Hexengold
schüttelte den Kopf, machte aber keine Anstalten, sich ebenfalls mit dem Weißzeug zu befassen. Ihre rosigen Apfelbäckchen sprachen dem Missmut, der in ihren Worten lag, Hohn. Das runde Vollmondgesicht strahlte einfach zu viel Herzenswärme aus, um jemals von Grund auf finster zu wirken.
»Was hilft es, mir schon Monate im Voraus Sorgen zu machen? Früh genug wird mich der Kummer einholen. Doch lass uns lieber die Wäsche zu Ende durchsehen. Je eher wir damit durch sind, desto schneller können wir uns in die warme Küche oder ins Kontor zurückziehen.« Es war ungewöhnlich, dass sie Hedwig an die Arbeit erinnern musste. »Auch wenn es dir nicht passt, dass ich Renata mit Wäsche ausstatte, änderst du nichts daran, dass ich mich ihr verpflichtet fühle. Wenn sie uns zu Lichtmess morgen verlässt, war sie immerhin drei Jahre als Magd in unserem Haus. Lange genug, sich bei ihr erkenntlich zu zeigen. Nicht zu vergessen, dass ihr Zukünftiger seit dem Unfall im Herbst ein lahmes Bein hat.«
»Dafür hat der gnädige Herr ihn bereits reichlich entschädigt.« So schnell gab Hedwig sich nicht zufrieden. »Außerdem darf er weiterhin als Ablader bei uns im Lager arbeiten. Ein anderer hätte den Krüppel hochkant hinausgeworfen. Noch dazu, wo er die Magd vor der Ehe geschwängert hat und die Geschäfte gerade alles andere als rosig gehen. Ich zähle schon jeden Tag, wie viele Stücke Fleisch ich auf die Teller gebe. Ach, Ihr seid einfach zu gutmütig, Herrin. Ihr würdet sogar noch das letzte Hemd mit anderen teilen.«
»Du vergisst meine Herkunft, Hedwig«, warf Magdalena ein. »Wer einmal mit dem Heerestross durch die Lande gezogen ist, vergisst nie, wie wichtig es ist, einander beizustehen und selbst das wenige, das man hat, zu teilen.«
Sie schnappte sich ein neues Laken, hielt auch das gegen das Licht und legte es trotz der ausgefransten Stellen am Saum zu dem Stapel, der für Renata bestimmt war. Nach einem guten Dutzend, die sie mal rechts, mal links auf einen Stapel legten, waren sie auf dem Boden der Truhe angelangt. Erleichtert richtete Magdalena sich auf, stemmte die Hände in den Rücken und atmete tief durch. »Pack die Leintücher auf diesem Stapel ein, den Rest soll später Mechthild mit Carlotta wieder in die Truhen räumen. Ich muss einige Erledigungen mit der Steinackerin machen. Gewiss wartet sie schon in der Diele auf mich.«
»Passt mir mit der Steinackerin auf, Herrin!« Beschwörend sah Hedwig sie an.
»Schon gut, Hedwig!« Rasch klopfte Magdalena ihr auf die runden Schultern und schlüpfte aus der engen Wäschekammer. Hedwigs Worte rührten an einen wunden Punkt. Ganz geheuer war es ihr nicht, dass die Base sich seit einigen Wochen so eifrig um ihre Gunst bemühte. Andererseits hatte sie Gefallen an Adelaides Idee gefunden, mit Apotheker Petersen eine Art Salbenhandel aufzuziehen. Leider hatte sich bislang noch keine Gelegenheit geboten, die Idee ernsthaft weiterzuverfolgen. Zu viel anderes war zu erledigen gewesen. Im Schlafgemach holte sie Heuke und einen breiten Wollschal, den sie gegen den Frost umbinden wollte. Dann eilte sie nach unten. Adelaides dunkler Schatten war bereits am Fuß der Treppe erkennbar.
Als sie die hoch aufgeschossene, schwarz gekleidete Frau dort stehen sah, lächelte sie. Sie war nichts anderes als ein einsamer Schatten, der sich nach Zuneigung sehnte. Wen hatte sie noch außer ihrem Sohn, Eric und ihr? Sie würde mit ihr fertigwerden, dessen war sie auf einmal gewiss. Mit ihrer Kusine Elsbeth war sie auch immer zurande gekommen, und die war im Gegensatz zu Adelaide von echter Boshaftigkeit erfüllt gewesen.
»Hast du dich gut eingepackt?«, flötete die Base ihr entgegen. »Über Nacht ist zwar wieder kein Schnee gefallen, trotzdem ist draußen alles weiß von Eis. Es muss klirrend kalt sein. Die Sonne scheint, also war es eine klare Nacht.«
»Vorhin hat Hermann erzählt, dass sich am Mainufer die ersten Eisschollen bilden. Die Schiffer haben ihre Boote festgemacht und werden so schnell nicht wieder losfahren können. Damit werden bis auf weiteres keine frischen Waren mehr kommen. Und die harten Wochen des Jahres beginnen erst. Vielleicht sollten wir den Gang zum Schneider noch einmal aufschieben und nur zu Doktor Petersen in die Apotheke gehen. Höchste Zeit wäre es, das Gespräch mit ihm zu beginnen.«
Magdalena war am Fuß der Treppe angelangt. Entgeistert neigte Adelaide den Kopf und sagte nur leise: »Das ist nicht dein Ernst!« Die dreieckige Schnebbe
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