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Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Bereuter
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zurück! Zurück!«, brüllte der Frächter, aber Institoris rannte weiter und als er ihn verstand, war es zu spät.
    Wie von unsichtbarer Hand wurden ihm die Beine weggerissen, um ihn herum war ein Tosen und Rauschen, sein Körper verschwand in den Schneemassen, wurde herumgewirbelt, bis er nicht mehr wusste, wo oben und unten war und sein Kreuz wurde so durchgebogen, dass er das Gefühl hatte, gleich in zwei Hälften zu brechen.
    Irgendetwas knallte auf seinen Kopf und dann wurde es dunkel.
    Der Kutscher hatte beinahe das Ende der Lawinenbahn erreicht und es hätte eigentlich nur noch eine Fuhrwerkslänge gefehlt, um dem Unheil zu entkommen. Die Pferde stampften mit panischem Wiehern durch die sich übereinander schiebenden Schneemassen, während der Fuhrmann immer noch auf sie eindrosch und mit sich überschlagender Stimme auf die Tiere einbrüllte. Erst als er einsehen musste, dass die Fuhre nicht mehr zu retten war, ließ er die Zügel los, während noch im gleichen Augenblick der sich auftürmende Schnee den Karren erfasste, von der Straße hinab nach rechts in den steilen Abhang schob und die Pferde mit sich riss. Die festgezurrten Weinfässer rutschten aus den Seilen, eines davon zerschellte gleich an einem Wagenholm, zwei andere krachten gegen Felsbrocken und splitternd flogen die Dauben auseinander.
    »Mein Wein, mein Wein …«, stammelte der Frächter mit fassungslosem Gesicht, während sich rundherum der Schnee rot färbte. Mit ein paar riesigen Schritten war er gerade noch entronnen. Nun stand er oben auf der Straße und sah seinen beiden Rössern zu, wie sie gegen die Gewalten kämpften, wie der Karren an einem Baum hängen blieb, worauf die Deichsel zerbarst, die Pferde sich überschlugen und die Deichsel zum Himmel zeigend im Schnee stecken blieb. Mehr aus den Augenwinkeln beobachtete er auch den Mönch, sah, wie dieser verschluckt wurde, dann wieder auftauchte und schlussendlich von der nunmehr langsamer werdenden Lawine ausgespuckt wurde und an der Oberfläche liegen blieb. Justin Reintner stapfte durch den verpressten Schnee, in den er immer wieder bis zur Hüfte einsank und als er sah, dass der Dominikaner noch lebte, wühlte er sich zu seinen Rössern hinüber. Beruhigend redete er auf die angstzitternden Tiere ein, denen offensichtlich nichts Ernsteres passiert war. Nur eines hatte eine kleinere Wunde an der Brust, die aber wahrscheinlich von selbst verheilen würde.
    »Hätte ich bloß nicht auf Euch gehört! Mindestens ein halbes Jahr Arbeit war umsonst!«, schrie der Frächter und fuhr Institoris an, er solle auf der Stelle seinen Mund halten, als dieser jammernd seinen Kopf in den Händen haltend zu ihm herüberwankte.
    Im Prämonstratenser-Stift Wilten staunten sie nicht schlecht, als am späten Abend ein humpelnder Dominikaner an die Pforte klopfte, der so etwas Ähnliches wie einen Turban trug, wie man ihn auf den Bildern von den türkischen Kriegern und Sultanen sehen konnte.
    Aber am nächsten Tag war Institoris schon wieder ganz der Alte. Stolz zeigte er seine Bulle herum und meinte, auch in Tirol würde es genügend Hexen geben, wenn man sie nur finden wollte. Als er die skeptischen Blicke bemerkte und daraufhin mit seinen Erfolgen in Ravensburg zu prahlen begann, erhielt er zur Antwort, dass sich das schon bis Innsbruck durchgesprochen habe.
    »Seht ihr …«, wollte er sich gerade in die Brust werfen, als ihn Bruder Josephus unterbrach.
    »Erzherzog Sigmund selbst hat einen Bericht darüber angefordert.«
    »Lind? Ravensburg ist ja österreichische Bündnisstadt, das ist sein gutes Recht!«, gab Institoris zurück.
    Bruder Josephus wiegte den Kopf. »Das ist es sicher. Der Herzog ist zwar ein Wohltäter der Kirche, aber er hat trotzdem ein gewisses Misstrauen gegenüber Teilen der Kurie. Er selbst hatte mit Cusanus erheblichen Ärger und auch die Geschichte mit seinem Vater hat er bestimmt nicht vergessen!«
    Sigmunds Vater war Herzog Friedrich IV., den man »Friedel mit der leeren Tasche« nannte. Er begleitete Johannes XXIII. zum Konstanzer Konzil, wo dieser dann abgesetzt wurde und ihm der Herzog trotz Warnung des Kaisers zur Flucht verhalf, worauf er selbst für ein Jahr in Konstanz gefangen gehalten wurde, dann aber flüchten konnte. Der Kaiser ließ ihn ächten, verhängte über seine Helfer den Bann und über das Gebiet das Interdikt. Keine Glocke durfte mehr geläutet und keine Messe mehr gelesen werden, es gab keine Taufe und keine Trauung, Kreuze und Bilder wurden

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