Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)
Euch!«
Schmunzelnd blickte Niklas in das bartlose Jungengesicht. »Du bist auch noch nicht lange im Kloster?«
»Nein. Warum?«, fragte dieser verwundert.
»Man hört das an deiner Gangart. Du machst einen Krach wie ein Brauereigaul«, lachte Niklas und der Novize errötete und stotterte verlegen eine Entschuldigung.
»Ist nicht so schlimm. So bemerkt man dich wenigstens rechtzeitig, aber du wirst es schon noch lernen. Mir ist es auch nicht anders ergangen«, grinste der Ältere und erhob sich. »Ich weiß schon, wo sein Arbeitszimmer ist«, wehrte Niklas ab, als der Novize Anstalten machte, ihm den Weg zu zeigen.
Bruder Jacobus erhob sich und kam mit federndem Schritt hinter seinem Arbeitstisch hervor. Er war etwas jünger als Niklas, sein Tonsurkranz war schon ergraut und aus seinem markanten Gesicht blickten zwei sanfte, aber nichtsdestoweniger hellwache blaue Augen.
»In Ewigkeit, Amen«, antwortete er auf den Gruß, »schön, Euch wieder zu sehen, Bruder Niklas. Was bringt Euch nach Köln?«
»Predigertätigkeit. Ich habe es halt noch nicht so weit gebracht wie Ihr«, lächelte dieser, »man sagt mir nach, mir fehle für Führungsaufgaben trotz meines Alters immer noch die geistige Reife!«
»Seid froh darüber. Hie und da ist es leichter, einen Sack voller Flöhe zu hüten, als einen Konvent zusammenzuhalten. Hinzu kommt noch meine Arbeit an der Universität. Wenn Ihr allwissend werden und auf jede Frage eine Antwort haben wollt, müsst Ihr nicht nur Theologie studieren, sondern auch unterrichten! Ja, man wird bei alldem ernster, vielleicht mehr, als es der Schöpfer will und es der Seele gut tut«, sagte Sprenger und fuhr dann ernst weiter: »Willst du den Inhalt erforschen, verlierst du dich und du selbst gehst verloren. Der Name des Vaters sei dir Grenze, überschreite sie nicht, um seine Natur zu ergründen. Geschrieben steht die Wahrheit in kurzen Worten. Mach nicht endlose Untersuchungen, sondern rette dich ins Schweigen, du Ohnmächtiger! Ja, Ephrem von Syrien hat schon Recht, die Gefahr ist groß: Der Weise wird klein und demütig, der Dumme aber überheblich und blind!« Der Prior sah in das sonnenverbrannte Gesicht seines Mitbruders. »Hie und da würde ich viel darum geben, wie Ihr unterwegs zu sein. Ihr habt den Ruf, ein vorzüglicher Prediger zu sein, der die Menschen aus ihrem Gleichmut aufrütteln kann und der es versteht, das Wort Gottes in einfachen und verständlichen Worten zu verkünden. Es soll sogar so sein, dass man sich Eure Predigten weitererzählt …«
»Weniger die Predigten selbst, sondern eher die lustigen Beispiele«, wehrte Niklas bescheiden ab, »ich versuche nur, in der einfachen Sprache der Leute zu reden!«
»Von wo kommt Ihr nun her?«, wollte Sprenger wissen.
Niklas berichtete von seiner Reise nach Bozen und wie er am Brennerpass den Bruder Heinrich Institoris getroffen habe und sah, wie sich dabei das Gesicht seines Mitbruders verfinsterte.
»Er soll sich beim Papst eine Bulle gegen die Hexen erschlichen haben«, unterbrach ihn Sprenger.
»Ja, ich habe sie gelesen. Mit Summis desiderantes affectibus beginnt sie. Auch Euer Name steht darin.«
»Stimmt es also doch«, murmelte der Prior düster.
»Bruder Heinrich konnte es gar nicht erwarten, sie mir mitten in einem Gasthaus unter die Nase zu halten.«
Jakob Sprenger begann unruhig mit den Händen auf dem Rücken im Arbeitszimmer hin und her zu gehen. »Ich sei als oberster Hexenjäger für die Provinz Teutonia berufen worden, so geht das Gerücht?«
Niklas schüttelte den Kopf. »Nein, nicht für die ganze Provinz, sondern nur für gewisse Gegenden längs des Rheins. Wo diese Gegenden nun aber genau liegen, geht aus der Bulle nicht hervor. Das Ansinnen scheint offensichtlich. In Wirklichkeit beansprucht er den gesamten deutschen Sprachraum!«
»Bruder Heinrich«, sagte Sprenger mehr zu sich selbst, »Bruder Heinrich. Alles, was du anfasst, beruht auf undurchsichtigen Machenschaften, Lügen und Betrug.« Abrupt blieb er stehen. »Wie ich gehört habe, hat er schon bei Papst Sixtus eine Bulle gegen die Hexen beantragt, aber dieser hat sein Gesuch nicht einmal beantwortet. Er ist ein schändlicher Mönch. Er war eingesperrt, weil er den Kaiser Friedrich beleidigt hat, indem er behauptet hat, dieser sei nicht Kaiser von Gottes Gnaden, sondern lediglich ein Minister des Papstes. In Augsburg wurde gegen ihn ein Haftbefehl wegen Unterschlagung von Ablassgeldern ausgestellt und seine eigenen Mitbrüder in
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