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Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Bereuter
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anstatt in einer Winkelherberge abzusteigen.
    »Gelobt sei Jesus Christus!«, grüßte Bruder Heinrich mit freundlichem Lächeln.
    »In Ewigkeit, Amen!«, erwiderten die beiden mürrisch.
    Aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie die Frau Daumen, Zeigefinger und kleinen Finger der linken Hand übereinander legte und sie kurz auf ihn richtete, während sie sich einen Augenblick unbeobachtet fühlte.
    Du dumme Kuh, dachte er bei sich, du weißt wohl nicht, dass mir dein Zauber nichts anhaben kann! So einfach wirst du mich nicht los! Aber er behielt sich in der Gewalt und redete trotzdem scheinbar fröhlich weiter. »Ein schöner Morgen, nicht wahr? Ich wollte gestern noch bis Mainz kommen, bin aber dann von der Nacht überrascht worden. Da – schaut her!« Er deutete mit ratlosem Gesichtsausdruck auf seine mit klebrigen Harzflecken überzogene Kutte.
    »Das geht mit Schnaps oder scharfem Essig wieder heraus«, sagte die hagere Frau.
    »Habt ihr so etwas?«
    Mit unwilligem Gesicht brachte sie vom Karren eine irdene Flasche, die sie ihm zusammen mit einem alten, löcherigen Lumpen in die Hand drückte.
    Umständlich ließ sich Institoris auf einem in einem Lichtfleck von der Sonne beschienenen Baumstumpf nieder und begann langsam und bedächtig mit der scharf riechenden Essenz seine Ordenstracht zu putzen. Dabei versuchte er, den Mann in ein Gespräch zu verwickeln, der ihn aber nur unter buschigen Augenbrauen anstarrte und seine Fragen einsilbig nur mit »Ja« oder »Nein« beantwortete, während sich seine Frau wortlos an dem großen Topf zu schaffen machte, der an einem dreibeinigen Gestell über dem Feuer hing.
    Aus einiger Entfernung drangen gedämpft die hellen Stimmen der Kinder herüber, die nun offensichtlich Verstecken spielten, aber ihre Mutter schien keine Anstalten zu machen, sie zum Essen zu rufen. Als die Frau den Topf an der Kette um einige Ringe höher hängte, um ein Anbrennen zu verhindern, wusste er, dass sie ihm freiwillig keinen Bissen anbieten würden. Aber er tat so, als ob er die ungeduldigen Blicke nicht bemerkte, die sich die beiden zuwarfen.
    Ein leiser Wind raschelte in den Baumkronen, die Bläue des Himmels wich einem leichten Grau, das sich aber zunehmend dunkler und dunkler verfärbte.
    »Es wird Regen geben. Wenn Ihr noch trocken nach Mainz kommen wollt, solltet Ihr aufbrechen!«
    Bruder Heinrich schien den zweiten Satz überhört zu haben. »Regen. Ja, Regen. Davon haben wir auch in diesem Jahr mehr als genug. Es sind diese verfluchten Hexen, die sich mit dem Fürsten der Finsternis verbunden haben und ihr verderbliches Unwesen treiben.«
    Das Rascheln über ihren Köpfen war nun lauter geworden und auch die Stimmen der Kinder waren nur noch dann zu hören, wenn sie ein Windfetzen zu ihnen herüber trug. Ein fahler Lichtschein zuckte für die Länge eines Wimpernschlages über den nunmehr beinahe pechschwarzen Himmel, aus der Ferne drang drohend das grummelnde Rollen des Donners. Das Tosen wurde stärker, die Wipfel des Waldes beugten sich unter der Last des Windes und schnellten dann unter dem zischenden Rauschen der Äste und Zweige zurück.
    Die Frau war gerade mit dem gelegentlichen Umrühren des Muses beschäftigt und Institoris sah, wie sie erschrocken innehielt, als ein langgezogener Strahl mit einem beinahe gleichzeitigen Krachen einherging.
    Mit einem Satz fuhr er in die Höhe. »Wie herum hast du gerührt? Wie herum? Rechts oder links?« Der Mönch schien plötzlich wie von Sinnen zu sein.
    »Komm jetzt nur nicht damit, du wüsstest es nicht mehr! Glaubst du, ich habe vorher nicht gesehen, wie du mir mit den Fingern einen Verwünschungszauber oder noch etwas Schlimmeres zufügen wolltest? Also – wie herum?«, schrie er auf die verdatterte Frau ein, die mit aufgerissenen Augen erstarrt vor ihm stand.
    Auch ihr Mann war von der völlig unvorhersehbaren Wandlung des Mönches völlig überrascht, fasste sich aber dann schnell. »Rechts herum«, sagte er dann mit ruhiger Stimme, »sie rührt immer rechts herum!«
    »Habe ich dich gefragt?«, belferte Institoris über die Schulter zurück, ohne die Frau aus den Augen zu lassen und fixierte sie von unten bis oben.
    Tatsächlich, ihre dichten schwarzen Haare wuchsen an den Schläfen bis weit nach vorne in die Stirne und es gab Hinweise dafür, dass dies zumindest ein Zeichen Satans sein könnte. Auch der Inquisitor von Como hatte ihm davon berichtet und erzählt, dass die Bevölkerung von Como besonders darauf geachtet hätte und er

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