Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)
Theater vorspielen! Ich will keine voreiligen Schlüsse ziehen – aber auf Euren Landesstatthalter würde ich einmal ein Auge werfen. Vor Eurer Frau hat er Angst, da er weiß, dass sie ihn nicht leiden kann und sie ist auch noch – entschuldigt bitte – noch so unklug, ihn dies auch spüren zu lassen. Sie ist zwar ein junges Ding, aber sie wird auch älter und gereifter und darin sieht er wie auch wahrscheinlich mancher andere eine mögliche Gefährdung, der es rechtzeitig zu begegnen gilt. Die Gelegenheit dazu wäre momentan nicht ungünstig!« Der Bischof hielt einen Augenblick inne und sah seinen Freund fest an. »Seid vorsichtig – Eure Frau schwebt in großer Gefahr. Noch ist lediglich das ausgestreute Gerücht mit dem Vergiften im Umlauf. Aber es bedarf nur eines kleinen Anstoßes und plötzlich wird es genügend Leute geben, die behaupten werden, sie sei eine Zauberin oder gar mit Satan im Bunde, wie es der Inquisitor neuerdings verkündet. Noch getrauen sie sich nur noch nicht, so offen vorzugehen.« Golser erhob sich und stapfte mit derben Schritten zum Fenster. »Wie ich höre, hat Institoris jetzt wenigstens Beobachter zugelassen?«
»Ja, den Axamer Pfarrer Samer und ein paar von meinen Leuten, die ich abwechselnd schicke. Aber es scheint keinen großen Eindruck auf ihn zu machen. Er straft sie mit Nichtbeachtung oder wird ausfallend und beleidigend und versucht sie auf diese Weise loszuwerden.«
Der Bischof nickte. »Pfarrer Samer hat mir dasselbe berichtet. Auch sagt er, Institoris beabsichtige seiner Ansicht nach den Prozess nach einem Stufenplan aufzubauen. Die Reihenfolge der Verhöre richtet sich nach der Schwere der Anschuldigungen: Als Erste hat er sich die Selachin vorgenommen, die eigentlich die leichtesten Untaten begangen haben und zwei Nachbarinnen verflucht haben soll. Offensichtlich will er die Stimmung entsprechend aufheizen und so die Bereitschaft zu einer Verurteilung schon im Vorfeld erhöhen. Als Nächste war die Hüfeysen dran, die einer Frau, die in ihrem Hause wohnte, Blindheit und Lahmheit angewünscht habe, dann folgten Tochter und Mutter Röslin und so weiter und zum Schluss nahm er die Scheuberin in die Zange, der er die schwersten Verbrechen von allen sieben Angeklagten vorwirft.«
»Mir wurde berichtet, er sei schon so fest von der Verurteilung der Frauen überzeugt, dass er sich schon über die Verwendung des konfiszierten Vermögens der Hexen Gedanken mache. Wie mir gesagt wurde, verfügen alle Frauen oder wenigstens deren Ehemänner über zwar auch nicht viel, so aber doch über etwas Vermögen«, antwortete Sigmund.
»Ja, ja, er wird sein Prozessgeld kassieren und versuchen, darauf Einfluss zu nehmen, dass die restlichen Gelder an Stellen kommen, bei denen willfährige Helfer sitzen, die ihm bei weiteren Verfolgungen behilflich sind!«, knurrte der Bischof.
»Wie sollen wir weiter vorgehen? Seine Methoden sind einfach unerhört!«
Golser warf Sigmund einen verschmitzten Blick zu. »Bis jetzt hat er zwar von allen Frauen ein Geständnis wegen Schadenszauber, aber noch kein einziges wegen sündhafter Verbindung mit dem Höllengeiste und der damit verbundenen abscheulichen Verbrechen, wie es ja in seiner Bulle steht. Er wird also mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln versuchen, solche Aussagen zu bekommen, da ansonsten sein Schriftstück nichts als ein Stück wertloses Papier ist. Ich denke, wenn wir ihm schon jetzt Einhalt gebieten, wird er vorsichtig. Nein, er soll unbekümmert noch ein paar Tage weitermachen wie bisher.«
»Klingt einleuchtend, mein Freund«, erwiderte der Herzog spürbar erleichtert.
»Wir werden schon im Vorfeld eine Kommission zusammenstellen. Ich mache mir dazu ein paar Gedanken und werde mit einigen Leuten Kontakt aufnehmen. Vielleicht könnt Ihr auf dem Rückweg von Sigmundskron nochmals hier vorbeischauen, damit wir noch die Einzelheiten besprechen können?«
20. KAPITEL
S igmund Samer wusste nun wieder einmal nicht mehr, wer nun mehr eingeschüchtert war – die Angeklagte oder die Beisitzer. Die anwesenden Mönche machten einen eher bedrückten Eindruck und selbst der Utrechter Notar wagte keinen Einwurf mehr.
Der Inquisitor stand mitten im Raum und schrie auf Rosina Hochwartin, die Tochter von Barbara Röslin, ein. »Gestehst du endlich, mit Hilfe von Dämonen Früchte und Menschen zu verderben und fleischliche Unzucht zu treiben?«
Rosina schüttelte den Kopf.
Institoris ging zu einem Seitentisch und nahm dort gegen
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