Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)
einzig viele harte Arbeit von uns und die Viecher«, beeilte er sich zu versichern, als er die furchtsamen Blicke sah und einige der Leute nach hinten zurückwichen, währenddessen die Hunde Aufstellung nahmen.
»No timore, keine Angst«, sagte er beschwichtigend und griff nach der Trommel.
Die Frau stimmte mit ein paar Griffen die Laute nach, der kleinere Hund setzte sich mit aufgerichtetem Vorderkörper neben sie und der mit dem Lederfleck wartete mit aufmerksamen Augen und hechelnder Zunge auf seinen Einsatz.
Was jetzt kam, war unglaublich und selbst Niklas, der weiß Gott schon viel herum gekommen war, hatte so etwas noch nie gesehen. Der Mann begann zu trommeln, die Frau griff in die Saiten und das kleinere der Tiere jaulte, bellte und kläffte im Takt mit.
»Hepp!«
Der größere Hund machte ein Männchen, ließ sich auf die Vorderpfoten fallen, lief ein paar Schritte nur auf den Vorderpfoten vorwärts, knickte das linke Bein waagrecht ein und begann sich langsam, dann zunehmend schneller mit hoch erhobenem Hinterteil um die eigene Achse zu drehen.
»Hopp!«
Aus der Drehung heraus warf er sich auf den Rücken, wo er auf dem Lederfleck zu liegen kam und in Rhythmus der Musik konvulsivisch zu zucken anfing.
»Er krepiert!«, schrien ein paar Leute. »Er ist besessen!«, kreischten andere und schlugen entsetzt ein Kreuz.
Kaum sichtbar fing der Hund an, sich abwechselnd auf beide Schuhen zu rollen, seine Beine hielt er noch immer zuckend abgestreckt in die Luft, während sein Körper zuerst kaum merkbar, dann wieder immer schneller und zum Schluss in rasender Geschwindigkeit am Boden auf der Stelle im Kreis herum wirbelte.
Die Laute setzte aus, das Trommeln wurde leiser, das Tier sprang auf, knickte kurz mit dem Hinterteil ein, die Frau schlug einen schrillen Akkord und der Mann schrie »Salto!«
Wie ein Pfeil von einem gespannten Bogen schoss der Hund in die Höhe, rollte sich in der Luft zusammen, kam auf die Vorderpfoten, stieß sich wieder ab, sauste unter Ausnutzung des Schwunges wieder wie eine Kugel rückwärts, landete dann sicher auf allen vieren und plumpste dann auf sein Hinterteil. Leicht benommen schwankte sein Oberkörper hin und her.
Niklas fing sich als Erster und begann zu klatschen und nach und nach stimmten die Umstehenden erst zögerlich, dann immer lauter werdend mit ein. Wenn schon ein Mönch hier anscheinend nichts Böses erkennen konnte …
»Wir müssen warten, Hund ist schwindelig!«, rief der Mann in seinem fremdartig klingenden Akzent, während die Frau mit dem Hut herumging.
Achtlos warf Niklas eine Münze in die Kopfbedeckung und trat dann zu dem Zigeuner. »So etwas habe ich noch nie erlebt. Habt Ihr mit Eurer Aufführung keine Probleme? Ich kann mir vorstellen, dass viele an Hexerei glauben, wenn sie das sehen.« Unwillkürlich hatte er an Bruder Heinrich denken müssen, der die beiden Leutchen bestimmt auch noch zusammen mit ihren Tieren auf den Scheiterhaufen gebracht hätte.
»Na ja«, druckste der Mann herum, »ganz einfach ist es nicht überall. Bulgarien, wo wir herkommen, no. Auch weite Teile in Italien oder Ungarn – nema problema. Auch haben wir Schutzbrief von Kaiser Sigmund, aber wir trotzdem schon vorher fragen und erkundigen. Vorsicht immer besser sein. Sprichwort sagen: Für Zigeuner immer gesünder, auf Wegen zu gehen, wo kein Hahn krähen oder Hund bellt.«
»Was macht ihr, wenn ihr Schwierigkeiten bekommt?«
»Wir müssen erklären, wie geht es. Dann Leute sehen, ist aber nicht gut für Geschäft, wenn wir zeigen unser Geheimnis. Aber ist keine Zauberei, schwöre bei Madonna!«
»Wo müsst ihr besonders aufpassen?«
Der Bulgare sah ihn misstrauisch an. »Süddeutschland und Schweiz. Nix gut. Viele Menschen glauben an Striga … ich weiß nicht, wie sagt man …«
»Hexe«, sagte Niklas und der Mann nickte. »Muss weitermachen, muss Geld verdienen. Frau und Hunde wollen essen!«, wandte er sich um und musterte die neu herbeigeströmten Leute.
»Gott befohlen!«, antwortete Niklas und drängte sich durch die Menge zurück auf den freien Platz.
Im Kloster schlüpfte er durch die Pforte und ließ sich umgehend beim Pater Prior melden. Während er auf die Rückkehr des Novizen wartete, nahm er auf einer Bank im Vestibül Platz. Trotz des geschäftigen Treibens vor den Klostermauern drang kein Laut nach innen, lediglich das unvermittelte Summen einer Fliege unterbrach die Stille.
Hallend kamen die Schritte des Burschen wieder. »Pater Prior erwartet
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