war. Adelaide atmete tief ein und aus, dass ihr Brustkorb erzitterte. »Fünfzig Jahre soll sie alt sein und eine Vielzahl geheimnisvoller Bestandteile besitzen. Vertraut mir, mein lieber Doktor. Ein wenig weiß auch ich darüber Bescheid. Meine Base wird Euch nicht böse sein, wenn Ihr das Geheimnis der Zusammensetzung lüftet. Sie ist einfach zu unentschlossen, Euch direkt darum zu bitten. Nur zu gern käme sie dem Rätsel auf die Spur.« Wieder legte sie eine bedeutungsvolle Pause ein. »Wenn es Euch gelingt, mein lieber Petersen, die Salbe so herzustellen, wie es Magdalenas Lehrmeister einst tat, bin ich sicher, dass meine Base nicht zögern wird, Euch allein die Erlaubnis zur Herstellung und zum Vertrieb der Salbe zu erteilen. Das wäre ein gutes Geschäft und obendrein eine hervorragende Ergänzung zu Eurem viel gerühmten Theriak.« Langsam richtete sie sich wieder auf. Seine Augen klebten an jeder ihrer Bewegungen. »Wenn Ihr Euch beeilt, kann es rechtzeitig zur Frühjahrsmesse so weit sein.«
    »Was interessiert Ihr Euch für diese Salbe? Wisst Ihr denn nicht, dass Eure Base längst bei mir war und mir strengstens untersagt hat, sie weiter auf ihre Bestandteile hin zu untersuchen?« Petersens buschige weiße Augenbrauen zogen sich zusammen. Sein nicht minder weißer Bart bebte. »So verlockend Euer Angebot ist, muss ich also leider ablehnen. Ich schätze die verehrte Frau Grohnert sehr, sowohl als Wundärztin als auch als Freundin. Nicht allein mein Verständnis als ehrbarer Apotheker verbietet es mir, ihr Vertrauen zu hintergehen.« Mit einem bedauernden Gesichtsausdruck kreuzte er die Arme vor der Brust und verbeugte sich leicht. Dann nahm er den Zettel, auf dem er sich Adelaides Bestellung notiert hatte, und tat, als studierte er sie gründlich.
    »Nun gut, ich wollte Euch das

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