Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)
wieder dem Notar zu. »Ihr habt es selbst gehört. Vor Euch liegen eine im ganzen Reich bekannte päpstliche Bulle, eine Aufforderung des Königs, mich zu unterstützen und beglaubigte Stellungnahmen der hochgelehrtesten Köpfe in den Deutschen Landen. Jakob Sprenger, einer der angesehensten Männer Kölns, ist Mitverfasser dieses Buches! Und jetzt sitzt Ihr hier und zögert und zaudert und haltet Euch und uns mit haarspalterischen Formalitäten auf, während sich die Hexensekten rasend wie die Pest ausbreiten?«
Der Notar konnte einwenden, was er wollte, aber Institoris drehte ihm so lange jedes Wort im Mund um, bis Kolich selbst der Ansicht war, im Unrecht zu sein und sich für seine pedantische Starrsinnigkeit entschuldigte. Schließlich fing er an zu schreiben, dass Lambertus de Monte die Erfahrungen der hervorragenden Männer für glaubhaft finde und dass dieses Buch nur gelehrten Männern zugänglich gemacht werden solle, dass Jakob von Straelen, Andreas von Ochsenfurt, Thomas von Schottland, Johann Vörde, Ulrich Kreidweiß, Konrad Vorn, Cornelius Pays, Theodericus von Bummel und der Mitinquisitor Jakob Sprenger sich vorbehaltlos anschlössen. Unter den einzelnen Formulierungen ließ er Platz für die Unterschrift, die Institoris versprochen hatte, von jedem Einzelnen persönlich einsetzen zu lassen.
»Sprenger ist sicher am einfachsten. Ihr wohnt ja im Konvent!«
»Ja, sicher. Er wollte zwar auch selbst herkommen, war aber verhindert. Ich treffe ihn heute Abend«, log Institoris und tat so, als ob er sich schon jetzt darauf freuen würde.
Bruder Heinrich hatte darauf bestanden, dass sowohl die wesentlichen Punkte der Bulle als auch die Empfehlung durch den König Maximilian mit einbezogen würden. Der Notar Wintzen diktierte »In unserem sehnlichsten Wunsche – in summis desiderantes affectibus …« und es ging schon auf den Abend zu, als Kolich mit kratzender Feder schrieb:
»… 1487 , am Samstag, 19. Mai ungefähr um fünf Uhr nachmittags in meiner Gegenwart als öffentlicher Notar und der gerufenen und unterschreibenden Zeugen … der ehrwürdige und gottesfürchtige Bruder, der Inquisitor Henricus Institoris, Professor der Theologie …«
»Und Jacobus Sprenger, ebenfalls Professor und Inquisitor«, rief Bruder Heinrich dazwischen, »ich bestehe ausdrücklich darauf! Sonst sieht es ja so aus, als ob ich die überragenden Verdienste meines lieben Mitbruders an diesem Werk unterschlagen wolle. Aber auch Bruder Sprenger verlangt, dass Ihr seine persönliche Anwesenheit vermerkt. Hier …« Er wühlte in seinen Papieren und hielt dann Wintzen ein Blatt hin.
»Ist schon gut!«, lachte dieser und warf einen flüchtigen Blick darauf. »Es würde sich wohl kaum jemand getrauen, seinen angesehenen Namen zu missbrauchen!«
Institoris verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln. »Nein, das wagt bei seinem Ansehen niemand, der noch bei Trost ist«, lachte er dann laut auf, »der müsste schon ziemlich verrückt sein.« Der Gedanke schien ihn zunehmend zu erheitern. »Das muss ich ihm gleich morgen früh erzählen, heute werde ich ihn wohl nicht mehr sehen!«, fügte er dann noch immer scheinbar belustigt hinzu.
Lambertus de Monte saß derweil in seinem Sessel und war von der Lektüre sichtlich gefesselt, während Institoris langsam nervös wurde. Irgendetwas musste ihm einfallen, wie er an die verflixte Tinte kommen konnte. Schließlich würde es bestimmt Misstrauen erwecken und könnte zu unnötigen Nachfragen führen, wenn die Unterschriften verschiedene Färbungen aufwiesen. Hier stand, dass alle Unterzeichner persönlich anwesend waren, aber wohl keiner würde dazu sein eigenes Tintenfass mitgebracht haben.
Wenn jemand bei den Notaren nachfragte, würden sich diese zuerst winden und dann erklären, der Inquisitor habe beglaubigte Abschriften vorgelegt und sie hätten keinen Grund gehabt, an deren Echtheit zu zweifeln. Aber es stimme schon, persönlich sei kein Einziger außer dem Dekan anwesend gewesen … Er musste unbedingt verhindern, dass auch nur der Hauch eines Verdachtes aufkommen könnte und dazu brauchte er unbedingt dieselbe Tinte, mit der auch die Approbatio geschrieben war. Ursprünglich hatte er vorgehabt, die beiden Notare auf diesen Sachverhalt hinzuweisen, aber nach dem langen Disput mit Kolich war er wieder davon abgekommen. Der würde nur auf die beglaubigten einzelnen Papiere verweisen, die ja in seinem Besitz seien. Lieber dachte er nicht daran, was geschehen würde, wenn jemand
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