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Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Bereuter
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die Stirne und hastete durch enge Seitengassen mit krummmäuerigen Behausungen, an deren Wänden der Salpeter wie wuchernde Geschwüre ausblühte und sich der Gestank wie Kletten festzuklammern schien. Räudige, abgemagerte Katzen strichen um die Häuserecken, wortlos starrten ihn finstere Gestalten an und er vermied es, ihnen ins Gesicht zu sehen, da sie nur einen Grund für einen Streit suchten, um ihn dann von seiner Barschaft zu erleichtern.
    Vor einer heruntergekommenen Hütte, an der die Balken zwischen den brüchigen Steinwänden faulten und deren Eingangstüre bereits so schief in den Angeln hing, dass sie sich schon gar nicht mehr ganz schließen ließ, hielt er an und rief mit heiserer Stimme durch den Spalt nach innen.
    Schlurfende Schritte näherten sich mit einem flackernden Licht, das mehrmals zu erlöschen drohte und das dann auf dem festgestampften Lehmboden abgestellt wurde. Die Türe öffnete sich nur ruckweise, da sie mit jedem Tag stärker am Boden streifte und dort schon eine halbkreisförmige Vertiefung eingegraben hatte. Das verhutzelte Männchen hieß ihn mürrisch einzutreten und spähte ängstlich links die Gasse hinauf und rechts hinunter, bevor er sich mit seinem schmächtigen Körper von innen her wieder gegen die Türe warf.
    Von Hieronymus Schnyder hatte er eigentlich mehr zufällig in einer Kaschemme in der Nähe von Speyer gehört. Am Nebentisch unterhielten sie sich darüber, dass das beste Mittel gegen die Gicht die Asche eines schwarzen Raben sei, den man aber lebendig fangen müsse und der von diesem Augenblick an den Erdboden nicht mehr berühren dürfe. Aufgehorcht hatte er dann, als später die Rede auf den Schnyder kam, der als Schulmeister entlassen worden sei, weil er Unterschriften und Schriftstücke gefälscht habe, und zwar so gut, dass das Original kaum von der Fälschung zu unterscheiden war. Institoris hatte sich darauf sofort an den Nebentisch gesetzt und einen Krug Wein für alle bestellt und nach und nach erfahren, dass sich dieser Schnyder einer Anklage durch eine Flucht nach Mainz entzogen habe.
    »Dort ist er aber nicht mehr. Er ist jetzt in Köln!«, warf ein hagerer Mann ein.
    »Was? In Köln? Woher willst du das wissen?«, entgegnete ein anderer.
    »Er ist in Köln. Der Fiedler, ich meine den Landauer, der hat ihn dort getroffen. Er hat sogar bei ihm gewohnt!«, sagte der Hagere triumphierend. »Er wohnt dort in einem alten Haus, vor dem ein riesiger Fliederbusch oder ein Holunderstrauch steht, so genau hat er es auch nicht mehr gewusst. Es sei keine besonders gute Gegend, hat er auch noch gesagt und leben täte der Schnyder mehr schlecht als recht von gelegentlichen Unterrichtsstunden und Gelegenheitsarbeiten.«
    »Wann war das? Ich meine, wann hast du den Musikanten getroffen?«, wollte Institoris wissen und ließ noch einmal einen Krug Wein auffahren.
    »Vorgestern! Er ist jetzt in Speyer!«
    »Soso«, sagte der Mönch, nachdem er einen großen Schluck genommen hatte. »Unterschriften hat er also gefälscht!«
    »Ja, und so gut, dass die Leute nicht unterscheiden konnten, welche letztendlich ihre eigene war«, bestätigte ein anderer.
    In Speyer war es dann keine große Schwierigkeit, den Musikanten ausfindig zu machen und Institoris faselte, er würde den Schnyder schon lange kennen und er müsste in der nächsten Zeit sowieso nach Köln, worauf ihm der Landauer genau den Weg und das Haus beschrieb.
    Erheblich schwieriger war es, Schriftproben der in Frage kommenden Gutachter zu besorgen, aber nach und nach bekam er auch diese zusammen, da es sich fast durchwegs um Gelehrte mit einem weit verzweigten Schriftverkehr handelte. Aber es waren doch ein paar dabei, von denen er nichts auftreiben konnte. Diese schrieb er selbst an und bat sie um Rat in irgendeiner Frage auf ihrem Fachgebiet mit der Bitte um baldmöglichste Beantwortung.
    Noch am gleichen Tag seines Eintreffens in Köln hatte er den ehemaligen Schulmeister aufgesucht und es hatte nicht allzu viel Zuredens, sondern nur einer Hand voll größerer Münzen bedurft, um mit dem Schnyder handelseinig zu werden.
    »Wenn sie mich erwischen …«, wagte dieser zaghaft einzuwenden, während er mit hungrigen Augen auf das Geld auf dem wackeligen Tisch starrte.
    »Papperlapapp«, hatte Institoris entgegnet, »was glaubst du erst, was los ist, wenn sie mir dahinter kommen!« Aus seiner Tasche zog er dann verschiedene Papierbogen, die er sich bei Drach besorgt und dabei darauf geachtet hatte, dass sie

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