Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexengold

Hexengold

Titel: Hexengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
Vom Netzwerk:
was?«
    »Grüß dich, Hannes.« Erleichtert atmete Mathias auf. »Das ist der Knecht vom Nachbarn«, raunte er Carlotta zu. Sie nutzte die Gelegenheit, sich rasch aus seiner Hand zu befreien.
    Unterdessen legte Hannes die Latte beiseite und redete weiter: »Den neuen Herrschaften ist ein Fachwerkhaus nicht fein genug. Die wollen richtiges Mauerwerk aus Stein bis unter das Dach. Wenn das Wetter trocken bleibt, fangen die Maurer gleich nächste Woche an. Wirst sehen, bis Ostern steht der erste Stock. Zum Sommer hin werden sie fertig sein. Schade ist es nur um die schönen Möbel. Hätten doch Bescheid sagen können, dass sie nichts davon wollen. Gönnen wohl keinem was. Zwanzig Kreuzer kriege ich übrigens, wenn ich aufpasse, dass niemand was wegnimmt. Nicht mal ich selbst darf mir was holen.«
    »Ein hoher Lohn dafür, dass er den halben Tag verschläft«, bemerkte Carlotta leise. Mathias warf ihr einen mahnenden Blick zu.
    »Fünf Kreuzer, Hannes, wenn du zur Straße gehst und rufst, falls die Herren kommen«, rief er dem Knecht zu. »Ich muss meiner Base noch was im Hinterhaus zeigen. Wir sind auch gleich wieder weg.«
    »Ja, ja, zeig deiner Base nur was.« Hannes machte eine schamlose Geste mit den Händen und grinste anzüglich. »Lass deine Münzen nur stecken und steck der Kleinen lieber was anderes zwischen die Beine. Von mir erfährt keiner, was ihr zwei da hinten treibt.« Schnaufend hob er die Latte hoch und verschwand.
    »Wie großzügig«, fauchte Carlotta und wandte sich um. Ohne weiter auf Mathias zu achten, betrat sie als Erste das Hinterhaus. Offenbar hatte der ebenerdige Raum als Werkstatt gedient. Halb abgerissen hingen die Regale von der Wand. Leere Nägel sowie helle Flecken erinnerten an die Gegenstände, die dort einmal befestigt waren.
    »Oben ist es«, rief Mathias und sprang die schmale Holztreppe hinauf. Sie zögerte. Die Bemerkung des Knechts ging ihr nicht aus dem Kopf. Bislang hatte sie Mathias als lauteren Kameraden betrachtet. Viel zu leichtfertig war sie ihm gefolgt. Hatte er nicht vorhin schon versucht, sie zu küssen? Was, wenn er Schmutziges im Sinn hatte, wie der dreckige Hannes meinte? Sie wäre ihm schutzlos ausgeliefert
    »He, wo bleibst du?«, rief Mathias ungeduldig. Sie hob den Kopf, sah dem blassen Jüngling ins Gesicht und beschloss, dass sie keine Angst zu haben brauchte. Bislang war sie noch in jeder Situation mit ihm fertiggeworden. Entschlossen stieg sie ebenfalls hinauf.
    Im oberen Geschoss befand sich eine geräumige Kammer mit zwei Fenstern zum Hof, die den Knechten als Unterkunft gedient hatte. Die Strohsäcke als Schlafstatt waren das Einzige, was an sie erinnerte. Die Säcke waren aufgerissen, das Stroh über die Holzdielen verstreut. Eine Maus piepste und verschwand blitzschnell in der Lücke zwischen zwei Bodenbrettern.
    Zunächst dachte Carlotta, Mathias wollte das Nagetier fangen. Denn wo sie verschwunden war, kniete er nieder und hebelte eines der Bretter hoch. Darunter befand sich ein Hohlraum. Darin lag ein braunes Päckchen im Dreck.
    »Hier«, erklärte Mathias und streckte es ihr stolz entgegen.
    Es roch feucht. Gewiss lag es schon seit Jahren in dem Versteck. Das braune Packpapier war verquollen. Die Schnur, mit der es zusammengebunden war, schnitt tief in den Packen ein, lag allerdings nicht an der ursprünglichen Stelle. Also hatte Mathias es bereits geöffnet und wusste über den Inhalt Bescheid.
    »Was ist das?« Carlotta zögerte, danach zu greifen.
    »Das, was unsere Mütter seit Wochen drüben in der Fahrgasse suchen.« Triumphierend reckte er den Kopf. Sie wollte den Augenblick nutzen und schnappte danach. Er aber zog das Päckchen weg und versteckte es hinter dem Rücken. Durch das erzwungene Abstoppen verlor sie das Gleichgewicht und kippte nach vorn gegen seine Brust. Flink schlang er den zweiten Arm um sie und drückte sie fest gegen seinen Körper.
    »Lass mich los!« Wütend begann sie, um sich zu schlagen. Das Päckchen fiel zu Boden. Damit hatte er auch die zweite Hand frei und umklammerte sie im Zangengriff. Seine Körperlänge verlieh ihm zusätzlich Kraft. Wie ein hilfloser Käfer hing sie an ihm fest. Verzweifelt trat sie mit den Füßen gegen seine Schienbeine, trommelte mit den Fäusten gegen seine Arme und den Oberkörper. Der Seifengeruch seiner pickeligen Knabenhaut stieg ihr in die Nase.
    »Tu doch nicht so, als ob du es nicht willst. Warum sonst bist du freiwillig mitgekommen?« Er presste seine Nase in ihr rotblondes Haar und

Weitere Kostenlose Bücher