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Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Bereuter
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mit der Scheuberin, die wohl die größte Übeltäterin von allen war, und er kam trotzdem keinen Schritt vorwärts.
    Wie es derzeit aussah, war er von seinem großen Ziel noch meilenweit entfernt, die Herzogin Katharina selbst der Hexerei zu überführen und auf den Scheiterhaufen zu bringen.
    Die nächtliche, geheimnisvolle Gestalt hatte sich inzwischen als Ulrich von Latsch zu erkennen gegeben und Heinrich seiner stillschweigenden Unterstützung versichert. Auch ein paar andere Höflinge waren wie zufällig meist spät abends im Gasthof Rümler aufgetaucht und hatten sich wie beiläufig mit verschwörerischer Stimme über die Fürstin ausgelassen.
    Nein, nein, Hexe sei sie keine. Vermutlich jedenfalls nicht. Aber andererseits – es wäre durchaus möglich. Sicher habe er auch schon von der Geschichte mit den Dämonen im Ofen gehört, aber das sei ja nur eine Warnung an den Fürsten gewesen. Wenn sie etwas erfahren würden, was den Verdacht verstärkt – selbstverständlich …
    Aber bevor er es wagen konnte, sich mit dem Landesfürsten anzulegen, brauchte er einen durchschlagenden Erfolg, der auch hier unumstößlich bewies, dass sich der Inquisitor Doctor Henricus Institoris in solchen Dingen niemals irrte. Er würde seine Taktik ändern und sie zuerst dem jeweiligen Schadenszauber gegenüberstellen, den sie schon unter Androhung der Folter zugestanden hatten und dann unter peinlicher Befragung die Wahrheit herausquetschen. »Der Nachrichter soll mit seinen Gehilfen noch heute im Keller alles vorbereiten. Wir machen morgen weiter!« Dabei sah er zufrieden in das erbleichende Gesicht der Scheuberin und sein Mund verzog sich zu einem kalten Lächeln.
    Zusammen mit seinen Mitbrüdern begab er sich am nächsten Tag schon zeitig in der Frühe ins Rathaus und stieg dort unverzüglich über die schmale Treppe hinab in den Folterkeller, wo schon der Scharfrichter mit seine Gehilfen anwesend war.
    »Macht die Fenster auf und lasst erst einmal frische Luft herein. Der Gestank ist ja widerlich!«, befahl er schroff, während er an einem Tisch Platz nahm und sich in die Akte der Barbara Selachin vertiefte.
    Angezeigt hatte sie Gertrud Roetin, die schon seit sechsundzwanzig Jahren ihre Nachbarin war. »Als ich eines Tages bemerkte, dass man aus dem Garten der Selachin nicht zu meinem Gemüsebeet herübergehen konnte, ohne jedes Mal einen Schaden feststellen zu müssen«, las er und fuhr mit sich nur still bewegenden Lippen weiter, »…und als ich sie zur Rede stellte, fragte sie mich geradeheraus, ob ich sie im Verdacht hätte. Wegen ihres schlechten Rufes fürchtete ich mich vor ihr und sagte nur, die Schritte im Gras seien deutlich zu sehen. Sie lief dann empört davon und murmelte etwas Unverständliches. Nach wenigen Tagen befiel mich eine schwere Krankheit und es war so, als ob mit zwei Schwertern oder Messern in die Brust hinein gestochen würde. Meine Nachbarn hörten Tag und Nacht meine Schreie und unter denen, die mich zu trösten kamen, war auch ein Töpfer, der die Selachin ehebrecherisch zur Geliebten hatte. Der Töpfer hatte Mitleid mit mir und sagte, er wolle herausfinden, ob ein Schadenszauber vorliege und wenn ja, wolle er mich wieder heilen. Am nächsten Tag kochte er Blei, bis es flüssig war und goss es in eine Schüssel voll Wasser, die auf meinem Körper stand. Nachdem aus dem erstarrten Blei ein Bildnis und Figuren entstanden waren, bestätigte er, dass es sich um Schadenszauber handle.«
    Einem der Gehilfen entglitt eine schwere Kette, die dröhnend auf einer Eisenplatte aufschlug. Der Inquisitor fuhr erschrocken hoch und schrie, ob sie denn nicht etwas leiser sein könnten, schließlich müsse er sich konzentrieren.
    Er brauchte einen Moment, bis er die Stelle wieder fand, an der er unterbrochen worden war.
    »… um Schadenszauber handle. Unterhalb der Schwelle der Haustüre sind die Mittel des Schadenszaubers verborgen«, las er weiter, »und so ging mein Mann gleich mit ihm hin und nachdem der Töpfer die Schwelle herausgebrochen hatte, hieß er ihn, mit der Hand aus der Grube zu holen, was er dort auch immer finden würde. Zuerst kam ein handflächengroßes Wachsbild zum Vorschein, das überall durchbohrt war und in deren gegenüberliegenden Seiten Nadeln steckten. Es waren dieselben Stellen, an denen auch ich die Schmerzen verspürte. Dann zog er verschiedene Lumpenstücke heraus, in die mehrere Gegenstände eingewickelt waren, aber auch Körner, Samen und Knochen. Nachdem diese ins Feuer

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