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Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Bereuter
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    Einer der Diener hatte zwei Jagdhunde geholt, die zwar versuchten, die Spur aufzunehmen, aber dann schon nach wenigen Schritten niesend stehen blieben und sich mit den Pfoten über die Schnauzen wischten.
    Immer noch benommen erhob sich Sigmund und taumelte mehr als er ging hinauf zu den Schlafgemächern seiner Gemahlin, die er so lange schüttelte, bis sie unwillig grienend die Augen aufschlug. Als er ihr immer noch vom Entsetzen gepackt sein Erlebnis und die damit verbundene Anschuldigung gegen sie erzählte und sie das Misstrauen in seinen Augen sah, saß sie plötzlich hellwach kerzengerade im Bett.
    »Glaubst du das? Glaubst du das wirklich?«, fragte sie ihn mit großen Augen. »Wie soll ich dich denn vergiften? Koche ich etwa? Schenke ich dir deinen Wein ein? Wie um alles in der Welt soll ich denn an Gift kommen? Ich kann ja keinen Schritt tun, bei dem mir nicht eine Zofe oder Gesellschaftsdame an den Fersen klebt! Wenn du mich fragst, versucht mich hier jemand loszuwerden und mit mir noch ein paar andere, weil wir hier im Wege sind!« Ihre Augen füllten sich mit Tränen, sie ließ ihren Oberkörper nach vorne fallen, stützte sich auf den Ellbogen auf und begann hemmungslos zu weinen. Ihr schmaler Körper wurde wie von Krämpfen geschüttelt und schluchzend rief sie immer wieder: »Was habe ich denn denen getan? Was denn?«
    Als Sigmund sie so sah, schalt er sich selbst einen unverbesserlichen Narren. Nein, niemals würde sie so etwas tun, dazu war ihr im Grunde sanftes Gemüt trotz des Hoflebens immer noch nicht verdorben genug. Behutsam wischte er mit einem Zipfel der Bettdecke ein wenig unbeholfen über das Gesicht.
    Zögernd nahm er ihren Kopf in seine Hände, blickte in ihre verschleierten Augen und küsste sie dann auf die Lippen. »Es ist schon ein Elend, mit so einem alten Knaben verheiratet zu sein«, murmelte er dann. »Kann ich bei dir schlafen?«
    Wortlos rückte sie zur Seite, worauf sie gemeinsam unter die Zudecke schlüpften und sie ihren Kopf schutzsuchend in seine Armbeuge kuschelte. »Du hast es sicher auch nicht leicht mit mir!«, flüsterte sie in die Dunkelheit.
    Langsam strich er mit den Fingern durch Katharinas offenes Haar und zum ersten Mal, seit sie verheiratet war, überkam sie ein Gefühl von Liebe und Geborgenheit.
    Zeitig in der Früh schob sich Sigmund behutsam aus dem Bett, um Katharina nicht zu wecken. Aber auch sie hatte kein Auge zugetan, zu schwer lastete die Anschuldigung auf ihrer Seele. Noch in der Nacht hatte er beschlossen, gleich am Morgen nach Sigmundskron aufzubrechen, wobei die Arbeiten an der Burg nur ein Vorwand waren. Wichtiger war ihm ein Besuch und der Rat von seinem bischöflichen Freund Golser in Brixen. »Willst du mich wirklich nicht begleiten?«
    Katharina schüttelte nur stumm den Kopf. »Nein. Ich bleibe hier. Gerade zum Trotz!« Sie lächelte ihm zu, gab ihm einen Kuss auf die Wange und hielt seine Hand so lange fest, bis er sich hin zur Türe bewegte.
    Einen berittenen Boten hatte er vorausgeschickt, der dem Bischof seine Ankunft melden sollte. Nun saßen sie zusammen im lichtdurchfluteten Arbeitszimmer des Bischofs, er, ein schon von Kindesbeinen an auf Herrschen und Regieren wie ein Hund abgerichteter Fürst, und der Bauernbub Golser, der seinen Beruf aus freien Stücken gewählt hatte. Wie oft hatte dieser ihn schon um dessen Kindheit beneidet: »keine höfischen Sitten, kein verschlagenes Taktieren, keine unterwürfigen Verbeugungen vor wildfremden Menschen – sondern einfach in den Wiesen herumtollen, auf Bäume klettern, in den Wäldern herum streunen …«
    »… und Hunger leiden!«, ergänzte Golser dann jedes Mal lächelnd.
    So war es auch heute wieder und Sigmund meinte, er sei eigentlich ganz froh darüber, nur ledige und keine ehelichen Nachkommen zu haben.
    »Was treibt der Inquisitor?«, fragte dann der Bischof unvermittelt. »Deswegen bin ich auch da. Aber vorab muss ich Euch noch eine andere Begebenheit erzählen!«
    Golser hörte ihm aufmerksam zu und sagte dann langsam: »Haben Euer Gnaden schon einmal gehört, dass Dämonen als geistige Wesen aus einem Ofen kriechen, die Asche verstreuen, um eine Verfolgung mit Hunden zu verhindern und auch noch Fußspuren hinterlassen? So führen sie sich ja selbst absurdum! Die Glaubwürdigkeit würde ja gerade dadurch erhöht, dass keine Spuren feststellbar sind! Wisst Ihr was? Jemand hat ein paar Weiber gedungen und ihnen ein paar Münzen in die Hand gedrückt, damit sie Euch dieses

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