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Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Bereuter
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seine zunehmende Heiserkeit einen großen Schluck Salbeitee aus einem Becher. »Du hast aber zugegeben, Schadenszauber verübt zu haben. Es gibt genügend Leute, die das bezeugen können!«
    »Die Ihr aber nicht nennen könnt! Im Übrigen habe ich das nur unter Androhung der Folter gestanden!«
    »Werde nicht frech! Das Gericht ist nicht verpflichtet, dir die Namen zu nennen!«, bellte der Mönch heiser.
    »Das stimmt nicht! Dazu gibt es eine Anordnung von …«, wollte der höfische Beobachter einwenden, aber Institoris schnitt ihm das Wort ab.
    »Ihr seid nur Beobachter! Den Prozess führe ich, verstanden?« Wie ein hungriger Wolf umkreiste er dann die Angeklagte und baute sich dann drohend vor ihr auf. »Du leugnest also weiterhin? Mit dem Teufel hast du also auch noch nie geschlechtlich verkehrt?«
    Die Hochwartin schüttelte wieder den Kopf.
    »Kannst du nicht sprechen? Ja oder nein?«
    »Nein!«, antwortete die Frau verängstigt.
    Die Augen des Inquisitors wurden lauernd wie die eines Raubtieres, das sich seiner Beute sicher war, und er beschloss, nun zum vernichtenden Schlag auszuholen. »Du bist verheiratet?«
    »Ja!«
    »Ist eure Ehe glücklich – sofern es so etwas überhaupt gibt?«
    »Ja!«
    »Was macht dein Mann, ich meine, womit verdient er sein Geld?«
    »Das wisst Ihr ja. Er verkauft Wetzsteine und andere Sachen bis hinüber ins Lothringische.«
    »So weit?«, tat Institoris erstaunt. »Dann ist er wohl nicht oft zu Hause?«
    »Nein.«
    »Habt ihr Kinder?«
    »Ja, einen Buben!«
    »Wie lange seid ihr schon verheiratet?«
    Rosina überlegte. »Ich glaube, vier Jahre!«
    »Soso! Vier Jahre! Und da haben sie erst ein Kind?«, wandte sich Institoris höhnisch an die Beisitzer.
    »Was soll das werden?«, brauste der Pfarrer Samer auf, aber Institoris schien ihn gar nicht zu bemerken.
    »Dein Mann scheint also wirklich nicht oft daheim oder aber nicht sonderlich potent zu sein. Wie oft verkehrt ihr denn miteinander?«
    »Das gehört nicht hierher!«, protestierte jetzt auch der päpstliche Notar aus Utrecht.
    Institoris tat wieder so, als ob er ihn nicht beachtete und nahm wieder einen Schluck Tee.
    Er stellte sich mitten in den Raum und sah alle der Reihe nach an. »Wieso ich das wissen muss? Denkt mal nach! Die fleischliche Begierde der Frauen ist unersättlich und darum sind sie auch nicht abgeneigt, mit Dämonen zu schlafen, um ihre Lust zu stillen. Eine Frau, die so lange Zeiträume alleine ist und deren geheimsten Wünsche unerfüllt bleiben, ist leicht anfällig für die Buhlschaft des Teufels. Deshalb ist es auch kein Wunder, dass es mehr Hexen als Hexer gibt, selbst fromme Frauen verfallen seinen Versuchungen. Wie hoch ist also die Gefahr bei einem geistig schwachen und unbefriedigten Weib wie der Hochwartin?«
    »Das ist aber gar nicht erwiesen …«, rief einer der Mönche dazwischen, was ein anderer Ordensbruder mit einem beifälligen Ausruf quittierte.
    »Ihr seid hier, um zu lernen, Bruder Wilhelm! Unterlasst also solche abschätzigen Äußerungen!« Er wandte sich wieder der Angeklagten zu. »Also, wie viele Male hattest du in diesem Jahr Verkehr mit deinem Mann? Bist du auch bei anderen Männern gelegen?«
    Mit hochrotem Kopf sprang der Axamer Pfarrer in die Höhe und begann zu brüllen: »Was sollen diese Fragen? Das gehört nicht hierher und hat mit der ursprünglichen Anklage nicht das Geringste zu tun. Wahrscheinlich erregt es Euch, weil sie ein hübsches Ding ist – an ihrer Mutter Röslin hattet Ihr in dieser Hinsicht bedeutend weniger Interesse! Dieser Prozess ist nichts als Mumpitz, eine einzige Narretei voll unbewiesener Anschuldigungen und Wortverdrehereien! Bisher haben wir Euch Eure unflätigen Fragen durchgehen lassen, aber jetzt reicht es!«
    Institoris versuchte die Stimmung im Saal abzuschätzen, kam aber dann zu der Überzeugung, dass sie eher gegen ihn umgeschlagen hatte. »In Ordnung. Ich beuge mich. Wir machen am Nachmittag weiter, und zwar mit der Barbara Phlueglin und danach mit der Witwe Schneiderin.«
    Institoris wusste, dass der Pfarrer um diese Zeit anderen Amtsgeschäften nachgehen und daher verhindert sein würde. Auch am nächsten Morgen erschien er nicht im Gerichtssaal, was ihm nicht ungelegen kam – war heute doch die Scheuberin an der Reihe. Sie war seine Hauptverdächtige, neben anderen eher harmlosen Delikten wurde ihr vorgeworfen, einen Ritter und seine Frau zu Tode gehext zu haben.
    Als Institoris den Saal betrat, schien er außer sich. »Ich habe eine

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