Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Bereuter
Vom Netzwerk:
abgehängt, lediglich den Sterbenden wurden die letzten Sakramente gewährt.
    »Sein Sohn Sigmund hat die Geschichte bestimmt oft genug gehört und auch, dass das ohne Unterstützung gewisser klerikaler Kreise nicht möglich gewesen wäre!«, sagte dann Bruder Joseph.
    Institoris lächelte versonnen. Das ist es, was ich brauche, dachte er, einen Fürsten, der sich auch getraut, sich mit dem Klerus anzulegen, einen Bischof, der das Hexenwesen leugnet und ein Volk, dem von der Kanzel verkündet wird, dass das alles nur Unfug und Aberglauben sei. Wo anders als hier kann meine Bulle bestätigen, was und wie viel sie wert ist! Hier wird sie sich den nötigen Respekt verschaffen und niemand wird es danach noch wagen, meine päpstliche Vollmacht in irgendeiner Form in Zweifel zu ziehen!

14. KAPITEL
    V or über zweihundert Jahren kam Albertus von Lauingen, den man »Magnus den Großen« nannte, von Paris nach Köln und brachte ein Kreuz als königliches Geschenk mit. Er regte nicht nur die Erweiterung der spätromanischen Kirche in der Stolkgasse durch einen frühgotischen Hochchor an, sondern stellte hierfür auch fast sein ganzes Vermögen aus seiner bischöflichen Tätigkeit zur Verfügung. Noch im Jahr 1248 gründete Albertus eine Universität für die philosophischen und theologischen Fächer nach dem Pariser Muster. Hier lehrte Albertus nun Theologie und die Auslegung der Philosophie des Aristoteles aus christlicher Sicht, hier beschäftigte er sich mit allen Bereichen der Naturwissenschaft, hier saß zu seinen Füßen Thomas von Aquin, den sie später den »Fürsten der Scholastik« nannten. Hier wirkten die Mystiker Meister Eckhart, Johannes Tauler und Heinrich Seuse und im Hochchor der Kirche ruhten nun die sterblichen Überreste des großen Albertus.
    Seit dreizehn Jahren war Jakob Sprenger bereits Prior des Kölner Dominikanerkonvents, obwohl er noch bis 1478 immer noch dem Basler Kloster angehörte, in dessen Nähe er auch geboren war. Ein Jahr darauf wurde er vom Papst zum Inquisitor für die Erzbistümer Köln, Mainz und Trier bestellt. Darüber hinaus war er Generalvikar seines Ordens für das Gebiet Rhein- und Maasland und daneben noch Dekan der Theologischen Fakultät. Das Amt als Inquisitor hatte er nur deshalb angenommen, da es eigentlich kaum mehr Bedeutung hatte und daher keine aufwendige Reisetätigkeit und lange Abwesenheit erforderte.
    Als Sprenger nach Köln kam, gab es über einhundert Laiengemeinschaften, die als Bruderschaften vornehmlich mit dem Erlebnis des Todes und der Frage danach verbunden waren. Wenigstens einmal monatlich trafen sich die Brüder und Schwestern zu einer Messe meist an ihrem Bruderschaftsaltar, wobei der Toten gedacht, aber auch für das Seelenheil der Lebenden gebetet wurde. Diese Zusammentreffen wurden mit einem oftmals üppigen Mahl beendet. Hinzu kamen die Aufnahmegebühren und die geforderten regelmäßig wiederkehrenden Beiträge. Manche Stände gründeten eigene Bruderschaften, die Schneider waren in der Heilig-Kreuz-Bruderschaft zusammengeschlossen, die Brauer in der von St. Peter von Mailand, in Neuss trafen sich die Kaufleute in der Nikolaus-Bruderschaft und die Santiago-Pilger in der des Jakobus des Älteren.
    Jakob Sprenger hörte das unzufriedene Murren nicht nur bei den ausgeschlossenen armen Leuten, sondern auch in Teilen der Priesterschaft und griff einen Vorschlag seines verstorbenen Mitbruders Alanus de Rupe aus Douai auf. Mit der Stiftung einer Rosenkranzbruderschaft 1474 schuf er etwas Neues, das es so nicht nur nicht in Köln, sondern auch in den übrigen Städten Deutschlands bis dahin nicht gegeben hatte. Die Gemeinschaft verzichtete auf jede feste Organisation, auf Meister und andere Funktionsträger und verlangte weder Eintrittsgebühren noch Beiträge. Es gab weder üppiges Essen noch regelmäßige Zusammenkünfte der Mitglieder. Wer der Bruderschaft beitreten wollte, musste sich lediglich in ein Buch eintragen lassen, das bei Dominikanerpatres hinterlegt war. Aber auch die Patres leiteten die Bruderschaft nicht, sondern hüteten nur die Bücher mit den aufgelisteten Mitgliedern. Verlangt wurde nur das Gebet des Rosenkranzes, das jedes Mitglied möglichst regelmäßig sprechen sollte. Wer es versäumte, brauchte dies auch nicht zu beichten. Die Ausrichtung besonders auf Arme und Mittellose zog viele Frauen an, weil sie keine Gebühren oder Beiträge zu entrichten hatten und daher unabhängig von ihren Männern über einen Beitritt entscheiden

Weitere Kostenlose Bücher